Hier wird europäische Orchesterzukunft geschrieben Die Saison 2022/23 des Luzerner Sinfonieorchesters

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Das Luzerner Sinfonieorchester als Residenzorchester des KKL Luzern im grossen Konzertsaal

Das Musikfeuilleton brachte es auf den Punkt, als es im Frühjahr 2022 das Luzerner Sinfonieorchester als „Booster gegen Klassikroutine“ adelte. In der Schweizer Metropole am Vierwaldstätter See findet das Virus der Konzertlangeweile seit der Zusammenarbeit von Intendant Numa Bischof Ullmann mit dem Chefdirigenten Michael Sanderling keinen Nährboden mehr. Stattdessen wird hier im Tutti Zukunft geschrieben, gebaut und musiziert. „Ich bin selten im Leben musikalisch so glücklich gewesen wie hier“, bekennt der seit einer Saison amtierende Berliner Dirigent. „Die Musiker kommen sehr gut vorbereitet in die Proben und haben meine Einrichtung der Partitur schon gründlich gelesen. Zugleich ist das Orchester überaus reaktionsschnell. … Und schliesslich besitzt das Orchester einen starken Entwicklungswillen. Es will weiterkommen und wachsen.“ Diese Aufbruchstimmung spiegelt auch das Saisonprogramm 2022/23 des Luzerner Sinfonieorchesters wider, das von einer idealen Melange aus Traditionsbewusstsein und Entdeckergeist geprägt ist.

Dirigent Michael Sanderling

Die Expansion ins (spät-)romantische Repertoire bildet neben dem traditionellen Fundament der Wiener Klassik eine programmatische Hauptachse der neuen Saison. Mit epochalen Meisterwerken wie Anton Bruckners „Romantischer Sinfonie“ (14./15.6.23), Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ (mit der Schwedischen Hofopernsängerin Anna Larsson und dem in Basel lebenden Ausnahmetenor Daniel Behle, (30.11/1.12.22) sowie den „Vier letzten Liedern“ von Richard Strauss beim Lucerne Festival (mit der libanesisch-kanadischen Sopranistin Joyce El-Khoury, (26.8.22) stösst der Luzerner Klangkörper in neue klangsprachliche wie besetzungstechnische Sphären vor. Der begonnene Brahms-Sinfonien-Zyklus findet mit der Aufführung von Nr. 3 (8.2.23) seine Fortsetzung, ergänzt um die sog. „Fünfte“ (18./19.1.23), nämlich die von Arnold Schönberg angefertigte Orchesterfassung des ersten Klavierquartetts von Johannes Brahms. Der gesamte Zyklus wird dank der 2021 gestarteten langfristigen Partnerschaft mit dem Label Warner Classics als „Luzerner Deutung“ auch auf Tonträger erhältlich sein. Schliesslich stellt das Luzerner Sinfonieorchester seine bereits ausgewiesene Dvořák-Expertise (die Einspielung der Sechsten wurde von der „New York Times“ prämiert) mit dessen Solokonzerten für Violine (19.10.22), Klavier (20.10.22) und Violoncello sowie der Sinfonie Nr. 8 (beides 18.12.22) fortlaufend unter Beweis.

Daneben weckt das Luzerner Sinfonieorchester in der Saison 2022/23 auch wieder die Neugier auf die Neue (und neueste) Musik: ob selbst (in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern) als Auftraggeber einer Novität des Landsmanns Andrea Scartazzini (5./6.4.23) oder mit Schweizer Erstaufführungen eines Violinkonzerts von Toshio Hosokawa (14./15.6.23) bzw. der „Exterminating Angel Symphony“ von Thomas Adès (8./9.3.23).

Das Luzerner Sinfonieorchester Marco Borggreve

Überhaupt hat sich Luzern zu einem kammermusikalischen Epizentrum entwickelt, das – nicht zuletzt durch Luzerns neues Klavierfestival „Le piano symphonique“ – an Strahlkraft hinzugewonnen hat. Bei dessen zweiter Ausgabe (7. bis 11. Februar 2023) sind u. a. internationale Spitzenvirtuosen wie Krystian Zimerman (mit Brahms‘schen Klavierquartetten), Evgeny Kissin gemeinsam mit der amerikanischen Starsopranistin Renée Fleming, die Pianistinnen Martha Argerich (u. a. mit dem Schumann-Konzert) und Khatia Buniatishvili (Rachmaninow-Konzert Nr. 3) oder Rudolf Buchbinder, Jean Rondeau, Marie-Ange Nguci und Lukáš Vondráček in Solo-Recitals zu erleben. Zudem erklingt ein neues Klavierwerk von Edmund Finnis (9.2.23) innerhalb eines Solo-Recitals von Víkingur Ólafsson, das – als innovatives Konzertkonzept – einem ersten sinfonischen Konzertteil mit dem Legenden umrankten Paderewski-Klavierkonzert (hiermit dem 17-jährigen Yoav Levanon als Solist) folgt.

Ausserhalb des Festivals gastiert zudem die Grande Dame der russischen Pianistik, Elisabeth Leonskaja, beim Luzerner Sinfonieorchester (28.3.23) und wird unter der Leitung von Michael Sanderling die beiden a-Moll-Klavierkonzerte von Robert Schumann (op.54) und Edvard Grieg (op. 16) darbieten – inklusive CD-Mitschnitt für das Partner-Label Warner.

Die zweite kammermusikalische Programmschiene in Luzern sind die beliebten Lunchkonzerte, in der neuen Saison wieder sechs an der Zahl. Zu jedem wurde ein besonderes Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen entwickelt – hier wird Inklusion praktiziert und ist längst nicht mehr nur ein Schlagwort. Darunter findet sich zudem eine reizvolle Premiere: das Kunstlied „Allerseelen“ von Philip Glass als Welturaufführung zum 85. Geburtstag des US-Komponisten (Lunchkonzert „Glass & Mahler – und das Jenseits“, 1.12.22). Die Titel der Lunchkonzerte kommunizieren die Vielfalt der Luzerner Programmzusammenstellung: etwa „Les Goûts-Réunis“ (4.11.22) mit Barockmusik für Blockflöte und Cembalo, „Das Horn lockt nächtlich dort“ (9.3.23) mit einer bläserischen Epochenreise, „Von Lüttich nach Paris“ (6.4.23) mit drei Schlüsselwerken französischer Geigenkunst oder „Von Ravel bis Jazz & Pop“ mit dem Vision Quartett (5.5.23).

Eine Vielzahl weiterer Ausnahmevirtuosen begrüsst Luzern auch während der übrigen Saison, darunter die Violinisten María Dueñas (19.10.22), Johan Dalene (24./25.5.23) und Daishin Kashimoto (14./15.6.23), die Pianisten Francesco Piemontesi (20.10.22), Jean-Yves Thibaudet (18./19.1.23) und Alexandre Kantorow (12.5.23), der Cellist Gautier Capuçon (18.12.22), die Sopranistin Olga Peretyatko (1./2.1.23)sowie der Klarinettist Andreas Ottensamer (5./6.4.23). Als Gastdirigenten übernehmen Mikhail Pletnev (7.9.22), Juanjo Mena (9./10.11.22), Charles Dutoit (12.5.23) und Thomas Dausgaard (24./25.5.) das Pult des Luzerner Sinfonieorchesters. Besonders herzlich willkommen geheissen werden auch die beiden nach wie vor eng mit dem Klangkörper verbundenen Ex-Chefs James Gaffigan (28.3.23) und Jonathan Nott – letzterer mit seinem aktuellen Orchestre de la Suisse Romande (10.2.23).

Eine Investition in die Zukunft ist zudem die nachhaltige Förder- und Nachwuchskultur, die in Luzern gepflegt wird und auch in der Saison 2022/23 wieder neue Blüte ausbildet. So findet im September erstmals gemeinsam mit der Géza Anda-Stiftung ein Orchester-Klavierkurs unter der Leitung von Mikhail Pletnev statt. Und bei einem viertägigen Dirigierkurs im November bietet sich für fünf Nachwuchs-Orchesterleiter die Chance auf die neu geschaffene Stelle „Assistenzdirigat“ beim Luzerner Sinfonieorchester, was durch eine private Stiftung ermöglicht wird und für den unternehmerischen Ansatz der Institution durch private Finanzierungen steht.
Für Projekte dieser Art wie auch für Musikvermittlungsarbeit erweist sich das massgeblich vom Intendanten Numa Bischof Ullmann angestossene und 2020 eröffnete neue Orchesterhaus „am Südpol“ mit Stimmzimmer, Garderoben, Verwaltungsbüros, Sälen für die musikalische Vermittlungsarbeit und einem Probensaal von 5000 Kubikmetern Raumvolumen in Studioqualität (u.a. für Aufnahmen) als Pfund, mit dem Luzern auch in den kommenden Jahren wuchern kann. Die unmittelbare Nachbarschaft zur Musikhochschule ermöglicht zudem für beide Seiten Kooperationsprojekte der kleinen Wege: in der Saison 2022/23 etwa wieder bei den Familien- und Schulklassenkonzerten, bei klingenden Konzerteinführungen mit dem hochschuleigenen Ensemble Helix und natürlich beim traditionellen Solistenkonzert der Hochschulabsolventen zu Saisonende (20.6.23).

Wer schliesslich das Sinfonieorchester Luzern in der Saison 2022/23 jenseits des Vierwaldstätter Sees live erleben möchte, hat dazu ausreichend Gelegenheit: innerhalb der Schweiz u.a. in Zürich (Tonhalle, 8.9.22) und Genf (15.12.22, Victoria Hall), ausserdem beim österreichischen Grafenegg Festival (Debüt am 25.8.22), dem schwedischen Stockholm (26.10.22) und dem deutschen Künzelsau (22.2.23). Zudem unternimmt das Orchester in der Saison zwei Konzerttourneen: vom 16. bis 19. April 2023 nach Deutschland (mit den Stationen Düsseldorf, dem Debüt in der Hamburger Elbphilharmonie, Hannover, Köln) sowie eine Asientournee nach Thailand und Südkorea vom 24. Juni bis 2. Juli, wobei es im Rahmen des 25. Jubiläums des Bangkok Festival for Dance and Music als erstes Schweizer Orchester überhaupt in Bangkok gastiert.

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