Leserbeitrag von Theo Kurmann, Mitglied IG Verkehrsplanung: Für das Protokoll der Ortsplanung

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Impression der Gemeindeversammlung in der Stadthalle Sursee vom 18. März 2019

Die Art und Weise, wie der Stadtrat die Ortsplanung aufgegleist und stur bis zum bitteren Ende vertreten hat, erinnert mich an pubertierende Teenager. Verzeihen Sie mir 75-jährigem Liberalen diesen etwas gewagten Vergleich. Wie Halbwüchsige, die weder die Auswirkungen noch die Folgen (Kosten) ihres Handelns abschätzen können, haben sich die Stadträte gebärdet. Blindlings folgten sie den Spuren falscher Propheten. Schon Kleinkinder kennen die sich ausschliessenden Elemente wie Feuer und Wasser oder Lärm und Schlaf.
Trotz der gewaltigen Flut von berechtigten Einsprachen und kritischen Leserbriefen war der Stadtrat nicht bereit, seine Zielsetzung zu hinterfragen und sich einen Kurswechsel zu überlegen. Die traditionellen, führungsbeansprechenden Ortsparteien sahen dem Ganzen tatenlos, mutlos und ideenlos zu und liessen den Stadtrat ins Abseits laufen.
Dagegen konnte man die Grünen als wohltuenden Farbtupfer wahrnehmen. Leider verliess sie dann der Mut vor den angekündigten Konsequenzen. Oder opferten sie die notwendige konsequente Haltung dem politischen Kalkül?
Zum Glück haben mutige, vorausschauende Bürger das Schlimmste verhindert und Sursee vor einem «Kleinmanhattan» bewahrt. Ja, wir haben jetzt eine neue Ortsplanung. Nur leider ist es eine Totgeburt.
Ohne Seele, ohne Zukunftsperspektiven.
Die Beurteilung zum neuen Bau- und Zonenreglement muss differenzierter vorgenommen werden. Wir Bürger haben sang- und klanglos Bürgerrechte an den Stadtrat abgetreten und Eigentümerbeschränkungenzugestimmt.
An den beiden unterhaltsamen Gemeindeversammlungsabenden wurde gekämpft, gerungen, diszipliniert und falsche Versprechen gemacht. Aber das Gesamtziel einer zukunftsgerichteten, dringend nötigen, aber verhältnismässigen Verdichtung wurde komplett aus den Augen verloren. Die dazu passende Verkehrsplanung fehlt.
Wie ist es möglich, dass der vernünftige, zukunftsrichtige Antrag der CVP, die Umzonung des Zeughaus – areals in die öffentliche Zone, zurückgezogen werden musste? Wie ist es möglich, dass der Stadtrat es ermöglichte, auf dem Altar des schnöden Mammons Kinderfreuden zu opfern? Wie ist es möglich, dass eigentumsfeindliche, ungeprüfte Anträge unwidersprochen zur Abstimmung zugelassen und von Stadträten aktiv unterstützt wurden? Wie ist es möglich, dass die Korporation mit ihrem riesigen Leistungsausweis
zu Gunsten der Allgemeinheit derart vorgeführt und vom Stadtrat gedemütigt wurde?
Fazit: Sursee hat den Auftrag des Kantons erfüllt, aber das Ziel um Lichtjahre verpasst!
Ich freue mich bereits auf die nächste Ortsplanung, gleich nach den Stadtratswahlen,
aber mit Verkehrsplanung.

Theo Kurmann, Mitglied IG Verkehrsplanung