Grosso Concerto Gewandhausorchester,26. Okt 2023, besucht von Léonard Wüst

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Das Gewandhaus und der Mendessohnbrunnen in Leipzig beiNacht

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester intonieren erhaben

Besetzung und Programm:
Gewandhausorchester
Andris Nelsons Dirigent
Richard Wagner — Vorspiel und Isoldes Liebestod aus der Oper „Tristan und Isolde“ WWV 90
Anton Bruckner — 9. Sinfonie d-Moll WAB 109

Es ist immer etwas ganz besonderes, ein Orchester in seinem Stammhaus zu erleben, erst recht dann, wenn es auch noch von seinem Chefdirigenten geleitet wird. Nachdem ich das Vergnügen schon vier Tage vorher hatte, allerdings unter Leitung des Gastdirigenten Omer Meir Wellber, war es jetzt soweit, dass Andris Nelsons, im Amt seit 208,  «sein» Orchester selbst dirigierte.

Ekstase im Gewandhaus Leipzig: Wagner und Bruckner unter Andris Nelsons

Andris Nelsons geballte Dirigentenpower

Das Gewandhaus Leipzig öffnete am 26. Oktober 2023 seine Türen für ein Konzert, das die Grenzen der musikalischen Wahrnehmung verschob. Unter der Leitung des charismatischen Chefdirigenten Andris Nelsons, in Leipzig  traditionell als Gewandhauskapellmeister bezeichnet,  präsentierte das Gewandhausorchester zwei monumentale Werke: Richard Wagners Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ und Anton Bruckners 9. Sinfonie in d-Moll.

Wagner’s Tristans Erwachen: Das Vorspiel, das die Seele berührt

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Der Abend begann mit einem Aufschrei der Streicher, der sich in der Stille des Saals zu verlieren schien. Das Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ entfaltete sich mit einer Intensität, die die Zuhörer von der ersten Note an gefangen nahm. Andris Nelsons dirigierte mit einer Passion, die den Raum erfüllte und eine Atmosphäre schuf, die von Emotionen durchzogen war.

Die Mystik des sagenumwobenen Tristan Akkordes

Dirigent Andris Nelsons jeder Ton muss sitzen

Richard Wagners Vorspiel zu seiner bahnbrechenden Oper “Tristan und Isolde” ist ein episches Meisterwerk, das die Grenzen der klassischen Musik sprengt, den Hörer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt und einen  unauslöschlichen Eindruck hinterlässt., was schon mit dem mysteriösen weltberühmten «Tristan Akkord» beginnt.

Das Vorspiel zu “Tristan und Isolde” ist ein musikalisches Manifest der Leidenschaft. Schon die ersten Takte, gespielt von den Streichern, ziehen den Hörer unweigerlich in eine Welt intensiver Gefühle. Andris Nelsons versteht es meisterhaft, die Spannung aufzubauen und die emotionalen Nuancen dieses Stücks zu betonen. Die dynamische Bandbreite reicht von zarten, sehnsuchtsvollen Passagen bis hin zu kraftvollen, stürmischen Momenten.

Die Streicher des Gewandhausorchesters zauberten ein Klanggewebe, das den Zuhörer auf eine Reise durch die Tiefen von Tristans Leidenschaft und Sehnsucht mitnahm. Die dynamischen Kontraste wurden meisterhaft ausgearbeitet, von flüsternden Pianissimo-Passagen bis zu donnernden Fortissimo-Höhepunkten. Jeder Ton schien eine eigene Geschichte zu erzählen, und das Publikum lauschte gebannt.

Die Interpretation durch Andris Nelsons

Dirigent Andris Nelsons zeigt wos langgeht Foto Marco Borggreve

Der gebürtige Lette Nelsons ist zweifellos ein Dirigent von Weltklasse. Seine Interpretation des Vorspiels zu “Tristan und Isolde” ist geprägt von einem tiefen Verständnis für Wagners musikalische Sprache. Er führt das Orchester mit einer Mischung aus Präzision und emotionaler Intensität, die die Essenz dieses Werks einfängt. Die Langsamkeit und Geduld, mit der er die melodischen Linien entwickelt, erzeugen eine fast hypnotische Wirkung, die den Hörer in den Bann zieht.

Die emotionale Reise

Dirigent Andris Nelsons beschwört seine Mitmusiker

Wagners Werk ist eine musikalische Reise in die dunkelsten und tiefsten Emotionen der menschlichen Seele. Es ist eine Reise durch die Leidenschaft, die Sehnsucht, die Verzweiflung und die Ekstase. Nelsons und das Gewandhausorchester navigieren durch diese emotionalen Abgründe mit bemerkenswerter Sensibilität und Intensität. In den Momenten der Ekstase fühlt man sich, als ob die Musik den Hörer in die Höhe hebt, während die Verzweiflung einen tiefen Abgrund öffnet.

Die Spannung bis zum Schluss

Szenenfoto des Konzertes

Das Vorspiel zu “Tristan und Isolde” ist keine leichte Kost. Es ist ein Stück, das den Hörer herausfordert und emotional erschöpft. Die Aufführung unter Andris Nelsons hält die Spannung bis zum letzten Ton aufrecht. Der dramatische Höhepunkt, der sich langsam aufbaut und schließlich in einem kraftvollen Crescendo gipfelt, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.

Die Aufführung des Vorspiels zu “Tristan und Isolde” durch das Gewandhausorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten war ein triumphales Ereignis und hat gezeigt, dass Wagners Musik auch heute noch die Kraft hat, die tiefsten Emotionen in den Menschen hervorzurufen. Unter der einfühlsamen Leitung des 1978 geborenen Dirigenten und mit der Brillanz des Leipziger Klangkörpers wurde diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das noch lange in den Herzen der Zuhörer nachhallt. Es ist eine Erinnerung an die universelle Kraft der Musik, die in der Lage ist, die Grenzen des Verstandes zu überschreiten und direkt in die Seele zu sprechen. Das Auditorium würdigte diese Interpretation mit einem langenhaltenden stürmischen Applaus bevor man sich in die Foyers für die Konzertpause begab.

2. Programmteil: Zitat ab Programm des Gewandhausorchesers:

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester intonieren erhaben

Kreise ziehen Kreise. Bruckner mit dem Gewandhausorchester ist zum Maßstab, zur Marke, zum Erfolgsgaranten und Exportschlager geworden. Tournee-Orte verlangen ein ums andere Mal danach. Für das singuläre Live-Erlebnis ist das irrelevant. Es zählt einzig der erfüllte Moment. Was mit Nikisch begann, wurde von den Gewandhauskapellmeistern Bruno Walter und Wilhelm Furtwängler, Hermann Abendroth und Herbert Albert, Franz Konwitschny, Kurt Masur und Herbert Blomstedt weitergereicht und ist nun bei Andris Nelsons angelangt. Tradition heißt: weitermachen. Immer wieder von vorn anfangen. Nie zu einem Ende gelangen. Fortschreiten. Auf Vergangenem aufbauen und Neues wagen. In der Wiederholung das Einmalige suchen. Vergegenwärtigen. Zitatende.

Bruckners Unvollendete: Die 9. Sinfonie in d-Moll

Szenenfoto des Konzertes

Nach einer 20 minütigen Konzertpause betrat das Orchester erneut die Bühne, um sich Anton Bruckners monumentaler 9. Sinfonie zu widmen. Diese Sinfonie, die Bruckner bis zu seinem Tod nicht vollenden konnte, wurde zu einem Vermächtnis, das die Unvollkommenheit des Lebens selbst einzufangen schien.

Andris Nelsons führte das Orchester durch die komplexen Strukturen und die reichen harmonischen Schichten der Sinfonie. Die langsamen, sich entfaltenden Passagen wurden mit einer zarten Sensibilität interpretiert, während die kraftvollen Tutti-Momente das Gewicht und die Größe von Bruckners musikalischem Denken betonten.

Das Werk offenbarte Bruckners Fähigkeit, eine klangliche Architektur zu schaffen, die die Zuhörer in eine Welt der Reflexion und Kontemplation entführte. Die Schönheit der Melodien wurde von den Bläsern des Gewandhausorchesters meisterhaft herausgearbeitet, während die Streicher eine texturierte Kulisse schufen, die den Hörer in einen Sog aus Klang und Emotion zog.

Nelsons‘ Interpretation: Eine Symbiose aus Leidenschaft und Präzision

Szenenfoto des Konzertes

Andris Nelsons erwies sich einmal mehr als ein Dirigent von außergewöhnlichem Talent. Seine Interpretationen von Wagner und Bruckner waren geprägt von einer tiefen Verbindung zu den Werken und einer klaren visionären Ausrichtung. Seine expressive Gestik und das feine Gespür für Dynamik verliehen der Aufführung eine Intensität, die das Publikum in den Bann zog.

Die Kommunikation zwischen Nelsons und dem Orchester war faszinierend zu beobachten. Jede Nuance der Partitur schien zwischen Dirigent und Musikern zu schweben, was zu einer Aufführung führte, die sowohl von Leidenschaft als auch von technischer Präzision geprägt war. Es war ein wahrhaft symbiotischer Moment zwischen Dirigent und Orchester.

Die Magie des Gewandhauses: Akustik und Atmosphäre

Szenenfoto des Konzertes

Die Akustik des Gewandhauses trug maßgeblich zum Erfolg dieses Konzerts bei. Jeder Klang, sei es das leiseste Flüstern der Streicher oder der donnernde Applaus des Publikums, wurde in einem harmonischen Gleichgewicht präsentiert. Die räumliche Tiefe und Klarheit der Akustik ermöglichten es den Zuhörern, in die Feinheiten der Musik einzutauchen.

Die Atmosphäre im Saal war eine Mischung aus andächtiger Stille und begeistertem Applaus. Die Zuschauer schienen den Atem anzuhalten, um keinen Moment der musikalischen Pracht zu verpassen. Nach jeder Darbietung brach ein Sturm der Anerkennung aus, der die Dankbarkeit des Publikums für die künstlerische Leistung widerspiegelte.

Fazit: Ein Abend der musikalischen Erleuchtung

Gewandhausorchester Dirigent Andris Nelsons Foto Christian Modla

Insgesamt war dieses Konzert im Gewandhaus Leipzig nicht nur ein Höhepunkt der Saison, sondern ein Ereignis, das in die Geschichte des Orchesters eingehen wird. Die kraftvolle Interpretation von Wagner und die einfühlsame Darbietung von Bruckners 9. Sinfonie zeigten die Vielseitigkeit und das Können des Gewandhausorchesters unter der einfühlsamen Leitung von Andris Nelsons.

Dieser Abend war nicht nur ein Konzert; es war eine Reise durch die Tiefen der menschlichen Seele, eingefangen in den Noten von Wagner und Bruckner. Das Gewandhaus Leipzig bewies einmal mehr, warum es zu den führenden Konzerthäusern der Welt zählt. Und Andris Nelsons setzte seine Position als einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit eindrucksvoll fort. Ein Abend der musikalischen Erleuchtung, der noch lange in den Herzen der Zuhörer nachklingen wird und das dieses auch mit dem entsprechenden Applaus belohnte.

Text: www.leonardwuest.ch

Footos: https://www.gewandhausorchester.de/

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Dirigent Andris Nelsons zeigt wos lang geht Foto Marco Borggreve

Szenenfoto des Konzertes

Gewandhauskapellmeiser Andris Nelsons

Gewandhausorchester Dirigent Andris Nelsons Foto Christian Modla

Gewandhausorchester Leipzig Foto Jens-Gerber

Dirigent Andris Nelsons beschwört seine Mitmusiker

 

 

Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, weltweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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