IN MEMORIAM DAVID BILL, eine Kolumne von Anna Rybinski

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Wandskulptur Bill Sitfung

Er fühlte sich von Gegensätzen magisch angezogen.

Raum, der geteilt, eingeteilt und strukturiert wird, Flächen von Objekten, die immer anders zusammengefügt und durch Farbkontraste hervorgehoben werden: All das faszinierte den jungen Künstler und es fasziniert auch uns, wie er die selbstgestellten Aufgaben zu lösen verstand.

 

David Bill Foto Jakob Bill

Nach einer abgeschlossenen Lehre als Schmied beschäftigte er sich innerhalb der konkreten Kunst von Anfang an mit Metall und bildete sich als Autodidakt weiter. Der Kubus wurde der Mittelpunkt seiner Skulpturen, den er auf jede mögliche Weise zu zerlegen und wieder zusammenzufügen wusste. Die «rhythmischen Ausschnitte», wie David seine Vorgehensweise bei manchen Objekten bezeichnete, haben ihre eigene, fast musikalische Logik, sie pulsieren in der Tat wie ein verborgener Rhythmus. Bei Flächen und deren Dimensionen hatten seine unzähligen Varianten zu verschiedenen Raumkontrasten geführt,  bei Farben  blieb er hingegen  dem grösstmöglichen Kontrast treu: Schwarz und Weiss dominierten seine Skulpturen, seitdem er seinen eigenen Stil fand.

 

Es war nicht leicht für ihn, mit dem familiären Erbe umzugehen und zu sich selbst zu finden. Sein Grossvater war das Universalgenie Max Bill, Architekt, Maler, Grafiker und Plastiker. Der Vater, Jakob Bill, als promovierter Archäologe, fand zur Malerei als Autodidakt und schafft eine eigene Welt von geometrischen Farbkompositionen, mit unendlich vielen Varianten von Schattierungen und Farbintensität. David war ein Sucher und Zweifler – aber zuletzt hat er auch das Richtige für seinen Schaffensdrang gefunden, bei dem er sich entfalten konnte: den Kontrast zwischen Raum und  Objekt. Die Gegensätze von Schwarz und Weiss, die diesen Raum füllen oder sogar sprengen,  geben seinen Skulpturen eine eigene Dynamik; alles öffnet sich und wächst über die tatsächliche Grösse hinaus.

Sein Material war der Stahl, dessen Bearbeitung  nicht nur künstlerische Kreativität, sondern auch solides Handwerk mit  höchster Präzision verlangte.

Seine Stahlskulpturen sind weiss und schwarz einbrennlackiert. Er hat die Bleche, nach seiner Vorstellung und ohne (!) vorherige Zeichnung,  jeweils im Kopf berechnet und bestellt. Die Blechplatten schweisste er selber zusammen und polierte sie. Für die Einbrennlackierung klebte er die gewünschten Flächen selber ab. Früher war Schwarz und Weiss dominant bei ihm, im letzten Jahr wendete er auch Farben an.

Dazu Dorothea Strauss, ehemalige Direktorin des Museum Haus Konstruktiv: „Man möchte seine Skulpturen umlaufen, um ihre Grammatik zu verstehen und gleichzeitig laden sie dazu ein, das delikate Spiel zwischen Raum und Fläche einfach nur zu geniessen. Auf die Frage hin, ob er seine häufig geradezu kniffligen Verschränkungen zwischen Flächen und Volumina an Modellen erprobt, lächelte David Bill nur. Nein, er entwickle die jeweilige Systematik ausschliesslich im Kopf. David bezeichnete diesen Vorgang als dreidimensionales Schachspiel.“

 

Die Familie des Künstlers und die Galerie grunder perren in Adligenswil machten es mit einer zweitägigen Gedenkausstellung für Freunde und Bekannte möglich,  persönlich Abschied von ihm zu nehmen. Die Anwesenden waren tief bewegt, es war für alle ein schmerzhaftes, persönliches Innehalten vor den letzten Dingen: David Bill ist mit 42 Jahren aus dem Leben geschieden.

Text: annarybinski.ch/

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