Invasive Neophyten werden zunehmend zum Problem. An den Seitengewässern in Erstfeld bekämpfen derzeit die Korporationsbürgergemeinde, die Gemeindewerke und die kantonalen Fachstellen gemeinsam Sommerflieder und das Einjährige Berufkraut.
Beim nördlichen Eingang zum Dorf Erstfeld liegen zwei Geschiebesammler. Wenn die Wildbäche Wyertal und Leidtal viel Geschiebe führen, halten die Sammler das Material zurück und schützen so Wohngebiete und Kulturland. Das ganze Gebiet im Rynächt hat in den vergangenen Jahren wegen der Neat eine starke Umgestaltung erfahren. Aktuell wächst am Hang auch ein Jungwald heran, der mit viel Aufmerksamkeit gepflegt wird.
Was aber auch auffällt, ist der Sommerflieder, der rasch Fuss fasst. Seine violetten Blüten sind schön anzuschauen – aber er ist ein invasiver Neophyt. Das heisst, eine nicht-einheimische Pflanze, die sich schnell ausbreitet und einheimische Gewächse verdrängt. Besonders achtgeben muss man auf offene Gebiete wie Gerinne, Böschungen, Waldränder etc. Hier gedeihen die eingeschleppten Arten oft sehr gut. Rund um die Sammler Wyertal und Leidtal wächst neben dem unerwünschten Sommerflieder auch das Einjährige Berufkraut. Für Laien sieht es aus wie Margeriten oder Kamillen. Das Einjährige Berufkraut ist jedoch auch ein Neophyt und vor allem für die Landwirtschaft ein Problem. Es wird vom Vieh gemieden und kann sich massiv vermehren, sodass die Weiden schnell und stark verunkrauten.
Die Sammler Wyertal und Leidtal sowie das Gebiet rundherum müssen von den Neophyten befreit werden. Das ist auch im Interesse des Hochwasserschutzes. Werden die Neophyten entfernt, ist allfälliges Geschiebematerial, das bei einem Ereignis anfällt, weniger mit Pflanzen durchsetzt. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Kosten der Geschieberäumung aus. Auch muss man sich dann nach dem Ernstfall keine Sorgen machen, dass man die Neophyten aus dem Sammler verschleppt.
Samen überleben im Boden jahrelang
Aktuell bekämpft ein Team der Korporatonsbürgergemeinde Erstfeld die invasiven Pflanzen. Das ist harte Arbeit – von Hand oder mit Säge und Pickel werden die Sträucher und Pflanzen ausgerissen. Die Geschiebesammler werden von den Neophyten befreit und auch die steilen Gewässerrinnen werden so Meter für Meter «gesäubert». «Man muss früh mit der Bekämpfung anfangen, bevor die Pflanzen absamen», sagt Förster André Herger von der Korporationsbürgergemeinde Erstfeld. Die Samen des Sommerflieders haben es besonders in sich: Sie können im Boden jahrelang überleben und dann viel später keimen. «Wenn man nichts unternimmt, wären die Geschiebesammler in Kürze voll Sommerflieder.» Der Kampf gegen invasive Neophyten bleibt eine Daueraufgabe, ist aber insbesondere in den ersten Jahren nach einer Umgestaltung intensiv und wichtig. Die Korporationsbürgergemeinde Erstfeld setzt pro Jahr mehrere Wochen für die Neophytenbekämpfung im gesamten Gebiet ein. Koordiniert werden die Massnahmen kantonsweit vom Amt für Umweltschutz.
Gemeindewerke Erstfeld unterstützt Neophytenbekämpfung
Die Arbeiten an den Seitengewässern können auch dank den Gemeindewerken Erstfeld (GWE) ausgeführt werden. «Unser selbst produzierter Ökostrom ist nature-made-star-zertifiziert. Die daraus resultierenden Zusatzeinnahmen werden für sinnvolle Projekte zugunsten der Natur aufgewendet», sagt Peter Dittli Geschäftsführer der GWE. «Wir sind besonders interessiert an Projekten vor Ort. Darum finanzieren wir die Neophytenbekämpfung in diesem Jahr erstmals mit.» Erfreulich sei, dass die Wertschöpfung so im Dorf bleibe.
Jetzt heisst es dranbleiben. Die Gemeindewerke Erstfeld hat die Unterstützung der Neophytenbekämpfung an den Seitengewässern für sechs Jahre zugesichert. Die kantonalen Fachstellen und die Korporationsbürgergemeinden gehen seit Jahren als Vorbild voran und sensibilisieren auch Privatpersonen auf die Thematik Neophyten. «Es müssen alle gemeinsam etwas unternehmen, nur so lässt sich das eindämmen», sagt André Herger.
Das Amt für Umweltschutz hat auf der Homepage www.ur.ch (Stichwort: Neobiota) Informationsmaterial wie Merkblätter, Flyer und Bilder bereitgestellt. Bei Fragen gibt auch eine kompetente Fachperson vom Amt für Umweltschutz gerne Auskunft. Funde von Problempflanzen können ebenfalls gemeldet werden.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]