Der Kanton Luzern hat die Gesamtsanierung an der Turmruine Richensee abgeschlossen. Damit ist die unter Denkmalschutz stehende Turmruine für die Zukunft gesichert. Ein neues Holzdach schützt das Mauerwerk dauerhaft. Nicht nur auf den Denkmalschutz musste Rücksicht genommen werden, sondern auch auf die Fauna.
Der aus dem Jahr 1240 stammende Turm Richensee, dessen Mauern bis heute fast in ganzer Höhe erhalten geblieben sind, gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Ruinen des Kantons Luzern und steht unter Denkmalschutz. Der bauliche Zustand war seit längerem schlecht. Es bestand vor allem im Turminneren Einsturzgefahr von Mauerwerkpartien. Nachdem 2013 Sofortmassnahmen (u.a. provisorische Überdachung mit einer Folie, behelfsmässige statische Sicherung des inneren Mauerwerksmantels mit Spriessung) durchgeführt wurden, hat der Kanton als Eigentümer 2021 mit der Gesamtsanierung begonnen, welche nun erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 950’000 Franken.
Mauersegler bestimmten Sanierungszeitpunkt
Um die Turmruine für die Zukunft zu sichern, wurden verschiedene Massnahmen durchgeführt: Das Natursteinmauerwerk wurde instandgesetzt und statisch gesichert, schadhafte Steine im äusseren Mauerwerksmantel wurden restauratorisch konserviert. Zudem wurde der Turm mit einem Holzdach ausgestattet und im Turninneren ein Kontrollgang zu Inspektionszwecken errichtet. Besondere Herausforderung stellten dabei die im Turm wohnhaften Schleiereulen, Mauersegler und Fledermäuse dar. Die Sanierungsarbeiten konnten erst mit dem Ende der Brutzeit der Mauersegler gestartet werden und mussten aus Rücksicht auf die dort lebenden Tierarten während der kalten Jahreszeit durchgeführt werden.
Schaffung zusätzlicher Nisthilfen
Die vielen Ritzen und Hohlräume im Gemäuer der Turmruine werden von Fledermäusen, Mauerseglern und sogar von Schleiereulen genutzt. Fledermäuse und Schleiereulen verschlafen hier unentdeckt den Tag und fliegen nachts aus zur Jagd. Mauersegler nutzen die Hohlräume zwischen April und August als Brutplätze und sind während dieser Zeit gut sicht- und hörbar. Mauersegler, Schleiereulen und viele Fledermausarten sind auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Im Rahmen der Restaurierung wurde nicht nur auf die Schlaf- und Brutplätze der Tiere Rücksicht genommen, für Mauersegler und Fledermäuse konnten unter dem Holzdach zusätzliche Nisthilfen geschaffen werden.
Zur Geschichte der Turmruine Richensee
Der Burgturm von Richensee wurde in den Jahren um 1240 von den Grafen von Kyburg als Sitz ihres Vogtes im Seetal errichtet. Nach dem Aussterben der Grafenfamilie 1264 fiel die Anlage an die Grafen von Habsburg. Das um den Burgturm entstandene Dorf Richensee entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Marktort, die Burg wurde zum Verwaltungszentrum eines habsburgischen Amtes. Gemäss den spätmittelalterlichen Chroniken wurde der Turm von Richensee während des Sempacherkriegs 1386 zerstört. Seither ist er eine Ruine. Der Marktort bestand jedoch weiter – der letzte Markt wurde 1958 abgehalten.
Der Turm von Richensee ist nicht nur historisch ein herausragender Zeuge, sondern auch architektonisch ein Meisterwerk seiner Zeit. Das aus grossen, unbehauenen Findlingen bestehende Mauerwerk ist bewusst archaisch gestaltet und trug ursprünglich einen hölzernen Aufbau, einen Obergaden. Die hohe Handwerkskunst der mittelalterlichen Bauleute manifestiert sich in den Baudetails, etwa in der Ausgestaltung des frühgotischen Hocheingangs.
Strategiereferenz
Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Leitsatzes in der Luzerner Kantonsstrategie:
Luzern steht für Lebensqualität
Luzern steht für Nachhaltigkeit
Anhang
Bild 1: Turmruine Richensee
Bild 2: Turmruine Richensee und Umgebung
Bild 3: Turmruine Richensee Mauerseglermistkästen
Bild 4: Turmruine Richensee Nistplatz erhalten[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]