Unternehmen, die mobil-flexible Arbeitsformen einführen, sollten ihre Mitarbeitenden für die damit verbundenen Herausforderungen sensibilisieren. Die Hochschule Luzern
entwickelte das Simulationsbrettspiel «Work a Round», das die Firmen bei dieser Managementaufgabe unterstützt.
Mobil-flexibel arbeiten heisst, dass die Mitarbeitenden ihre Aufgaben für ihren Arbeitgeber
unabhängig von fixen Orten und Zeiten erledigen: Das Protokoll wird am Morgen zu Hause getippt, die E-Mails werden im Zug beantwortet, das Kundentreffen findet im Café beim Bahnhof statt. Am Nachmittag sitzen die Teammitglieder im Unternehmen zusammen, um die Entwicklung einer neuen Kundenlösung zu besprechen. «Mobil-flexible Arbeit besteht heute aus einer Kombination von arbeiten im Home Office, unterwegs in sogenannt Third Places, beispielsweise im Zug oder am Flughafen, und im Main Office – also im Büro», sagt Betriebsökonomin Adrienne
Schäfer von der Hochschule Luzern.
Firmen, die in ihrem Betrieb mobil-flexible Arbeitsformen einführen wollen, müssen ihre
Mitarbeitenden nicht nur mit Laptop und Smartphone ausrüsten. Sie sollten sie auch für die
neuen Herausforderungen sensibilisieren. «Zeit- und ortunabhängige Arbeit verlangt
Mitarbeitenden einiges an Planung ab», fügt Schäfer an. So müssen sie ihre Tagesabläufe den
Aufgaben anpassen, weil nicht jeder Standort für alle Tätigkeiten geeignet und die Arbeit von
der verfügbaren Technologie abhängig ist. Für die gemeinsame Teamarbeit sind frühzeitig
Termine zu vereinbaren und entsprechende Räume zu reservieren. Auch für den informellen
Wissensaustausch im Main Office braucht es definierte Zeitfenster. Um Unternehmen bei der
Sensibilisierung der Mitarbeitenden für mobile und flexible Arbeitsformen zu unterstützen,
entwickelte das Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der
Hochschule Luzern das Simulationsbrettspiel «Work a Round». Es ist eines von drei
Werkzeugen, die im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts «iMOW» (siehe Box)
entstanden sind.
Spielende müssen als Team funktionieren
«Work a Round» ist kein Brettspiel, das am Familientisch gespielt wird. Es ist vielmehr ein
Simulationsspiel, bei dem Strategien für mobil-flexibles Arbeiten erprobt und entwickelt
werden können. «Die Mitarbeitenden sollen sich spielerisch dem Thema nähern und lernen,
wie nebst dem Main Office auch andere Orte für die täglichen Aufgaben verwendet werden
können», erläutert Innenarchitekt Jan Eckert. Unter Anleitung einer professionellen Moderation
lösen die Spielenden zu viert oder in vier Gruppen mit Spielfiguren Einzel- und Teamaufgaben:
Teamsitzung, Offerte schreiben, Mitarbeitendengespräch vorbereiten usw. Je nach Aufgaben
und Anforderungen (z.B. Privatsphäre, Konzentration) können diese im Main Office, im Home
Office, an einem sogenannten Third Place oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt
werden. Ziel ist es, als Team alle Aufgaben in möglichst wenigen Spielrunden auszuführen. Es
gibt keine Gewinner oder Verlierer. «Die Spielenden sollten nicht individuell versuchen,
möglichst rasch alles abzuarbeiten. Vielmehr müssen sie im Team funktionieren», sagt Eckert.
Das heisst unter anderem, dass die Mitarbeitenden Strategien entwickeln sollten, um im
Arbeitsalltag Aufgaben und entsprechend passende Arbeitsorte optimal miteinander
kombinieren zu können.
Nach zirka der Hälfte der Spielzeit und am Ende wird der Spielverlauf zusammen mit der
Moderatorin oder dem Moderator analysiert. Welche Arbeitsplätze eignen sich für welche
Arbeit, welche werden kaum genutzt? Wo entstanden Probleme? Wie unterscheidet sich die
Arbeit in der Realität von jener in der Spielwelt? «Der Debriefingprozess im Spielablauf ist
wichtig: Die Mitarbeitenden reflektieren ihre Spielzüge und ziehen daraus Erkenntnisse für ihre
mobil-flexible Arbeitsform», sagt Eckert.
Die Hochschule Luzern plant Workshops
Das Simulationsbrettspiel «Work a Round» ist nicht im Fachhandel erhältlich. Derzeit nutzen
es die beiden Projektpartner, die RBS Group, Firma für Gebäudeplanung, und die Vitra AG,
Herstellerin von Büromöbeln und Planerin von Büroeinrichtungen, bei der Beratung ihrer
Kunden. Die Hochschule Luzern plant zudem, eigene Workshops zu entwickeln, um
Unternehmen im Prozess zu mobil-flexibler Arbeit zu unterstützen.
Das Spiel «Work a Round» testen
Am Donnerstag, 26. November 2015, wird das Simulationsbrettspiel «Work a Round» zum
ersten Mal in der Schweiz präsentiert. Die Hochschule Luzern, die Fachhochschule
Nordwestschweiz und die RBS Group laden zu einem gemeinsamen Workshop ein, an dem das
Spiel ausprobiert werden kann. Zudem erfahren die Teilnehmenden mehr über mobiles und
flexibles Arbeiten. Der Workshop findet von 13.30 bis 17.00 Uhr in den Räumlichkeiten der
RBS Group, Hardturmstrasse 169 in Zürich statt. Weitere Informationen: www.hslu.ch/imow
Im Forschungsprojekt «iMOW» drei Werkzeuge entwickelt
Das Forschungsprojekt «iMOW» ist ein gemeinsames Projekt der Hochschule Luzern und der
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). In den vergangenen drei Jahren haben die
Institutionen drei Instrumente entwickelt, um Unternehmen bei der Implementierung von mobilen
und flexiblen Arbeitsformen zu unterstützen. Nebst dem Simulationsbrettspiel «Work a Round»
(siehe Haupttext) entstand das Analyseinstrument Profiler. Dieses dient Unternehmen,
innerhalb des Betriebs das Potenzial für mobiles und flexibles Arbeiten zu erfassen und
abzuklären, wo diese Arbeitsform allenfalls gefördert werden könnte und sollte. Als drittes
Werkzeug bauten die Forschenden eine Wissensdatenbank namens Mobile Work Directory auf.
In dieser werden für die Projektpartner Best-Practices und Daten zum flexiblen und mobilen
Arbeiten hinterlegt. Das Forschungsprojekt «iMOW» wurde von der Kommission für
Technologie und Innovation (KTI) des Bundes unterstützt. Projektpartner waren RBS Group,
SBB, Siemens, Swisscom und Vitra. Weitere Informationen: www.hslu.ch/imow
Anlagen:
Ziel des Simulationsbrettspiels «Work a Round» ist es, dass sich die Mitarbeitenden spielerisch
mit dem Thema mobil-flexible Arbeit befassen. (Bild: CCTP/Hochschule Luzern)
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