Besetzung:
Bernhard Schneider als Ueli und über 30 Laienspieler und –spielerinnen aus der Region
Regieteam, Musik usw. landschaftstheater-ballenberg.ch/de/2014/Ueli_der_Knecht/Regie_und_Autor
Grundsätzliches zum Stück von Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius 1797 – 1854):
Ueli ist kein kleiner Knecht mehr, sondern Pächter der Glungge. Sein Name strahlt weit, und das Glück scheint ihm zu lachen. Doch von der Sparsamkeit zum Geiz ist es ein kleiner Schritt. Und im Bestreben, nicht nur ein guter Bauer zu sein, sondern der beste, kann man leicht überziehen. Hätte Ueli nicht das Vreneli, das mit beiden Beinen am Boden bleibt, könnte es böse enden. Sie ist es, die ihn das Wichtigste lehrt: Dass ohne ein reines Herz alles andere nichts ist. Gotthelfs weltberühmter Roman von 1841 spricht von inneren Werten und menschlicher Verantwortung, die heute, in Zeiten globaler Finanzkrisen und Börsenkriminalität, nicht aktueller sein könnten.
Vorab:
Das Schlussbild der letztjährigen, ungemein erfolgreichen «Ueli der Knecht» – Inszenierung, zeigte das Liebespaar Ueli und Vreneli, stehend zwischen einer Taufe und Tod – ein zerbrechliches Glück, voller Hoffen und Bangen. Dieses Bild entliess den Zuschauenden mit Neugier auf die Fortsetzung. «Ueli der Pächter» ist eine Geschichte, in der das dauernde Bangen dem Glück keinen Raum lässt. Ein Stoff mit heftigen dramatischen Entwicklungen. Ueli ist es, der seine junge Familie durch sein Handeln in grosse Not bringt. Vreneli ist diejenige, die mit ihrer Hartnäckigkeit, vieles ins Gleichgewicht bringen kann. Und dann ist da noch der Glaube an das Gute, der Wunder schaffen kann.
Die Geschichte «Ueli der Pächter» knüpft beim Glück von «Ueli der Knecht » an
Vrenelis erstes Kind wird getauft. Jedoch, das Glück ist kurz. Der Sog des Geldes ist stark, der Neid und die Missgunst wirken zerstörerisch. Die menschlichen Grundwerte scheinen schnell übergangen zu sein. Am Schluss kommt alles gut, doch diesmal ist das «gotthelfsche» Glück eher still und vorsichtig.
Der Spielort wiederum, wie letztes Jahr beim Haus Madiswil, die überdachte Tribüne Tribune leicht nach links versetzt, teilweise etwas anderes Mobiliar, ein gepflegter Kleingarten neu vor dem Haus.
Die grosse schauspielerische Leistung der 37 Schauspieler und Schauspielerinnen, die während Monaten einen grossen Teil ihrer Freizeit dem Theater gewidmet hatten, wurde allabendlich mit grossem Applaus belohnt. Bernhard Schneider, als «Ueli» der einzige Profi auf der Bühne, verkörperte den Ueli hervorragend und fügte sich perfekt ins Ensemble ein.
Viel zur perfekten Inszenierung beigetragen hat auch die Musik von Ben Jeger. Eigens für die Inszenierung komponiert, verschmolz sie mit dem Geschehen auf der Bühne und bestach immer wieder durch ihre überraschenden Klangfarben. Farben, die in den Kostümen von Katrin Schilt ihre Fortsetzung fanden. Mit der früher eintretenden Dämmerung kam in den August-Vorstellungen mit der Beleuchtung von Martin Brun eine weitere Dimension dazu.
Rezension von „Ueli der Pächter“, Première 5. Juli 2016
Treffpunkt für geladene Gäste war beim Eingang West. Es folgte die offizielle Begrüssung durch Elisabeth Zölch Bührer, Vereinspräsidentin, a. National- und Regierungsrätin. Hocherfreut teilte sie mit, dass alle Vorstellungen, inklusive die kurzfristig ins Programm genommene Zusatzvorstellung, bereits 14 Tage vor der Première restlos ausverkauft waren und sie bedankte sich namentlich bei allen Mitwirkenden, Gönnern, Sponsoren usw. die zum guten Gelingen dieser, bereits 22. Produktion, des Vereins „Landschaftstheater Ballenberg“ ihren Beitrag, in welcher Form auch immer, geleistet haben. Die Zuschauerkapazität beträgt 760 Plätze pro Aufführung, alles gedeckte Tribünenplätze direkt an der Spielstätte, also beim Haus Madiswil (Baujahr 1709).
Es folgten noch ein paar grundsätzliche Informationen durch Peter Flück, Grossrat des Kantons Bern, neuer Präsident Stiftungsrat vom „Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz“.
Die 37 Laiendarsteller und der einzige Profi, Bernhard Schneider als Ueli, sowie eine Schar munterer, aufgeweckter Kinder auf der Szene, bieten Theater vom Allerfeinsten, spielen die Parabel von Missgunst, Habgier, Neid und anderen menschlichen Unzulänglichkeiten mit viel Engagement und Können. Ueli geht in seiner Existenzangst, aber auch einem gewissen Erfolgswahn und Gier nicht immer den guten Weg, was ihm auch prompt eine Anklage wegen Betruges einbringt. Zwar beruft er sich darauf, dass er, mangels Beweisen freigesprochen wurde. Sinngemäss: die Richter wissen das, sonst hätten sie nicht so geurteilt. Als dann die, vom unterlegenen Viehhändler angedrohte Gottesstrafe, in Form eines verhehrenden Gewitters, das die ganze Ernte vernichtet, scheinbar eintrifft, verfällt Ueli in schwere Depressionen, die das „Vreneli“ glauben machen: „är esch nömm richtig im Gring“. Ausgerechnet da funktioniert die oft beschworene Nachbarschaftshilfe doch, u.a. erhalten die Glunggepächter neues Saatgut vom Bodenbauer, bei dem Ueli früher als Knecht gearbeitet hat, geschenkt. Auch der herbeigerufene Arzt engagiert sich stark, hält sogar die Mägde und Knechte dazu an, trotz der Erkrankung des Chefs, ihrer Arbeit ordentlich nachzugehen und ihre Pflichten nicht zu vernachlässigen. Allmählich erholt sich Ueli und erkennt, dass er aus Gier vom Bauernschlauen zum Betrüger geworden ist. Da besinnt er sich eines Besseren und es wendet sich schlussendlich doch noch alles zum Guten.
Die schon fast märchenhaft unglaubliche Erfolgsgeschichte der „Ballenberger“ wird weiter geschrieben: Waren letztes Jahr zwei Wochen vor der Première, also Mitte Juni sämtliche Vorstellungen restlos ausverkauft, traf dies in diesem Jahr schon im Februar zu. Unfassbare fünf Monate vor Start der Aufführungen waren sämtliche Tickets weg. Irgendwas müssen die einfach richtig machen. Das hat auch Ex Magistrat und immer noch SVP Stratege Christoph Blocher offensichtlich festgestellt. Jedenfalls war der Oberpatriot mit Gemahlin Silvia ebenfalls an der Première anwesend.
2017 geht das Landschaftstheater Ballenberg wieder mal fremd, spielt nächstes Jahr eine Geschichte, die nicht im Kanton Bern spielt.
Man adaptiert, als bereits 23. Inszenierung seit 1991, ein Stück von ennet dem Brünig, aus den Nachbarhalbkantonen Ob – und Nidwalden. Gespielt wird „Veronika Gut“ (Aufruhr in Nidwalden), eine Unterstützerin des Nidwaldner Widerstandes gegen die Helvetik. Näheres über diese bemerkenswerte Frau über unten eingefügten Link. Dafür konnten bereits prominente Mitwirkende verpflichtet werden, u.a. Silvia Jost (bekannt aus der Serie „Motel“ des Schweizer Fernsehens in den 1980er Jahren an der Seite von Jörg Schneider), Karin Wirthner usw. unter der Regie von Marlise Fischer
Trotz jeweils total ausverkaufter Vorstellungen plane man keine Vergrösserung der Tribüne (aktuell 760 Plätze) aus Sicherheitsgründen und man möchte auch keine Mikrofone benützen müssen, so Geschäftsführerin Marianne Kuchen.
Kleine Fotogalerie der Produktion:
Das Team dahinter:
Link auf die Produktion «Ueli der Knecht» vom letzten Jahr 2015
de.wikipedia.org/wiki/Veronika_Gut
Noch weitere Detailinformationen zum Stück, dessen Inhalt und Geschichte:
UELI DER PÄCHTER DOKUMENTATION
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Landschaftstheater Ballenberg landschaftstheater-ballenberg.ch/de/2014/Willkommen
www.gabrielabucher.ch Paul Ott:www.literatur.li [content_block id=29782 slug=ena-banner]