Kanton Uri, Bekämpfung der Neophyten wirkt

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Wo das Ausreissen des Wurzelstocks eines Flieders zwischen Blocksteinen fast unmöglich ist, lässt eine Anwendung mit der Lanze mit dem kochend heissen Wasser eine gezielte Behandlung zu.

Neophyten bedrohen die einheimische Pflanzenwelt. Der Kanton Uri geht systematisch gegen sie vor. Jetzt zeigt eine Untersuchung, dass die Bekämpfung der Invasoren tatsächlich wirkt.

Ein kühler Herbstmorgen im Schächental. Am Strassenrand steigt heisser Wasserdampf in grossen Schwaden in die Morgenluft. Was hier vor sich geht, ist ein Experiment: Der Kanton Uri erprobt im Kampf gegen die Neophyten eine neue Methode. Statt die Pflanzen auszureissen, abzuschneiden oder mit Herbizid zu behandeln, wird ein einfaches und umweltfreundliches Mittel eingesetzt: kochend heisses Wasser. Damit werden die Blätter, Stängel und Wurzeln des Japanischen Knöterichs besprüht.

Pflanze als Betonknacker

Gezielt angewandt, ohne schädliche Gifte, wird das heisse Wasser von einem fahrbaren Spezialgerät auf die ungewollten Pflanzen gesprüht. Die Bekämpfung ist wichtig. Wächst der Knöterich ungehindert, breitet sich unterirdisch ein gigantisches Wurzelwerk aus, das nicht mehr einzudämmen ist. Der Knöterich ist so stark, dass er sogar durch Beton und Asphalt brechen kann. So zieht er wichtige Infrastrukturen, wie etwa die Strasse ins Schächental, mit den Jahren in Mitleidenschaft.

Neben dem Japanischen Knöterich werden an diesem Morgen auch Sommerflieder am Reussdamm mit dem Wasserdampf bekämpft. Der Flieder wächst zwischen den grossen Steinblöcken des Damms. Die Gefahr besteht, dass der Flieder, wenn er über Jahre ungehindert weiterwächst, mit seinen Wurzeln das Bauwerk beschädigen kann.

Gute Bilanz nach 15 Jahren

Seit 2005 werden im Kanton Uri Neophyten systematisch bekämpft. Diese Arbeit konzentriert der Kanton Uri auf Bereiche entlang wichtiger Infrastrukturen, wie den erwähnten Reussdamm, Bachläufe oder zentrale Strassenverbindungen. Beteiligt sind das Amt für Raumentwicklung, das Amt für Umweltschutz und das Amt für Tiefbau.

Im vergangenen Sommer wurde die Wirksamkeit der Massnahmen systematisch überprüft. Beat Zgraggen vom Amt für Umweltschutz zieht ein positives Fazit: «Die Erhebung im Feld zeigt klar, dass die Bekämpfung wirkt. So ist beispielsweise der Flieder beim Reussdamm seit 2005 deutlich zurückgegangen. Hätte man seit 2005 nichts unternommen, wäre jetzt der ganze Damm zwischen Seedorf und Attinghausen mit Sommerflieder flächig bedeckt. Heute dominieren sie die lokale Pflanzenwelt im Bereich des Reussdamms nicht mehr und kommen nur vereinzelt vor».

Stetig weiterarbeiten

Der Sommerflieder ist jedoch nur ein Neophyt unter einer ganzen Palette. Und nicht jeder Neophyt lässt sich mit den gleichen Massnahmen gleich wirksam bekämpfen. Gute Erfolge erzielte man auch beim Drüsigen Springkraut, dem Japanischen Staudenknöterich oder dem Riesenbärenklau. Auch das einheimische Jakobskreuzkraut, das für Vieh giftig ist, konnte lokal, wie etwa beim Klostergraben Seedorf, gut eingedämmt werden.

Dennoch ist die Gefahr nicht gebannt. Die Bekämpfung der Neophyten ist eine Daueraufgabe. Ganz ausrotten lassen sich die eingeschleppten Pflanzen nämlich nicht. Beim Sommerflieder zum Beispiel können Samen über Jahre im Boden überleben, bevor sie keimen. Seit 2005 sind jedoch auch neue Neophyten dazugekommen, wie zum Beispiel das Schmalblättrige Greiskraut, das vor allem in Landwirtschaftsflächen Schaden anrichten kann. Darum lautet die Devise: Jahr für Jahr dranbleiben.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]