Leserbeitrag von Ivo Muri, Sursee: Schweiz – EU: Es lohnte sich, sich nochmals ein paar Gedanken zu machen – bevor wir einfach weiter machen wie bisher

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Ivo Muri, Nomos der Zeit

Sehr geehrte Freunde einer liberalen Gesellschaft. Erlauben Sie mir ein paar Gedanken aus aktuellem Anlass – es geht um den Rahmenvertrag mit der EU.

Beiliegend der NewsLetter von Handel Schweiz.

Hier mein Kommentar.

 

Ja – die Herausforderungen sind gross.

Handel muss überall dort Grenzen kennen, wo er den sozialen Zusammenhalt in einem Land und die Umwelt zerstört.

Deshalb hatte früher jedes Land das Recht, seine Bevölkerung und den sozialen Zusammenhalt mit Schutzzöllen zu schützen.

Schutzzölle werden auf Waren erhoben, was sie aber schützen ist der soziale Zusammenhalt.

Schutzzölle sind deshalb mindestens so wichtig, wie Völkerrecht und Menschenrecht und sollten im Völkerrecht als Grundrecht verankert werden.

 

Stellt Euch einmal vor, was wir mit Deregulieren, Entnationalisieren und Privatisieren angerichtet haben: Wir werden von Herrn Markt und Frau Wirtschaft über die Diktatur privater Geldschöpfung regiert.

Politiker und Demokratien und erst Recht die Bürgerinnen und Bürger sind schlicht handlungsunfähig, wenn es um den Schutz des Sozialen Zusammenhaltes geht.

Die Menschen kämpfen alleine in der Schweiz bereits in fünf Arbeitsmärkten um ihre wirtschaftliche Existenz – und kein Politiker und kein Unternehmer würde seine eigenen Kinder im fünften Arbeitsmarkt arbeiten lassen wollen. Alle wollen sie in den ersten Arbeitsmarkt und dort am Liebsten in den Archipel CEO, wo es Millionensaläre abzuholen gibt.

 

Freihandel mit flexiblen Wechselkursen wie wir ihn über die letzten Jahrzehnte eingeführt und umgesetzt haben, führt jede Regierung und jede lokale Bevölkerung in eine Situation, in der wir Herrn Markt und Frau Wirtschaft schutzlos ausgeliefert sind.

 

Alleine die Frage, was flexible Wechselkurse im Freihandel bedeuten, sollte jedem Sekundarschüler klar machen, dass hier etwas nicht stimmt.

Wenn wir jeden Abend vor der Tagesschau sehen, wie viel der Franken heute wert ist, dann ist dies faktisch das Gleiche, als wenn wir jeden Abend nachschauen würden, wie lange der Meter, wie schwer das Kilogramm oder wie voluminös der Liter gerade ist. Tauschen mit flexiblen Ellen kann nicht in den Frieden führen. Das zu erkennen braucht wohl kaum viel Phantasie und auch keine Geschichtskenntnisse.

 

Ich halte es, basierend auf den obigen Gedanken, aus heutiger Perspektive für keine gute Idee, den Rahmenvertrag mit der EU zu unterschreiben.

Diese ist organisiert nach dem Prinzip der optimalen Währungsräume.

Das bedeutet: Wenn Schweizer in ihrer Heimat keine Arbeit haben, dann müssen sie in die übrige EU auswandern.

Wer also weder im ersten, noch im zweiten, noch im dritten, vierten oder fünften Arbeitsmarkt ein Einkommen findet und sich nicht über «Tischlein deck Dich» oder Suppenküchen über Wasser halten will, der muss auswandern. Und macht am Ort, an dem er Arbeit findet, wieder anderen ihren Arbeitsplatz streitig. Die Chinesen nennen diese Menschen Wanderarbeiter, was wir Personenfreizügigkeit nennen.

Kein Politiker und kein Unternehmer wünscht dies seinen Kindern und wir sollten dies auch nicht von den Kindern unserer Mitbürger verlangen.

Ich bin sicher, dass dies kein Schweizer will. Und vermutlich will dies auch kein Ausländer aus wirtschaftlichen Gründen auswandern.

Das gilt für Doppelbürger und erst Recht müsste dies für Schweizer Bürger gelten, die nur ein Bürgerrecht besitzen.

 

Die EU und die ganze Welt leidet unter der fehlgeleiteten Idee, dass Freihandel Weltfrieden bringt – und das erst noch mit flexiblen Wechselkursen.

Ich halte diese Idee schlicht für naiv, auch wenn die Apologeten der Entnationalisierung noch immer an dieser Idee festhalten.

Die Geschichte bis zurück in die Punischen Kriege (Vernichtung Karthagos) macht klar:

Freihandel hat früher in Landkriege geführt, dann in Seekriege, dann in Luftkriege und nun sind wir auf dem besten Weg in den Cyberkrieg – und dieser soll nun mit privatem Kryptogeld geführt werden.

Und das erst noch mit flexiblen Wechselkursen.

 

John F. Kennedy wollte zurück zum Bankor. Und wir sollten diese Idee von John Maynard Keynes zur Schaffung eines WeltGoldStandards auch wieder aufgreifen.

Der Frieden wäre schon längst hergestellt, wenn wir uns an den Wirtschaftsideen unserer Vorfahren orientiert hätten.

Jeder Betriebsökonom HWV kann in seinem Buch «Volkswirtschaftslehre» von Rolf Dubs nachlesen:

«So bleibt denn die freie Marktwirtschaft ein Wunschbild. Aufgrund einer Fehlbeurteilung des Menschen trägt sie immer Tendenzen der Selbstzerstörung in sich.»

 

Professor Heinrich Bortis von der Universität Fribourg hat den bilaterale Weg in die EU in einem Buch im Jahre 1992 eine «Irrweg in der Gestaltung Europas genannt».

Alles was er in diesem Buch schrieb ist eingetroffen. Und Bortis kennen Sie nicht, während jeder von Ihnen die Herren Eichenberger, Wittmann und Deiss kennen, die mit ihm an der UNI Fribourg gewirkt haben.

Lionel Jospin bezeichnete die EU als ein UPO – ein unbekanntes politisches Objekt.

Bortis und Jospin lagen richtig und wir dürfen noch zuwarten, noch mehr Kollateralschaden in Kauf nehmen – oder endlich zur Kenntnis nehmen, dass wir falschen Propheten auf den Leim gegangen sind.

 

Wenn wir unsere Mitbürger und unsere Nachkommen nicht aufklären über die undemokratischen Wirtschaftstheorien, die uns in die heutige Situation geführt haben, dann werden wir die Probleme nicht meistern.

 

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Denn die gute Nachricht ist:

Lösungen liegen seit Jahren vor.

Sie müssen nur gehört und umgesetzt werden.

 

Freundliche Grüsse …ond e gueti Zyt

Ivo Muri
Forschungsleiter
Nomos der Zeit

http://www.ivomuri.ch

Sehr geehrter Herr Muri

Wir stehen vor vielen grossen Herausforderungen, welche wir aus der Stärke heraus meistern werden.Das Verhältnis zur EU gilt es zu klären, Abstimmungen zu gewinnen und als Daueraufgabe dafür zu sorgen,dass die Unternehmen nicht mehr und mehr drangsaliert werden – Radio- und Fernsehsteuer lassen grüssen…

 

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Ihr Kaspar Engeli
Direktor Handel Schweiz­­­­