Schrammelmusikduo mit Ziehharmonika und Geige,
Der legendäre Film „Der 3. Mann“ aus dem Jahre 1949 mit Orson Wells, Joseph Cotten und Alida Valli unter der Regie von Carol Reed und mit dem Filmsoundtrack des Zithervirtuosen Anton Karas. spielt im Wien der Nachkriegsjahre, zu Beginn des sogenannten „Kalten Krieges“, der erst mit dem Berliner Mauerfall am 9. November 1989 ein, vorläufiges, Ende nahm. Die damals östlichste Hauptstadt Westeuropas unter der Verwaltung der vier alliierten Siegermächte, war eine Agentendrehscheibe und der Kultfilm spiel teilweise auch in den Abwasserkanälen der Stadt.
Abtauchen in die Wiener Unterwelt
Ganz so weit hinunter geht es dann doch nicht, wenn man in den Zwölfapostelkeller zum Stadtheurigen geht, aber ein paar Treppen geht’s halt schon hinunter in die „Unterwelt“, ins historische Kellergewölbe, dessen Geschichte bis in Jahr zurück 1339 belegt ist. Eine Gämse muss man nicht grad sein um das zu schaffen, aber für nicht ganz so bergtaugliche wie mich, nicht grad so ideal, aber geschafft, wenn auch langsam und vorsichtig, hab ichs dann doch, zumindest in den obersten der verschiedenen Keller, ohne mich abseilen zu müssen.
Ganz unten war ich nicht
Zuunterst, von mir nicht erreicht der Brunnenkeller, die einzig noch komplett erhaltene gotische Brunnenstube Wiens. In Begleitung meines guten Wiener Freundes, dem besten Boogie Woogie – & Bluespianisten Österreichs, Michael Pewny und seiner Mutter Ursula, traf ich schon um ca. 18.00 Uhr, nicht auf Orpheus, aber auf den freundlichen Ober mit kroatischen Wurzeln in der Unterwelt. Alsbald genossen wir die, von uns georderten, von den netten Apostelmitarbeitern aufgetischten, typisch österreichischen Hausspezialitäten und warteten gespannt auf die, täglich ab 19.00 Uhr aufspielenden, Schrammelmusiker.
Infos ab Homepage des Zwölfapostelkellers:
Drei Kellergeschoße in bis zu 18m Tiefe behüten Denkmäler der Geschichte. Die Ursprünge des Bauwerkes gehen bis in die Romanik und Gotik zurück, erwähnt wurde es bereits 1339. Das Mauerwerk des Brunnenkellers, mit seinen für die vornehmen Bauten der Romanik charakteristischen Steinquadern, stammt aus den Jahren um 1100. In den Jahren 1716 – 1721 wurde vom Wiener Baumeister Lucas von Hildebrandt die bis heute erhaltene Barockfassade gestaltet, eine der schönsten in Wien, die dem Bauwerk den Namen Hildebrandthaus verschaffte und unter Denkmalschutz steht.
Österreichische Hausmannskost in üppigen Portionen
Ich verpflegte mich mit einer saisonalen Wildsuppe mit Speck, die aber, aufgrund des etwas sehr vielen Specks, eher eine Specksuppe mit etwas Wildgeschmack war, aber gut abgeschmeckt war sie. Meine Begleiter*innen lobten ihre Rindssuppe mit Griessnockerln, bevor sie sich an Schweinsbraten mit Serviettenknödel und Speckkrautsalat gütlich taten und ich mich dem Spanferkel zuwandte. Schön zart zubereitet aber eine so grosse Portion, dass locker zwei hungrige Fernfahrer davon satt geworden wären. Währenddessen brummte der Laden, ein ständiges Kommen und Gehen, grosse und kleine Gruppen, Familien, eine Bande Jugendfreunde mit weiblichem Anhang, Touristenpärchen aus aller Herren Länder wurden durch die Gewölbe geschleust, platziert und bedient. Die Servicemitarbeiter kamen da schon manchmal an den Anschlag, blieben aber immer freundlich und aufmerksam.
Der langersehnte Auftritt der „Schrammler“
Dann endlich kamen sie vom unteren Keller zu uns herauf, die beiden Schrammelmusiker und intonierten am Nebentisch schon mal die Mutter aller Schrammellieder „Die Reblaus“, dessen Version von Hans Moser weltweit begeisterte und zu einem Synonym für diesen Musikgenre wurde. An jedem Tisch machte die Musiker ihre Aufwartung und erfüllten die Musikwünsche der Gäste, die „Reblaus“ war fast jedes Mal dabei, so dann auch bei uns. Leider hatte ich mir diesbezüglich keine Notizen gemacht und eines meiner liebsten Wienerlieder (nicht ein typischer Schrammel, aber passend), „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Robert Stolz schlicht vergessen zu wünschen.
Auch Puszta Klänge fehlten nicht
So beglückten uns die „Schrammler“, ein Akkordeonist, ein Geiger, noch mit einem Potpourri aus der Operette „Die Csárdásfürstin“ und so ging im Zwölfapostelkeller halt die Chose auch nicht ganz ohne Weiber. Natürlich ist das ganze Drum und Dran auch sehr auf Touristen ausgerichtet, es waren aber auch mindestens ebenso viele Eingeborene, oder zumindest österreichische Gäste anwesend. So sind denn die Preise sehr moderat kalkuliert, die Portionen dagegen sehr grosszügig bemessen. Trotzdem, ein Apfelstrudel mit Vanillesauce musste dann aber doch noch bestellt sein, obschon ich mir eigentlich vorher bewusst war, dass ich den nicht mehr schaffe. So gings denn gutgelaunt und gutgenährt an den Aufstieg aus den Katakomben, um ein Erlebnis reicher, zurück in die reale Welt.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Michael Pewny, Léonard Wüst und https://www.zwoelf-apostelkeller.at/https://www.zwoelf-apostelkeller.at/
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