Eine Erhebung zur Entwicklung und Nutzung des Betreuungsangebots im Vorschulalter zeigt: Angebot und Nachfrage sind zwischen 2012 und 2017 gestiegen. Die Tarife wurden in diesem Zeitraum erhöht, wobei heute deutlich mehr Luzerner Gemeinden die Eltern mit einkommensabhängigen Betreuungsgutscheinen unterstützen. Die Ergebnisse der Erhebung dienen dem Kanton und den Gemeinden zur Weiterentwicklung der Kinderbetreuung im Vorschulbereich, da die familienergänzende Kinderbetreuung ein wichtiges gesellschaftspolitisches und volkswirtschaftliches Anliegen ist.
Mit zunehmender Erwerbsbeteiligung der Mütter und weniger verfügbaren Betreuungsmöglichkeiten durch Familienangehörige und Bekannte gewinnt die familienergänzende Kinderbetreuung weiter an Bedeutung. Um die Entwicklung des Betreuungsangebots im Vorschulalter zu erfassen, führte das Institut Interface im Auftrag der Dienststelle Soziales und Gesellschaft nach 2012 zum zweiten Mal eine Erhebung durch. Alle Kitas, Tagesfamilienvermittlungen sowie die Spielgruppen im Kanton Luzern wurden im Jahr 2017 befragt.
Mehr Kinder werden familienergänzend betreut
Im Kanton Luzern lebten im vergangenen Jahr 16’500 Kinder im Vorschulalter. Das sind 4 Prozent mehr als 2012. Der Anteil der familienergänzend betreuten Kinder ist 2017 insgesamt auf 18 Prozent (+4%) gestiegen. Das sind 520 Kinder mehr als 2012. Aktuell besuchen 2709 Kinder im Vorschulalter eine Kita (16%) und 284 Vorschulkinder werden bei einer Tagesfamilie (2%) betreut. In einer Kita wird ein Kind durchschnittlich knapp zwei Tage pro Woche betreut. Dieser Wert ist gegenüber der Erhebung aus dem Jahr 2012 leicht gesunken.
Das Kinderbetreuungsangebot hat zugenommen
Parallel zur steigenden Nachfrage nahm auch das Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung im Kanton Luzern zu. Im Jahr 2017 gab es 92 Kitas und damit 29 mehr als 2012. Von den heute 18 Tagesfamilienvermittlungsstell
Abdeckung insgesamt gut
In 63 von 83 Gemeinden besteht ein Kita- oder Tagesfamilienangebot, das auch von Familien ausserhalb der Standortgemeinde genutzt werden kann. In der Erhebung wurde jedoch nicht erfasst, inwieweit das bestehende Angebot auf die individuellen Betreuungsbedürfnisse der Eltern in einer bestimmten Gemeinde oder Region abgestimmt ist.
Durchschnittliche Elterntarife in Kitas sind gestiegen
Der Vollkostentarif für ein Kind ab 19 Monaten beträgt durchschnittlich 105 Franken pro Tag. Das sind 8 Franken mehr als 2012. Für die Betreuung eines Säuglings bis und mit 18 Monate zahlen die Eltern durchschnittlich 122 Franken (2012: 111 Franken). Wobei die Tarife von Kita zu Kita stark variieren. Hohe Elterntarife können dazu führen, dass das verfügbare Einkommen sinkt, wenn Eltern ihr Arbeitspensum erhöhen. Um diesem negativen Erwerbsanreiz zu begegnen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, geben heute bereits 21 Luzerner Gemeinden (2012: 8 Gemeinden) den Eltern einkommensabhängige Betreuungsgutscheine ab. Einige wenige Gemeinden unterstützen nicht die Eltern, sondern die Kitas und tragen auf diese Weise dazu bei, dass die Kitas ihre Tarife tiefer halten können.
Finanzhilfen zur Schaffung von Betreuungsplätzen sind nachhaltig
Mit Finanzhilfen für die familienergänzende Kinderbetreuung unterstützte der Bund in den vergangenen 15 Jahren die Schaffung von Betreuungsplätzen. Im Kanton Luzern profitierten 925 Kita-Plätze und 1610 Plätze in der schulergänzenden Betreuung von dieser Anschubfinanzierung. Die im August 2017 vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) publizierte Evaluation zeigt die hohe Nachhaltigkeit der Finanzhilfen auf. Praktisch alle unterstützten Einrichtungen existieren heute noch und viele konnten ihr Angebot weiter ausbauen.
Unterschiede Stadt-Land
Der Anteil betreuter Kinder in Kitas und Tagesfamilien variiert nach Wahlkreis sehr stark. In der Stadt Luzern, in der die meisten Kitas angesiedelt sind, werden 42 Prozent aller Kinder im Vorschulalter familienergänzend betreut. Zum Vergleich: Der Anteil im Wahlkreis Entlebuch liegt bei 4 Prozent.
Spielgruppen als wichtiges kommunales Angebot im Frühbereich
Während Kitas und Tagesfamilien den Eltern ermöglichen, einer Erwerbsarbeit nachzugehen, sind Spielgruppen für Kinder primär ein Ort, um Kontakte zu knüpfen und erste soziale Erfahrungen in einer konstanten Kindergruppe zu machen. Zudem kommen die Kinder in Spielgruppen in Kontakt mit der deutschen Sprache und können ihr Sprachverständnis spielerisch aufbauen. In der Regel besuchen Kinder die Spielgruppe ein bis zwei Mal pro Woche während zwei bis vier Stunden. Im Kanton Luzern gibt es 126 Spielgruppen in 70 Gemeinden (2012: +26). 3873 aller Kinder im Vorschulalter (23 Prozent) besuchten 2017 eine Spielgruppe (2012: +700). In einzelnen, insbesondere ländlicheren Gemeinden, besuchen fast alle Kinder vor dem Schuleintritt eine Spielgruppe. Spielgruppen haben damit einen wichtigen Stellenwert in der Angebotslandschaft für Vorschulkinder.
Dossier Familien und Generationen
90 Prozent der Frauen und Männer im Kanton Luzern im Alter von 20 bis 29 Jahren wünschen sich eines oder mehrere Kinder. Der Entscheid für ein (weiteres) Kind wird zudem bei rund der Hälfte der 20 bis 39-Jährigen stark bis sehr stark durch die Betreuungsmöglichkeiten der Kinder beeinflusst (E-Dossier Familien und Generationen, LUSTAT, 2013). Die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist in den letzten Jahren laufend gestiegen. Im Jahr 2010 betrug die Nettoerwerbsquote der Frauen mit Kindern im Kanton Luzern 71 Prozent (Sozialbericht des Kantons Luzern, LUSTAT, 2013). Mit zunehmender Erwerbsbeteiligung der Mütter und weniger verfügbaren Betreuungsmöglichkeiten durch Familienangehörige und Bekannte gewinnt die familienergänzende Kinderbetreuung weiter an Bedeutung. 38 Prozent der Luzerner Haushalte mit Kindern von 0 – 12 Jahren nutzten 2013 bezahlte Betreuungsangebote (E-Dossier Familien und Generationen, LUSTAT, 2013).
Anhang
Mehr Informationen zur Erhebung Kinderbetreuung im Kanton Luzern finden Sie hier.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]