Das Schweizer Gesundheitswesen steht derzeit vor vielfältigen Herausforderungen. Die anhaltende wirtschaftliche Inflation, bedeutende Tarifsenkungen und der spürbare Mangel an Fachkräften sind nur einige Aspekte davon. Die Kumulation dieser Herausforderungen hat in den vergangenen zwei Jahren zu einer erheblichen Verschärfung der Lage geführt und die finanzielle Situation in den meisten Schweizer Spitälern rapide verschlechtert. Das Kantonsspital Uri (KSU) ist ebenfalls von den Entwicklungen im Gesundheitswesen betroffen. Gemeinsam wollen das Kantonsspital und die Gesundheitsdirektion im Rahmen eines Massnahmenplans das Leistungsangebot und die gemeinwirtschaftlichen Leistungen überprüfen.
Das Schweizer Gesundheitswesen befindet sich in einem spürbaren Fachkräftemangel, der sich angesichts einer alternden und zunehmend multimorbiden Gesellschaft weiter verschärfen könnte. Zusätzlich zu diesem Personalengpass üben finanzielle Faktoren erheblichen Druck auf das Gesundheitswesen aus. Die Finanzierung von Spitälern erfolgt über Tarife, die bisher kaum an die inflationäre Wirtschaftslage angepasst wurden. Der Preis- und Margendruck verstärkt sich weiter. Dazu tragen auch politische Entscheide des Bundes zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bei. So führte beispielsweise die Pflicht zur Ambulantisierung (Vorrang ambulanter vor stationären Behandlungen) zu wesentlichen Mindereinnahmen in den Spitälern.
Das Kantonsspital Uri bleibt nicht von diesen Herausforderungen verschont. Absehbar ist, dass das Jahr 2023 mit einem Verlust abgeschlossen werden muss. Und der Ausblick auf die Jahre 2024 bis 2028 stimmt aus finanzieller Sicht wenig positiv. Zwar verzeichnet das KSU seit einigen Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum, das auch in Zukunft erwartet wird. Die Kosten, insbesondere auf der Personalseite, steigen jedoch noch stärker, so dass unter dem Strich in den kommenden Jahren mit Defiziten zu rechnen ist.
Fortunat von Planta, der Spitaldirektor, äussert sich folgendermassen: «Wir konnten in der Vergangenheit die Veränderungen bei den externen Rahmenbedingungen gut absorbieren. Die Luft für Prozessoptimierungen wurde mit den Jahren aber immer dünner. Die jüngsten externen Entwicklungen, insbesondere die Teuerung und neue Tarifkürzungen, können wir nicht mehr auffangen.»
Auch Spitalratspräsident Peter Vollenweider nimmt zu den finanziellen Entwicklungen Stellung: «Die Mindereinnahmen durch Tarifkürzungen machen seit den politischen Diskussionen im Jahr 2016 rund um den Neu- und Umbau mehr als 10 Millionen Franken aus. Aktuell sind das 2 Millionen Franken Mindereinnahmen pro Jahr. Zusätzlich macht die Teuerung im Jahr 2024 rund 3,9 Millionen Franken aus, die in den Tarifen bislang nicht berücksichtigt wird.» Das bedeutet: Sollte die Teuerung auch in Zukunft nicht mit den Tarifen abgegolten werden, wird das KSU ohne zusätzliche Unterstützung der öffentlichen Hand die finanziellen Herausforderungen kaum tragen können.
Der Spitaldirektor hebt ausserdem hervor: «Seit 2020 besteht im Kanton Uri eine Tarifblockade.» Dies resultiert daraus, dass die Krankenversicherungen die Tariffestsetzung des Urner Regierungsrats nicht akzeptieren und diese ans Bundesverwaltungsgericht weitergezogen haben. Er fügt hinzu: «Ein baldiger Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts könnte höhere Tarife ermöglichen und den Teuerungsausgleich fördern.»
Massnahmenplan und Überprüfung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen
Auf der anderen Seite erachten es die Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion und die Spitalführung unverändert als eine zentrale Aufgabe, das Leistungsangebot, die Prozesse, den Einkauf von Geräten und Materialien oder die Leistungsabrechnung des Kantonsspitals Uri kritisch auf Kosteneinsparungspotenzial und Ertragssteigerungsmöglichkeite
Gegenwärtig erarbeitet das Kantonsspital Uri einen detaillierten Massnahmenplan, der in den kommenden Monaten umgesetzt wird. Die Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion wird diesen Prozess eng begleiten und unterstützen. Gesundheitsdirektor Christian Arnold betont: «Das dynamische und stark regulierte Umfeld fordert die Schweizer Spitäler gegenwärtig sehr stark heraus. Zusammen mit dem Kantonsspital wollen wir die eigenen Möglichkeiten an die Hand nehmen und unsere Hausaufgaben bestmöglich erledigen. Die Mitarbeitenden des Kantonsspitals Uri leisten hervorragende Arbeit. Gemeinsam wird es gelingen, die eingeschlagene Strategie des Kantonsspitals erfolgreich umzusetzen.»
Für den Urner Gesundheitsdirektor ist es aber auch klar, dass die Abgeltung der vom Kantonsspital erbrachten gemeinwirtschaftlichen Leistungen überprüft werden muss. Nicht alle vom Kanton bestellten Leistungen kann das Kantonsspital Uri kostendeckend erbringen. Weil sie aber aus regionalpolitischen Gründen wichtig und erwünscht sind, leistet der Kanton jährlich einen Pauschalbeitrag von gegenwärtig 4,9 Millionen Franken an das Kantonsspital Uri. Dieser Betrag blieb in den vergangenen fünf Jahren unverändert. Bemerkenswert ist dabei, dass der Kantonsbeitrag im Jahr 2012 noch rund 1 Million Franken höher als heute ausfiel. «In den kommenden Monaten werden das Leistungsangebot und die gemeinwirtschaftlichen Leistungen des Kantonsspitals überprüft. Es ist unsere Aufgabe, der Frage nachzugehen, was wir uns in den kommenden Jahren zu welchem Preis in unserem neuen Kantonsspital leisten wollen bzw. können. Damit verbunden ist auch die Frage nach der Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen durch den Kanton ab dem Jahr 2025.»[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]