Tote, Panik, flüchtende Menschen: Am Nationalfeiertag rast in der südfranzösischen Stadt Nizza ein Lastwagen gezielt und im Zickzack in feiernde Menschen. Die Opferzahl steigt. Präsident Hollande spricht von „Terror“. Die weltweite Anteilnahme ist groß.
Bei der Attacke mit einem Lastwagen auf Passanten in Nizza sind nach Angaben von Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen. 18 Menschen seien sehr schwer verletzt worden, sagte Cazeneuve. Zudem sprach der Innenminister von zahlreichen weiteren Verletzten. In der Region um Nizza sei Terrorwarnstufe ausgerufen worden.
Frankreichs Staatschef François Hollande sprach von einem eindeutig terroristischen Hintergrund: Der „terroristische Charakter“ des Angriffs könne nicht geleugnet werden, sagte der sichtlich erschütterte Präsident in einer Fernsehansprache. „Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht. Wir müssen alles tun, um gegen die Geißel des Terrorismus kämpfen zu können“, sagte Hollande.
Der Lastwagen war zwei Kilometer weit durch die Menschenmenge auf der berühmten Uferstraße Promenade des Anglais gerast. Die Menschen hatten sich dort versammelt, um den französischen Nationalfeiertag zu feiern. Nach Angaben des Innenministeriums erschossen Polizisten den Fahrer. Medien berichteten, im Lastwagen seien Waffen und Granaten gefunden worden.
Auf der Promenade des Anglais habe Panik und Verwirrung geherrscht. Die Zentrale für Opferhilfe im Außenministerium richtete eine Notrufnummer für Angehörige ein. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Innenminister Bernard Cazeneuve eilte nach Nizza. Im Innenministerium in Paris traf sich der Krisenstab unter Führung von Präsident Hollande. Für Freitagmorgen berief der Staatschef das Sicherheitskabinett ein.
Weltweite Bestürzung
In der Lobby des weltbekannten Luxushotels Negresco wurde ein Lazarett eingerichtet. Wie die Zeitung „Le Figaro“ berichtete, wurden dort Verletzte vorsorgt. Auch Menschen, die sich in Sicherheit gebracht hatten, hielten sich dort in der Nacht auf.)
Die Teilnehmer des Asien-Europa-Gipfels (Asem) in der Mongolei gedachten der Opfer in einer Schweigeminute. EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte dort erschüttert: „Es ist ein trauriger Tag für Frankreich, Europa und uns alle hier in der Mongolei.“ US-Präsident Barack Obama erklärte: „Wir stehen in Solidarität und Partnerschaft an der Seite Frankreichs, unseres ältesten Alliierten.“
Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, ordnete für Freitag Trauerbeflaggung in der Hauptstadt an. Frankreich war wiederholt Ziel von Anschlägen. Bei islamistischen Attentaten waren im vergangenen Jahr 149 Menschen gestorben, davon 130 bei der Pariser Terrorserie am 13. November 2015.
Massive Sicherheitsvorkehrungen
Während der kürzlich zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft hatte ein Mann, der sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, nahe Paris einen Polizisten und dessen Partnerin umgebracht. Das Turnier fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch zum Nationalfeiertag gab es massive Sicherheitsvorkehrungen. Für die traditionelle Militärparade auf den Champs-Élysées in Paris wurden rund 11.500 Sicherheitskräfte mobilisiert.
Am Nationalfeiertag wird der Erstürmung des Pariser Bastille-Gefängnisses am 14. Juli 1789 gedacht, die als Beginn der Französischen Revolution gilt. Hollande hatte erst am Donnerstag angekündigt, den seit den Anschlägen vom November 2015 geltenden Ausnahmezustand in dem Land nicht über den 26. Juli hinaus zu verlängern. Man könne diese Maßnahme nicht ewig aufrechterhalten, sagte er in einem Fernsehinterview. Der Ausnahmezustand war zuvor mehrfach verlängert worden.
Das Auswärtige Amt in Berlin riet dringend dazu, den Anweisungen der französischen Sicherheitskräfte Folge zu leisten und sich zur Lageentwicklung über die Medien informiert zu halten. Zahlreiche Rettungsmannschaften waren am Abend im Einsatz.
Quelle: n-tv.de , bad/dpa/AFP/rts Xing[content_block id=29782 slug=ena-banner]