Regie & Choreografie
Rezension:
Eleganz in drei Variationen
Zur Ballettpremiere von «Una Noche elegante» war das Tiroler Landestheater in Innsbruck letzten Samstag ausverkauft. Kein Wunder, denn die Tanzcompany von Enrique Gasa Valga hat einen sehr guten Namen. Das bestätigt auch die Tatsache, dass sich fürs nächste Vortanzen Ende Februar 400 Tänzerinnen und Tänzer angemeldet haben
Übung für Musikalität
Eine «elegante» Nacht also, mit Choreografien von Jiří Kylián, Uwe Scholz und Nacho Duato. Den Auftakt macht «Un Ballo» von Jiří Kylián. Dieser nannte sein Stück «Übung für Musikalität und Sensibilität zwischen männlichen und weiblichen Partnern» und erklärte, «Es ist ein Tanz zur Musik, nicht mehr». Der Bühnenhimmel hängt voller Kerzen, darunter stehen 7 Paare, immer wieder tritt eines davon in den Vordergrund.
Dann wieder bewegen sich alle gemeinsam zu Ravels «Le Tombeau de Couperin“ und «Pavance pour une infante défunte». Die Kostüme sind in grau-anthrazit gehalten, die Röcke der Tänzerinnen wunderbar fliessend. Ab und an spielen sie kokett damit und erzeugen so spezielle Bilder. Eine Ode an den Tanz, die Paare sind in konstantem Zwiegespräch, das ist poetisch, ab und zu witzig und Tanzlust und Freude am Interpretieren der Musik sind sicht- und spürbar an diesem Abend.
Klassische Eleganz
Eine ganz andere Eleganz in «Oktett» von Uwe Scholz zu Musik von Mendelssohn Bartholdy. Eingangs ertönt die Stimme der Tänzerin Christine Jaroszewskis, für welche Scholz damals den Solopart des Balletts choreografiert hatte. Sie erzählt von der Entstehung des Stücks und von ihrer Zeit mit dem 2004 viel zu früh verstorbenen Choreografen, was dem Publikum eine andere Dimension zeigt, einen anderen Zugang zum Stück erlaubt. Auch Scholz interpretiert die Musik bis ins Kleinste, wiederholt Bewegungsabläufe im Rhythmus der sich wiederholenden Musiksequenzen. Hier wird aber klassisches Ballett getanzt, Spitzentanz für die Tänzerinnen, Sprünge, Pirouetten für die Tänzer, anspruchsvoll und auf höchstem Niveau. Die Tänzerinnen wirken fragil in ihren blassgelben Kleidern, wie Schmetterlinge, mit auffallend grazilen, anmutigen Armbewegungen. Die Tänzer kraftvoll, leicht gewöhnungsbedürftig für Liebhaber des modernen Balletts die enganliegenden weissen Pantalons, klassisch eben. Es wird eine Geschichte über Beziehungen und Freundschaften erzählt, die Paare finden und verlieren sich, als könnten sie weder miteinander noch ohne einander. Sie nehmen die Bühne mal von rechts, mal von links ein, in verschiedenen Formationen. Auch hier viel Tanzlust, ein fulminanter Schlussakt, die Emotionen aber auf einem anderen Niveau, etwas verhaltener, auch hier klassisch eben
Archaisch und modern zugleich
Nach der Pause folgt «Por vos muero» von Nacho Duato. Hier zeigt sich wiederum, was zeitgenössischer Tanz kann: Die Bewegungsabläufe sind beinahe unerschöpflich, die Ausdrucksmöglichkeiten dadurch so vielfältig, es ist wie eine Befreiung. Die Körper umspielen sich und fliessen ineinander, da ist Rhythmik, Poesie und eine herrliche Leichtigkeit. Anfänglich tragen die Tänzerinnen und Tänzer hautfarbenen Trikots, danach dunkle, samtene Gewänder, renaissance-artig in dunklen Blautönen. Teils tanzen sie zu spanischer Musik aus dem 15. und 16. Jahrhundert, teils zu Gedichten von Garcilaso de la Vega. Das ist archaisch und trotzdem modern, das lebt, pulsiert, fliesst.
Die Tanzcompany des Tiroler Landestheater überzeugt in allen drei Choreografien und zeigt sich auf der Höhe im klassischen wie im zeitgenössischen Tanz. Das Publikum war begeistert und spendete langanhaltenden Applaus. Die «elegante Nacht» ist ein gelungener Mix aus Moderne und Klassik und bietet für alle etwas, dies noch bis Ende Juni im Tiroler Landestheater im Grossen Haus
Text
Kleine Fotodiashow der Produktion von Rupert Larl:
fotogalerien.wordpress.com/2019/02/03/landestheater-innsbruck-una-noche-elegante/
Fotos Rupert Larl
www.haus-der-musik-innsbruck.at