Das Baby Talia wog gerade mal 750 Gramm als es auf die Welt kam. Kein Krankenhaus in Bethlehem wollte das Neugeborene in diesem Zustand aufnehmen – die Prognosen bei diesem geringen Geburtsgewicht waren schlicht zu schlecht. Das Caritas Baby Hospital gab Talia die Chance zu überleben. Und sie hat es geschafft. Ein Portrait aus Bethlehem.
Talia kam fast vier Monate zu früh auf die Welt. Für die Eltern war das abrupte, vorzeitige Ende der Schwangerschaft ein weiterer Schock in ihrem noch jungen Leben. Amal und Ahmed mussten bereits zwei Fehlgeburten verarbeiten und nun fürchteten sie das dritte Kind ebenfalls zu verlieren. Die beiden hatten mit widersprüchlichen Gefühlen zu kämpfen: Angst, Glück, Stress, Freude und Sorge. Würde ihre Frühgeburt überleben? Einen Namen hatten sie schon für ihre Tochter: Talia, was Tau des Himmels bedeutet. Aber würden sie ihr Kind je bei diesem Namen rufen können?
In zwei Krankenhäusern in Bethlehem konnte Talia nicht behandelt werden. Die Überlebenschancen der Frühgeburt mit ihren 750 Gramm wurden als äusserst gering eingestuft. Die jungen verzweifelten Eltern eilten als drittes ins Caritas Baby Hospital in Bethlehem, dem einzigen rein pädiatrischen Krankenhaus in der Region. Dort wollte man der Frühgeburt eine Chance geben.
Ein Ausnahmefall fürs Caritas Baby Hospital
Talia wurde umgehend auf die Intensivstation des Kinderspital gebracht. «Aber», so erinnert sich Mutter Amal, «die Ärzte haben uns nichts versprochen. Sie waren ehrlich mit uns. Sie haben nicht versucht, uns mit leeren Floskeln zu trösten.» Talia war bei der Einlieferung winzig und zerbrechlich, ihre Haut schimmerte durchsichtig. Im Caritas Baby Hospital werden jährlich mehr als 150 Frühgeburten behandelt, doch noch nie zuvor hatte man im Kinderspital einen Säugling mit so geringem Geburtsgewicht zur Behandlung aufgenommen. «Aber Talia zeigte vom ersten Tag an einen starken Überlebenswillen», erzählt Dr. Hiyam Marzouqa, die Chefärztin des Spitals. Nach ihrer Einlieferung war für Talia die fachkundige medizinische Betreuung entscheidend. Sie wurde wochenlang rund um die Uhr und genaustens überwacht. «Jede noch so kleine Infektion hätte für sie tödlich sein können. Das medizinische und pflegerische Team wuchs in diesem Fall über sich hinaus. Alle haben Talia und ihre engagierten Eltern ins Herz geschlossen», so Dr. Hiyam Marzouqa. «Dabei», gesteht Mutter Amal, «habe ich sicher das ganze Ärzte- und Pflegeteam mit meinen ständigen Fragen nach dem Gesundheitszustand meiner Tochter halb verrückt gemacht.»
Nach 3 Monaten in die eigenen vier Wände
11 Wochen lang wurde Talia im Caritas Baby Hospital medizinisch versorgt, dann konnten die Eltern sie endlich mit nach Hause nehmen. Die erste Zeit nach der Entlassung aus dem Spital schliefen die Eltern sogar bei ihr im Zimmer, aus Angst, dass sich das Baby vielleicht die Decke über die Nase ziehen und keine Luft mehr bekommen könnte. Das Leben der jungen Eltern hat sich seit Talias Geburt grundlegend geändert. «Es ist erfüllter geworden», sagt Amal. «Man spürt viel stärker die Verantwortung», berichtet Vater Ahmed. Die Eltern wirken gelöst, sie lachen viel und gehen liebevoll miteinander um. Die schwierigen drei ersten Monate nach Talias Geburt sind vorbei und Amal und Ahmed sehen voller Vorfreude in die Zukunft.
Sie glauben, dass Talia ohne die Hilfe und Expertise des Caritas Baby Hospital heute nicht bei ihnen wäre. «Nach zwei Fehlgeburten hätten wir wahrscheinlich auch dieses Kind verloren. Aber Talia lebt. Dafür sind wir dem Caritas Baby Hospital unendlich dankbar», sagt Amal.
Die Zeichen stehen gut
Die erste Nachuntersuchung im Ambulatorium des Kinderspitals zeigt, dass Talia ordentlich an Gewicht zulegt und normal wächst. Gute Prognosen für das Baby und ihre Eltern. Die Wiedersehensfreude ist gross, als Amal mit ihrer Tochter zum ersten Mal seit der Entlassung wieder ins Krankenhaus kommt. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch die Spitalgänge. Die Oberschwester der Intensivstation begrüsst die beiden herzlich, die Sozialarbeiterin tauscht ein paar Worte mit Amal. Viele Wochen hat man gemeinsam gehofft und gebangt. Nun sind alle überrascht und glücklich, wie positiv sich Talia entwickelt hat. Aus der Handvoll Leben ist ein filigranes Baby mit Pausbacken geworden.
Finanziert und betrieben wird das Caritas Baby Hospital im Westjordanland von der Kinderhilfe Bethlehem in Luzern. Das Behandlungskonzept bindet die Mütter eng in den Heilungsprozess ihrer Kinder mit ein und das Spital verfügt über einen gut ausgebauten Sozialdienst. 2017 wurden etwa 50’000 Kinder und Babys stationär oder ambulant betreut. Alle Kinder erhalten Hilfe, unabhängig von Herkunft und Religion. Im Fortbildungszentrum des Spitals werden Kurse für Mitarbeitende und Externe angeboten. Nur dank Spenden kann das Spital seine Aufgaben erfüllen und Kinderleben retten. Informieren Sie sich über die aktuelle Situation in Bethlehem auf unserer Homepage
www.kinderhilfe-bethlehem.ch