Hochschule Luzern HSLU, Anpacken, wo der Schuh drückt: Forscherin entwickelt Online-Plattform für fairen Schuhhandel

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HSLU Wirtschaft

Wie können Schuhe fair vermarktet werden, ohne Menschen und Umwelt auszubeuten? Dieser Frage ging Catalina Jossen Cardozo von der Hochschule Luzern nach. Sie entwickelte die Online-Plattform «By Maria», die kolumbianische Schuhmacherinnen mit Designern und Kunden zusammenbringt. Morgen geht «By Maria» online. Rund 55 Millionen Paar Schuhe werden jährlich in Kolumbien produziert und in die ganze Welt exportiert. Die Schuhproduktion gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes.v Hochschule Luzern HSLU, Anpacken, wo der Schuh drückt: Forscherin entwickelt Online-Plattform für fairen Schuhhandel Aufgrund der Konkurrenz aus China steigt jedoch der Druck – vor allem auf kleine Werkstätten. «Für die läuft es alles andere als gut», sagt Catalina Jossen Cardozo vom Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern. Die gebürtige Kolumbianerin hat selbst als Unternehmerin und Beraterin in der Branche gearbeitet.

Catalina Jossen Cardozo

Abhilfe soll das von Jossen Cardozo entwickelte Projekt «By Maria» schaffen. Die dazugehörende Online-Plattform www.bymaria.ch geht am Nachmittag des 21. Juni online. Um einen Shop à la Zalando geht es dabei nicht, wie die Forscherin betont, sondern vielmehr um ein System, das Kleinproduzenten, Designer und Kunden miteinander verbinden und eine nachhaltige Schuhproduktion fördern soll.

Und so funktioniert «By Maria»:

  • Designerinnen und Designer kreieren ihre Kollektion und stellen sie online. Sie erhalten 10 Prozent des Verkaufspreises (normalerweise ist es 1 Prozent).
  • Die Kundschaft wählt ein Design und schickt die Masse ihrer Füsse ein – eine in Entwicklung befindliche App soll diesen Vorgang künftig vereinfachen.
  • In Kolumbien produzieren die Schuhmacherinnen und Schuhmacher die Schuhe dann in hochwertiger Handarbeit. Zum Einsatz kommen Materialien, die nach ökologischen Kriterien ausgewählt wurden. Die Kleinproduzenten erhalten einen fairen Lohn und werden ebenfalls direkt am Verkaufserlös beteiligt.
  • Schliesslich erwerben die Endverbraucher die Schuhe zu einem vernünftigen Preis.

Potenzial auch fürs Schweizer Handwerk

«By Maria» entstand aus der gleichnamigen Masterarbeit in Service Design, die Catalina Jossen Cardozo am Departement Design & Kunst schrieb. Dafür erhielt sie 2016 eine Auszeichnung für herausragende Absolventen. Überzeugt war auch das Gremium von «Bridge»: Das Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und von Innosuisse (vormals Kommission für Technologie und Innovation KTI) richtet sich an junge Forschende, die ihre Erkenntnisse zu konkreten Anwendungen oder Dienstleistungen weiterentwickeln.

101 Ideen wurden bei der ersten «Bridge»-Ausschreibung eingegeben und elf – darunter «By Maria» – ins Programm aufgenommen. Ein Grund für den Entscheid: Das Konzept von Catalina Jossen Cardozo hat auch Potenzial für traditionelle Handwerksindustrien in der Schweiz, die generell stärker im Mittel- bis Hochpreissegment angesiedelt sind. Der SNF hat «By Maria» mittlerweile auf seiner Website hervorgehoben als gutes Beispiel für ein Forschungsprojekt, das auf soziale statt technische Innovationen setzt.

Eine Stiftung für Schuhmacher

Dank des «Bridge»-Programms kann die Forscherin ihre Arbeit mit einem kleinen internationalen Team fortführen. «In Bogotá veranstalteten wir Workshops mit interessierten Schuhmachern», sagt sie. «Wir analysierten, wie sie ihre Arbeit bisher organisieren, welche Materialien sie zur Verfügung haben und was sie an zusätzlicher Ausrüstung oder Know-how benötigen.»

Um die Schuhmacherinnen und Schuhmacher vor Ort besser unterstützen zu können, wurde die «By Maria»-Stiftung gegründet. Diese stellt beteiligten Werkstätten kostenlos Gerätschaften zur Verfügung und übernimmt sogar Sozialleistungen für die Mitarbeitenden der Kleinbetriebe. «Uns ist es wichtig, dass diese das Ganze nicht als blosses Geschenk sehen», betont Jossen Cardozo. Daher verpflichten sich die Schuhmacher, sich längerfristig im Projekt zu engagieren und regelmässig an kostenlosen Weiterbildungen teilzunehmen. «Schliesslich soll der Endkunde hochwertige Produkte erhalten.»

Hohe Design-Ansprüche – wenig Geld

Nicht nur die Bedürfnisse der Schuhmacherinnen und Schuhmacher, sondern auch jene von Designerinnen und Käufern wurden in Workshops eruiert, denn: «Wenn sie nicht überzeugt sind, dann kommt das Tool nie zum Fliegen», sagt Catalina Jossen Cardozo. Wie kann etwa die gesamte Palette von Einzelteilen eines Schuhs – Sohlen, Absätze, verschiedene Obermaterialen oder Verschlüsse – attraktiv präsentiert werden? Wie die Anleitungen zur Vermessung eines Fusses oder ganz generell die Kommunikationswege im Tool ansprechend und verständlich gestaltet sein?

Laut Jossen Cardozo bewege man sich hier zwischen hohem Design-Anspruch und bescheidenen finanziellen Möglichkeiten. Schwierig sei es gewesen, dies einem IT-Spezialisten zu vermitteln, erinnert sich die Forscherin. «Es hat gedauert, bis wir jemanden für die Programmierung der Plattform fanden, der verstanden hat, dass wir uns noch am Anfang befinden und es nicht sicher ist, ob und wann sich damit wirklich Geld verdienen lässt.»

Video zu «By Maria»

Rund 55 Millionen Paar Schuhe werden jährlich in Kolumbien produziert und in die ganze Welt exportiert. Die Schuhproduktion gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Aufgrund der Konkurrenz aus China steigt jedoch der Druck – vor allem auf kleine Werkstätten. «Für die läuft es alles andere als gut», sagt Catalina Jossen Cardozo vom Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern. Die gebürtige Kolumbianerin hat selbst als Unternehmerin und Beraterin in der Branche gearbeitet.

Abhilfe soll das von Jossen Cardozo entwickelte Projekt «By Maria» schaffen. Die dazugehörende Online-Plattform www.bymaria.ch geht am Nachmittag des 21. Juni online. Um einen Shop à la Zalando geht es dabei nicht, wie die Forscherin betont, sondern vielmehr um ein System, das Kleinproduzenten, Designer und Kunden miteinander verbinden und eine nachhaltige Schuhproduktion fördern soll.

Und so funktioniert «By Maria»:

  • Designerinnen und Designer kreieren ihre Kollektion und stellen sie online. Sie erhalten 10 Prozent des Verkaufspreises (normalerweise ist es 1 Prozent).
  • Die Kundschaft wählt ein Design und schickt die Masse ihrer Füsse ein – eine in Entwicklung befindliche App soll diesen Vorgang künftig vereinfachen.
  • In Kolumbien produzieren die Schuhmacherinnen und Schuhmacher die Schuhe dann in hochwertiger Handarbeit. Zum Einsatz kommen Materialien, die nach ökologischen Kriterien ausgewählt wurden. Die Kleinproduzenten erhalten einen fairen Lohn und werden ebenfalls direkt am Verkaufserlös beteiligt.
  • Schliesslich erwerben die Endverbraucher die Schuhe zu einem vernünftigen Preis.

Potenzial auch fürs Schweizer Handwerk

«By Maria» entstand aus der gleichnamigen Masterarbeit in Service Design, die Catalina Jossen Cardozo am Departement Design & Kunst schrieb. Dafür erhielt sie 2016 eine Auszeichnung für herausragende Absolventen. Überzeugt war auch das Gremium von «Bridge»: Das Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und von Innosuisse (vormals Kommission für Technologie und Innovation KTI) richtet sich an junge Forschende, die ihre Erkenntnisse zu konkreten Anwendungen oder Dienstleistungen weiterentwickeln.

101 Ideen wurden bei der ersten «Bridge»-Ausschreibung eingegeben und elf – darunter «By Maria» – ins Programm aufgenommen. Ein Grund für den Entscheid: Das Konzept von Catalina Jossen Cardozo hat auch Potenzial für traditionelle Handwerksindustrien in der Schweiz, die generell stärker im Mittel- bis Hochpreissegment angesiedelt sind. Der SNF hat «By Maria» mittlerweile auf seiner Website hervorgehoben als gutes Beispiel für ein Forschungsprojekt, das auf soziale statt technische Innovationen setzt.

Eine Stiftung für Schuhmacher

Dank des «Bridge»-Programms kann die Forscherin ihre Arbeit mit einem kleinen internationalen Team fortführen. «In Bogotá veranstalteten wir Workshops mit interessierten Schuhmachern», sagt sie. «Wir analysierten, wie sie ihre Arbeit bisher organisieren, welche Materialien sie zur Verfügung haben und was sie an zusätzlicher Ausrüstung oder Know-how benötigen.»

Um die Schuhmacherinnen und Schuhmacher vor Ort besser unterstützen zu können, wurde die «By Maria»-Stiftung gegründet. Diese stellt beteiligten Werkstätten kostenlos Gerätschaften zur Verfügung und übernimmt sogar Sozialleistungen für die Mitarbeitenden der Kleinbetriebe. «Uns ist es wichtig, dass diese das Ganze nicht als blosses Geschenk sehen», betont Jossen Cardozo. Daher verpflichten sich die Schuhmacher, sich längerfristig im Projekt zu engagieren und regelmässig an kostenlosen Weiterbildungen teilzunehmen. «Schliesslich soll der Endkunde hochwertige Produkte erhalten.»

Hohe Design-Ansprüche – wenig Geld

Nicht nur die Bedürfnisse der Schuhmacherinnen und Schuhmacher, sondern auch jene von Designerinnen und Käufern wurden in Workshops eruiert, denn: «Wenn sie nicht überzeugt sind, dann kommt das Tool nie zum Fliegen», sagt Catalina Jossen Cardozo. Wie kann etwa die gesamte Palette von Einzelteilen eines Schuhs – Sohlen, Absätze, verschiedene Obermaterialen oder Verschlüsse – attraktiv präsentiert werden? Wie die Anleitungen zur Vermessung eines Fusses oder ganz generell die Kommunikationswege im Tool ansprechend und verständlich gestaltet sein?

Laut Jossen Cardozo bewege man sich hier zwischen hohem Design-Anspruch und bescheidenen finanziellen Möglichkeiten. Schwierig sei es gewesen, dies einem IT-Spezialisten zu vermitteln, erinnert sich die Forscherin. «Es hat gedauert, bis wir jemanden für die Programmierung der Plattform fanden, der verstanden hat, dass wir uns noch am Anfang befinden und es nicht sicher ist, ob und wann sich damit wirklich Geld verdienen lässt.»