Vorabinformationen der Veranstalter:
Oscar Peterson, Bill Evans und Ahmad Jamal dürfen als die wohl wichtigsten Piano-Trio-Innovatoren des 20. Jahrhunderts gelten – sie haben mit Konzepten aufhorchen lassen, die zwar zig-fach kopiert wurden (und werden) und doch unerreicht geblieben sind. Von diesem Triumvirat lebt leider nur noch der 1930 geborene Jamal, der mit seiner Version von «Poinciana» einen der grössten Jazz-Hits aller Zeiten schuf. Anhand dieses Stücks lässt sich die Funktionsweise von Jamals Trio sehr gut erklären: Die Basis wird durch einen gleichermassen originellen und eingängigen Groove gebildet, der leicht variiert wird. Das thematische Material wird in diverse Module aufgespalten, mit denen Jamal nach Lust und Laune hantiert, wobei er seine Mitmusiker durch Handzeichen lenkt. So bleiben die Stücke stets erkennbar und kommen trotzdem jedes Mal anders daher – als Zuhörer fühlt man sich zugleich geborgen und herausgefordert.
Besetzung:
Ahmad Jamal, Piano – Reginald Veal, Bass – Herlin Riley, Drums – Manolo Badrena, Percussion
Rezension:
Ahmad Jamal war der letzte der grossen Jazzpianisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den ich noch nie live erlebt hatte. Diese Bildungslücke, oder je nach Standpunkt, Genusslücke, ist nun auch aufgefüllt, dank den Veranstaltern www.allblues.ch in Zusammenarbeit mit http://www.jazzluzern.ch/
- Ahmad Jamal und Band auf der Bühne des KKL in Luzern
- Ahmad Jamal und Band auf der Bühne des KKL in Luzern
- Ahmad Jamal stellt seine Mitmusiker kurz vor
- Kurze Anweisung des Meisters an den Bassisten
- Ahmad Jamal und Band begeisterten auf der Bühne des KKL in Luzern
Erstaunlicherweise war der Konzertsaal nur etwas mehr als halb besetzt, erstaunlich deshalb: Der heute 84jährige grosse Pianist spielte in Luzern sein einziges Konzert in der deutschen Schweiz. Nach dem Konzert war klar, dass sich einmal mehr das alte Sprichwort bewahrheitete, das da heisst: les absents ont toujours tort!
Nach einer kurzen Begrüssung und ein paar allgemeinen Informationen des Veranstalters betraten zuerst die drei Mitmusiker Jamals die Bühne, begleitet von freundlichem Willkommensapplaus des durchmischten Publikums. Kurz darauf gesellte sich, fast zurückhaltend scheu, auch die Hauptfigur des Konzerts dazu, setzte sich an den Flügel und schon legten seine Bandkollegen einen fulminanten, improvisierten Rhytmusteppich. Unauffällig streute dann Ahmad Jamel ab und zu ein paar furiose, perlende Tastenläufe ein, setzte ein paar stakkatoartige Akkorde dazu. Dies aber immer sehr zurückhaltend sparsam, den Freiraum für seine exzellenten Bühnenpartner freilassend, den diese prompt nutzen, um auch ihr Ausnahmekönnen zu demonstrieren. Besonders auffallend die virtuosen Läufe und Saitensprünge des Kontrabassisten Reginald Veal, die mich unweigerlich an Niels-Henning Ørsted Pedersen, den langjährigen Bassisten des Oscar Peterson Trios erinnerten. So improvisierten sie mal ca. anderthalb Stunden ununterbrochen, abgesehen von spontanen Zwischenapplausen, bevor der Altmeister öfter und auffallender mitspielte, seine noch immer sehr flinken Finger über das Elfenbein spazieren führte, unverwechselbare Präsenz markierte aber die andern Protagonisten nie mit seiner Spielfreude erdrückte oder überspielte, sondern in perfektem Miteinander zu Höhenflügen motivierte, manchmal auch mit spassigen, schalkhaften Zwischenrufen einander anfeuernd. Wir staunten und freuten uns. Ahmad Jamal und seine Band begeisterten über zweieinhalb Stunden ohne Unterbruch. Die Anwesenden bedankten sich mit Standing Ovations und wurden dafür mit Zulagen belohnt. Eine denkwürdige, eindrückliche Darbietung des 84jährigen Altmeisters, der noch über schier unglaubliche Energie und Kondition verfügt, eine Demonstration der ungebrochenen Spielfreude, der Aura des Besonderen, Einmaligen.
Informationen über Ahmad Jamal von der Homepage des Jazzclub Luzern:
http://innerschweizonline.ch/wordpress/18839/
Video von Ahmad Jamal: Saturday Morning [2013 New Album Teaser] http://www.youtube.com/watch?v=rsXbkTbK2lY
Video Blue Moon – Ahmad Jamal
http://www.youtube.com/watch?v=74P0708htk0
Text: www.leonardwuest.ch