Grundsätzliche Information der HSLU:
Das Solistenkonzert ist der Höhepunkt der künstlerischen klassischen Ausbildung an der Hochschule Luzern – Musik: nach Abschluss des sehr anspruchsvollen Studiengangs «Solo Performance» treten die Absolventinnen und Absolventen ins Berufsleben.
Ausgewählte Studierende erhalten die Möglichkeit, sich mit dem Luzerner Sinfonieorchester im Konzertsaal des KKL Luzern zu präsentieren, diesmal unter der Leitung des Chefdirigenten James Gaffigan
Programm:
Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788)
Konzert für Flöte, Streicher und basso continuo d-Moll Wq 22
Katharina Pitzen, Flöte
Joseph Haydn (1732 – 1809)
Aus der Kantate «Scena di Berenice» Hob. XXIVa:
Rezitativ «Me infelice! Che fingo» und Arie «Perchè, se tanti siete»
Stephanie Szanto, Mezzosopran
Nino Rota (1911 – 1979)
Divertimento concertante, Konzert für Kontrabass und Orchester
Witold Moniewski, Kontrabass
Gustav Mahler (1860 – 1911)
Urlicht aus «Des Knaben Wunderhorn»
Stephanie Szanto, Mezzosopran
Karol Szymanowski (1882 – 1937)
Konzert Nr. 2 op. 61 für Violine und Orchester
Sebastian Bohren, Violine
Maurice Ravel (1875 – 1937)
Konzert für Klavier und Orchester D-Dur «Für die linke Hand»
Shintaro Kawahara, Klavier
Rezension:
Obwohl dieses Konzert jedes Jahr auf dem Programm steht, ist es immer wieder einmalig, da eine Wiederholung mit dieser Solistenzusammenstellung schon sehr unwahrscheinlich ist, werden doch diese Abgänger der diversen Meisterklassen unterschiedliche berufliche Wege gehen, in verschiedenen Orchestern ihre Sporen abverdienen um das angestrebte Ziel, eine Karriere als Solist, zu erreichen. Auch ist natürlich die Vorfreude auf ein Konzert mit Beteiligung „unseres“ Luzerner Sinfonieorchesters, übrigens das älteste Sinfonieorchester der Schweiz, immer besonders gross.
Das Programm versprach einige musikalische Leckerbissen, gespannt war ich besonders auf die Interpretation von Maurice Ravel`s Konzert für Klavier und Orchester D-Dur «Für die linke Hand».
Den Auftakt machte die Flötistin Katharina Pitzen (Berlin) mit einem Werk von Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Geburtstag sich ja in diesem Jahr zum 300sten mal jährte.
Die junge Dame wirkte zuerst etwas angespannt und nervös, was sich aber schnell änderte, als ihr Einsatz anstand. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass Chefdirigent James Gaffigan das Luzerner Sinfonieorchester ruhig und mit sparsamen Gesten leitete. Mit gut austariertem Ansatz und schwungvoller Brillanz absolvierte die Meisterschülerin aus der Klasse von Pirmin Grehl ihren Part, was vom Publikum auch entsprechend gewürdigt wurde.
Dagegen betrat die Burgdorfer Mezzosopranistin Stephanie Szanto (Klasse von Barbara Locher) nun sehr selbstbewusst die Bühne und bestritt den ersten Teil ihres Auftrittes mit Werken von Joseph Haydn, obwohl in gewissen Passagen anfangs manchmal ganz kurz kopflastig, subtil und doch äusserst souverän.
Ihr folgte der, nicht nur körperlich überragende, polnische Kontrabassist Witold Monieski aus der Klasse von Bozo Paradzik, der Werke von Nino Rota (Fellini`s Lieblingsfilmkomponisten) zum Besten gab. Hingebungsvoll mit viel Verve aber auch überzeugender Technik und vollem körperlichem Einsatz spielte er sich durch die drei Sätze, in gewissen leiseren, ruhigeren Passagen sein Instrument dann wieder fast scheu/zärtlich behandelnd, gewann der polnische Künstler die Hochachtung des sachverständigen Auditoriums. Es folgte der zweite Auftritt von Stephanie Szanto mit „des Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler, eine Darbietung die den langanhaltenden Applaus mehr als verdiente.
Mit einem äusserst anspruchsvolles Werk beglückte uns der Schweizer Violonist Sebastian Bohren (Klasse Igor Karsko). Die von ihm gewählte Komposition von Karol Szymanowski (1882 – 1937) verweist deutlich auf die „zweite Wiener Schule“ mit Einflüssen von Arnold Schönberg, aber auch Igor Strawinksi`s, mit einer gewisser Hinwendung zur Harmonik von Alexander Skrjabin und bewegt sich an der Grenze der Tonalität.
Diese Herausforderung beflügelte Bohren geradezu. Offenbar reift da einer heran, der an grossen Aufgaben wächst und diese Herausforderungen nicht nur sucht, sondern auch braucht, um sein ganzes Können abzurufen und auch umzusetzen. Virtuos und technisch perfekt interpretierte er das Konzert Nr. 2 op. 61 für Violine und Orchester und beeindruckte damit die Anwesenden dermassen, dass diese einen wahren Applausorkan durch den Konzertsaal fegen liessen.
Dann bereiteten die Helfer die Bühne für die abschliessende Darbietung des Japaners Shintaro Kawahara vor, indem sie den Flügel an den richtigen Platz rollten und auch alles andere Nötige bewerkstelligten.
Kawahara nahm seinen Platz auf dem Schemel ein und sass in sich versunken da, eingetaucht in eine, für uns, fremde Welt, voll fokussiert auf die Aufgabe, die es für ihn zu meistern galt, denn Ravel`s „Konzert für die linke Hand“ lässt sich nur mit links bewältigen, diesmal aber im konträren Sinn, als man diese Redewendung sonst so gebraucht. Nach der kurzen Einführungssequenz durch das Orchester griff der Solist, wenn auch eben nur einhändig, voll in die linken Tasten. Was für Normalsterbliche allenfalls zwei- wenn nicht gar nur vierhändig zu bewältigen ist, bewerkstelligte Kawahara souverän, kraftvoll, würzig und doch nicht krampfhaft. Dass es so locker aber doch nicht gewesen sein kann, liess sich aber am öfteren Gebrauch des Schweisstüchleins unschwer erahnen. Aber das ist es ja, was die Grossen auszeichnet: alles wirkt so entspannt, unbeschwert und leicht, als wäre es das Einfachste der Welt. Im Zusammenspiel mit dem, wie immer überzeugenden Luzerner Sinfonieorchester, war diese Darbietung das grossartige Schlussbouquet eines beeindruckenden Konzertabends, was die begeisterten Zuhörer auch mit entsprechender Akklamation zu würdigen wussten. In einer kurzen Ansprache zwischendurch erwähnte und verdankte James Gaffigan noch das Engagement aller Musiklehrer, nicht nur die der HSLU, sondern allgemein, ohne die keiner der anwesenden Musiker, inklusive er selbst, auf der Bühne stehen, bzw. sitzen würde. So darf man sich schon wieder vorfreuen auf das Master – Solistenkonzert 2015.
Portraitfotos der Solisten über diesen Link:
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: http://www.sinfonieorchester.ch/home und www.hslu.ch
Kleines Video des Luzerner Sinfonieorchesters als Kostprobe
https://www.youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0
www.gabrielabucher.ch www.erwingabriel.ch Paul Ott:www.literatur.li