Dieses Jahr feiert das Landschaftstheater Ballenberg seine 25. Inszenierung und greift die erste Produktion von 1991 wieder auf: «Romeo und Julia auf dem Dorfe» von Gottfried Keller, in einer Bearbeitung von Heinz Stalder und unter der Regie von Andreas Zimmermann. Die tragisch schöne Geschichte wird auf einem Dorfplatz mitten im Freilichtmuseum, vor dem Weinbauernhaus aus Richterswil (ZH), aufgeführt.
Im Sommer 1991 fand auf dem Ballenberg die erste Freilichtinszenierung statt. Aus Anlass des 700-Jahr-Jubiläums der Eidgenossenschaft kam die Idee auf, das Freilichtmuseum Ballenberg als Kulisse für ein Openair-Theater zu nutzen. Die Inszenierung von Gottfried Kellers «Romeo und Julia auf dem Dorfe» unter der Leitung des Regisseurs Louis Naef wurde sogleich zu einem grossen Erfolg, war wegweisend für die Freilichttheater-Kultur in der Schweiz und begründete eine Tradition, die bis heute anhält.
Eines der bekanntesten Freilichttheater der Schweiz
Seither führte der 1992 gegründete Trägerverein weitere 23 Freilichtaufführungen auf dem Ballenberg durch. 2019 feiert das Landschaftstheater Ballenberg seine 25. Inszenierung und greift die erste Produktion wieder auf. Zudem jährt sich am 19. Juli 2019 der Geburtstag von Gottfried Keller zum 200. Mal. Das Ballenberg-Theater hat sich einen sehr guten Ruf erworben, gehört zu den bekanntesten Freilichttheatern in der deutschsprachigen Schweiz und zieht Sommer für Sommer rund 20‘000 Theatergäste an. Ein Umstand, auf den alle Beteiligten, insbesondere die treuen Laienspielerinnen und Laienspieler, die sich jeweils mit Haut und Haar und mit einem enormen Zeitaufwand in den Theatersommer stürzen, stolz sein dürfen.
Der Ballenberg, diese einmalige Siedlungslandschaft in einer wunderschönen Natur, umgeben von Bergen wie dem Brienzer Rothorn oder dem Wilerhorn, bildet die Kulisse für das Landschaftstheater. Wo andere Freilichttheater eine Kulisse aufbauen müssen, kann das Regieteam aus mehreren Häusern und Siedlungen auswählen. Welche Kulisse passt am besten zur jeweiligen Geschichte, welche Häuser eignen sich für die Inszenierung und wo lässt sich die rund 700 Zuschauer fassende Tribüne aufstellen. Eine ideale Ausgangslage für ein Freilichttheater!
Berühmte Liebesgeschichte
Gottfried Keller (1819 – 1890) gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der Schweiz, ja des ganzen deutschsprachigen Raums. Der Titel seiner Novelle «Romeo und Julia auf dem Dorfe» verweist auf die wohl berühmteste Liebesgeschichte von William Shakespeare. Keller verlegt den Schauplatz in seine Gegenwart und in ein Dorf seiner Heimat: zwei junge Leute, Sohn und Tochter wohlhabender Bauern, lieben sich trotz der erbitterten Feindschaft ihrer Väter. Die tragische Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf.
Die benachbarten Bauern Manz und Marti geraten wegen eines nur vordergründig herrenlosen Ackers zwischen ihren Höfen in einen heillosen Streit. In ihrer verbissenen Sturheit verbieten sie ihren einander sehr vertrauten Kindern Sali und Vreneli jeglichen Umgang. Die unnachgiebige Rechthaberei der Väter führt zum existenziellen Ruin beider Familien. Die heranwachsenden Kinder aber finden trotz aller Fehde als Liebespaar wieder zueinander und beschliessen, die Elternhäuser zu verlassen, gemeinsam einen Ausweg aus dem unverschuldeten Elend zu suchen…
Adaption für den Ballenberg
Heinz Stalder aus Kriens, geboren und aufgewachsen in Allenlüften BE, hat Gottfried Kellers Novelle «Romeo und Julia auf dem Dorfe» bereits 1991 – nach dramaturgischen Vorgaben des Regisseurs Louis Naef – für das Landschaftstheater Ballenberg ins Berndeutsche übersetzt und rund 40 Spielrollen geschaffen. Für die Inszenierung von 2019 hat er den Text von 1991 intensiv überarbeitet, aktualisiert und den neuen Begebenheiten angepasst.
Die Inszenierung findet auf dem Platz zwischen dem Haus aus Richterswil (ZH) und dem Haus aus Uesslingen (TG) mitten im Freilichtmuseum statt. Ein historischer Hochgarten, der teilweise bespielt werden kann, bildet das Zentrum der Szenerie. Hier spielen sich auch die Kampfszenen zwischen den beiden verfeindeten Eltern ab. Mit Wägen bzw. «Bildern» werden die verschiedenen Szenen der Geschichte dramaturgisch umgesetzt.
Das Landschaftstheater konnte mit Andreas Zimmermann einen Regisseur engagieren, der über sehr viel Erfahrung auf den verschiedensten Bühnen in der Schweiz und im Ausland verfügt. Er schwärmt: «Es macht viel Spass, mit den erfahrenen und talentierten Laienspielern zu proben. Es wurde mir bei den Proben noch bewusster, wie unglaublich lebendig und stimmig die Textvorlage von Heinz Stalder ist. Ich freue mich schon jetzt auf die Aussenproben ab Mai und dann natürlich auf die Aufführungen im Sommer!»
Aline Beetschen und Saladin Dellers spielen das Liebespaar
Mit der Ringgenbergerin Aline Beetschen trägt eine Schauspielerin die Hauptrolle der «Julia» alias «Vreneli», die im Ballenberg im wahrsten Sinne des Wortes gross geworden ist. Am Landschaftstheater Ballenberg spielte sie an der Seite ihrer Eltern kleinere Rollen und entdeckte dabei das erste Mal ihre grosse Leidenschaft. Durch ihr Interesse und Engagement wurden die Rollen immer grösser, bis sie 2015 und 2016 mit «Vreneli» die weibliche Hauptrolle in «Ueli der Knecht» und «Ueli der Pächter» spielen konnte. Von diesem Zeitpunkt an war klar, wohin ihre Zukunft sie führen wird. 2017 begann Sie das Bachelorstudium im Bereich Theater an der Hochschule der Künste in Bern.
Ihr Theaterpartner ist Saladin Dellers, der 1994 in Bern geboren wurde und seit einigen Jahren als Schauspieler in Berlin lebt. Bereits in seiner ersten Hauptrolle im Kinospielfilm «Silberwald» wurde er für den Schweizer Filmpreis nominiert. Er gehört zu den erfolgreichsten Jungschauspielern der Schweiz und ist in verschiedenen Rollen im Kino, Fernsehen und auf der Bühne sehr präsent. Das junge Theaterpaar wird sicher die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer erobern!
Noch bis Ende April probt das fast 40köpfige Ensemble drinnen: im Saal des Hotels Sternen in Brienz, wo das Landschaftstheater Ballenberg eine ideale Probesituation vorfindet und die Räume gratis nutzen kann. Vereinspräsident und Nationalrat Lorenz Hess lobt: «Die Freude am Landschaftstheater Ballenberg ist nicht nur beim künstlerischen Team und den Spielerinnen und Spielern zu spüren, sondern auch im ganzen Umfeld. Angefangen beim Freilichtmuseum Ballenberg, wo wir Jahr für Jahr Gastrecht geniessen, über die vielen motivierten Helferinnen und Helfer bis hin zu den Sponsoren, allen voran bei unserem Hauptsponsor Coop.»
Jubiläumsveranstaltungen
Aus Anlass der 25. Inszenierung wurde art-tv beauftragt, einen Kurz-Dokumentarfilm zur Geschichte des Landschaftstheaters Ballenberg herzustellen. Der Film soll an der Jubiläumsfeier vom 15. September 2019 erstmals präsentiert werden. Zudem wird Mitte Mai im Freilichtmuseum Ballenberg eine Ausstellung mit Texten, Fotos und Plakaten des Landschaftstheaters eröffnet. Der Ausstellungsort im Pferdestall aus Luchsingen (GL) befindet sich wenige Meter nach dem Museumseingang West und wird während der Theatersaison auch für die Theatergäste geöffnet sein. Schliesslich liest der letztjährige Hauptdarsteller Hanspeter Müller-Drossaart am 4. August aus «Martin Salander», dem letzten Roman von Gottfried Keller.
Vorverkauf und Aufführungsdaten
Der Vorverkauf für «Romeo und Julia auf dem Dorfe», startet am Mittwoch, 1. Mai. Tickets können dann unter www.landschaftstheater-ballenberg.ch gebucht werden.
Die 27 Aufführungsdaten 2019 vom 3. Juli bis 17. August, jeweils 20.15 Uhr:
Premiere Mittwoch, 3. Juli. Weitere Aufführungen jeweils Mittwoch bis Samstag (ausser DO 1. August) plus Sonntag, 28. Juli:
Im Juli: 5./6./10./11./12./13./17./18./19./20./24./25./26./27./28./31.
Im August: 2./3./7./8./9./10./14./15./16./17. (Derniere)
Ersatzspieltag ist jeweils der nachfolgende Dienstag. In der letzten Spielwoche kein Ersatzspieltag.
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