Das Vokalensemble Sursee, das Kesselberg Ensemble, Basel, die Solisten Kathrin Hottiger (Sopran), Nino Gmünder (Tenor) und Reinhard Mayr (Bass) zelebrierten Musik aus Kantaten von Johann Sebastian Bach in der Klosterkirche in Sursee. Die Leitung hatte Peter G. Meyer.
Rezension:
Während Petrus uns am Karfreitag die letzten paar Jahre meist schlechtes Wetter bescherte, von Nieselregen bis Schneeflocken, herrschte dieses Jahr eitel Sonnenschein bei fast schon sommerlichen Temperaturen. Trotzdem war die Klosterkirche auch dieses Jahr wieder bis auf den letzten Platz gefüllt und wer nicht schon mindestens eine halbe Stunde vor Beginn da war, hatte Mühe, einen freien Platz zu finden.
Ihren Platz in der Nähe des Altars nahm dann das „Kesselberg Ensemble“ aus Basel ein. Diese Spezialistinnen für alte Musik spielen auch auf historischen Instrumenten, wie z.B. Barockvioline, Barockoboe usw., was, wie sich zeigen sollte, das ganze Konzert äußerst authentisch machte, den Sound des 17./18. Jahrhunderts in die ehrwürdige Kirche zauberte. Dahinter stellten sich die Mitglieder des Vokalensembles auf, die Damen, vom Zuschauer aus gesehen, links, die Herren rechts. dann folgte der Auftritt des musikalischen Leiters Peter G. Meyer aus Sursee. Die Barockoboe setzte das Motiv, kontrapunktiert vom Bass, das dann vom ganzen Ensemble und vom Chor weitergesponnen wurde. Dann erläuterte uns eine Pastoralassistentin, dass der erst 22jährige J.S. Bach die Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir“ (BWV 131), unter dem Eindruck des verheerenden Brandes der thüringischen Stadt Mühlhausen im Jahr 1707 geschrieben hat, es bleibt aber offen, ob die Kantate zur Busse oder als Begräbnismusik gedacht war. Auf jeden Fall handelt es sich um Musik aus dem Blickwinkel einer Katastrophe, aus deren Bann Bach die Zuhörer zu führen versucht. Es bleibt jedoch nicht verborgen, dass er nach überschwänglichem Jubel mit reichen Koloraturen in allen Stimmlagen am Ende eine offene Frage im Raum stehen lässt, die Zuhörer darin zurück lässt.
Überzeugende Solostimmen
Die Musikalische Meditation beginnt mit den letzten Worten Jesu. „Es ist vollbracht“. – Der Basssolist, in diesem Fall Reinhard Mayr, fügt hinzu: „Das Leid ist alle“ und der Chor ergänzt „Jesu Deine Passion ist mir lauter Freude“. Es ist keine jubelnde Freude, noch nicht, sondern ein Klangbild, innig und betroffen, verhalten gesungen. Der volle Bass, fast in der Bariton Lage, wurde vom ausgezeichneten Orchester und dem gutaufgelegten Chor harmonisch getragen.
Besonders auffällig die Barockoboe, die in relativ vielen Sequenzen von Bach in der Vordergrund geschrieben ist. Es folgte der Cantus firmus im Sopran (Andante) von der, in Sursee durch ihre Mitwirkung bei den Operettenaufführungen, bestens bekannten Kathrin Hottiger.
Auch Tenor Nino Aurelio Gmünder agierte auf hohem Niveau
Nach diversen Zwischenspielen dann das Solo (Tenor Nino Aurelio Gmünder) mit Choral als Cantus firmus im Alt (Lento). Auch er supportiert vom spielfreudigen Basler Ensemble und dem immer selbstsicher werdenden Chor. Auch die noch folgenden Sätze gehen fließend und mit kontrastierenden Tempi ineinander über und alles klingt aus mit einem fast Rondo mässigen Finale, das dann noch etwas versöhnlich klingt und stimmt.
In diesem Werk wird die Thematik des Klagens und Flehens expressiv von Instrumenten und Gesang ausgemalt. Das Werk verrät bereits die große Meisterschaft des jungen Komponisten und gehört zu den bekannteren Kantaten Bachs. Peter Meyer hat es einmal mehr verstanden, den Laienchor so zu schulen, dass er mit den Profimusikern auf deren Level agieren konnte und so eine kongeniale Einheit zu schaffen, in der alle perfekt miteinander harmonierten, was das Publikum, nach einem kurzen Zögern, (darf man in einer Kirche klatschen?), mit reichlich Applaus honorierte.
Text: www.leonardwuest.ch Fotos:Diverse
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