Sehr positive Bilanz des «Paradies»-Sommers: 13’800 Besucher*innen mehr als im Sommer 2022.
Lucerne Festival verzeichnet insgesamt 84’000 Gäste bei 84 Prozent Gesamtauslastung und elf ausverkaufte Konzerte; allein 15’300 geniessen die Gratis-Veranstaltungen open air und im KKL Luzern.
Die 29 Sinfoniekonzerte erreichen eine Auslastung von 86 Prozent.
Luzern, 8. September 2023. Mit einer erfreulichen Bilanz endet am kommenden Wochenende das Sommer-Festival 2023, das unter dem Motto «Paradies» stand. Das Festival erreichte in diesem Jahr eine Gesamtauslastung von 84 Prozent, das entspricht einer Steigerung von zwölf Prozent zum Vorjahr. Allein die 29 Sinfoniekonzerte waren zu 86 Prozent ausgelastet. Ab dem 8. August wurden insgesamt 112 Veranstaltungen an 34 Festivaltagen in den Sälen des KKL Luzern, der Lukaskirche, der Hochschule Luzern — Musik und an verschiedenen öffentlichen Plätzen in der Stadt Luzern präsentiert. Elf der 68 Zahl-Veranstaltungen waren ausverkauft, darunter die Eröffnung und auch das zweite Konzert des Lucerne Festival Orchestra sowie jeweils das zweite Konzert des Oslo Philharmonic und des Boston Symphony Orchestra. Insgesamt verzeichnete das grösste Schweizer Klassik-Festival 84’000 Besucher*innen, davon kamen 15’300 auch bei grösstenteils hochsommerlichem Temperaturen zu den 44 Gratis-Events des Festivals: Sie verfolgten die Eröffnung im Rahmen der «Lakeside Symphony», besuchten die 40min, das neue Format 40min Open Air, feierten mit den Weltmusikgruppen «In den Strassen», tanzten am ersten Festivaltag bei «Cuban Dances auf dem Inseli» sowie bei einem Spontan-Konzert an der Buvette und freuten sich im Luzerner Kinderspital. Darüber hinaus standen drei Konzerte mit internationalen Jugendsinfonieorchestern auf dem Programm.
Lucerne Festival bot insgesamt auch 19 Veranstaltungen exklusiv für Schulklassen an, darunter fünf Konzerte im KKL Luzern, eines davon mit dem Blechbläserensemble der Berliner Philharmoniker im Konzertsaal. Insgesamt wurden rund 6’300 Schüler*innen aus der Region Luzern erreicht.
«Zusätzlich 13’800 Besucher*innen bei zwölf Prozent mehr Gesamtauslastung als noch vor einem Jahr – der grosse Zuspruch des Publikums zeigt uns, dass wir den richtigen Programm-Mix bieten», kommentiert Michael Haefliger, Intendant von Lucerne Festival. «An unseren Gratis-Veranstaltungen haben Jung und Alt, Luzerner*innen und Tourist*innen, Student*innen und Manager*innen gleichermassen ausgelassen gefeiert – wir freuen uns, an diese Erfolge im kommenden Jahr anzuknüpfen!»
Drei sinfonische Höhepunkte stehen unter anderem noch aus: Heute, am Freitagabend, dirigiert Vladimir Jurowski das Bayerische Staatsorchester, am Samstagabend leitet Christian Thielemann die Sächsische Staatskapelle Dresden, und den Schlusspunkt setzt am kommenden Sonntagabend, dem 10. September, Mirga Gražinytė-Tyla mit den Münchner Philharmonikern und Gustav Mahlers Zweiter Sinfonie, der «Auferstehungssinfonie». Ausserdem bietet der Samstag mit «Der Teufel mit den Goldenen Löckchen» Musiktheater für Familien, ein Portrait-Konzert des diesjährigen composer-in-residence Enno Poppe um 11.00 Uhr und die Premiere von Dido und Aeneas am Luzerner Theater um 21.00 Uhr. Für alle Veranstaltungen sind noch Tickets verfügbar.
Mit dem Thema «Paradies» setzte das Festival ein Statement in Zeiten des Klimawandels und des Kriegs in der Ukraine. In zahlreichen Konzertprogrammen spiegelte sich das Thema wider: So erklangen unter anderem vier Mahler-Sinfonien, es gab eine halbszenische Aufführung von Henry Purcells The Fairy Queen und eine konzertante Fassung von Richard Wagners Rheingold. Auch Haydns Jahreszeiten, die Alpensinfonie von Richard Strauss und die Uraufführung des Auftragswerks Schattenspiel von Jessie Cox umkreisten die Frage nach dem Paradies.
Das Lucerne Festival Orchestra feierte sein 20-jähriges Jubiläum mit insgesamt sechs Konzerten, am Eröffnungsabend und am Folgetag dirigierte Paavo Järvi erstmals das Orchester, er sprang sehr kurzfristig für den erkrankten Chefdirigenten Riccardo Chailly ein, ebenso wie Andrés Orozco-Estrada, der das dritte Sinfoniekonzert leitete. Yannick Nézet-Séguin war in diesem Sommer als dritter Dirigent des Lucerne Festival Orchestra zu erleben.
Daniil Trifonov trat als «artiste étoile» insgesamt dreimal beim Festival auf, spielte ein Solo-Rezital, einen Kammermusik-Abend mit Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra und Schumanns Klavierkonzert mit dem Mahler Chamber Orchestra.
International renommierte Sinfonieorchester gastierten erneut innerhalb des Festivalmonats: Dabei waren die Berliner und Wiener Philharmoniker, das Royal Concertgebouw Orchestra, das Israel Philharmonic Orchestra, das West-Eastern Divan Orchestra, das Mahler Chamber Orchestra, das Luzerner Sinfonieorchester, das Dresdner Festspielorchester mit Concerto Köln, das Oslo Philharmonic, das Boston Symphony Orchestra, das Ukrainian Freedom Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig, Il Giardino Armonico, Les Arts Florissants, Les Siècles, das Bayerische Staatsorchester, das Orchestra di Padova e del Veneto, die Sächsische Staatskapelle Dresden und die Münchner Philharmoniker.
Junge Stars am Dirigentenpult waren mit Maxim Emelyanychev, Mirga Gražinytė-Tyla, Jakub Hrůša, Klaus Mäkelä und Lahav Shani vertreten. Darüber hinaus dirigierten Giovanni Antonini, Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, William Christie, Wolfram Christ, Iván Fischer, Daniel Harding, Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Susanna Mälkki, Kent Nagano, Andris Nelsons, Yannick Nézet-Séguin, Kirill Petrenko, François-Xavier Roth, Michael Sanderling, Christian Thielemann, Ilan Volkov und Keri-Lynn Wilson. Zu den Solist*innen der Sinfoniekonzerte zählten unter anderem Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Anne-Sophie Mutter, Antoine Tamestit und Christian Tetzlaff sowie die Pianist*innen Yefim Bronfman, Igor Levit, Maria João Pires, Jean-Yves Thibaudet und Yuja Wang. Solo-Rezitale gaben ausserdem Víkingur Ólafsson, Sir András Schiff und Senkrechtstarter Mao Fujita.
Enno Poppe übernahm die Rolle des composer-in-residence, es erklangen seine unterschiedlich besetzten Werke Augen, Prozession, Speicher I-VI, Fett, Öl und Rundfunk, als Dirigent leitet er das Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) im Programm mit Mathias Spahlingers monumentalem und selten aufgeführten Werk passage/paysage. Zur Uraufführung gelangte Poppes Werk Blumen.
Im Rahmen der Lucerne Festival Academy versammelten sich rund 100 junge Instrumentalist*innen sowie vier Dirigent*innen und acht Komponist*innen für drei Wochen in Luzern. Im Rahmen der «Roche Young Commissions» wurden die Werke von David Moliner und Hovik Sardaryan uraufgeführt. Das Composer Seminar leitete Dieter Ammann gemeinsam mit Unsuk Chin. Ilan Volkov präsentierte die Uraufführung von Schattenspiel für Orchester aus der Feder des Schweizers Jessie Cox, das Werk Spiral von Peter Ruzicka sowie Minds in Flux von George Lewis für Orchester und interaktive Elektronik. Ein weiteres Konzert präsentierte Werke von Tania León, Clara Iannotta, Lei Liang und Jalalu-Kalvert Nelson. Susanna Mälkki leitete das Abschlusskonzert der Akademie mit Strawinskys Le Sacre du printemps.
Lucerne Festival präsentierte diesen Sommer insgesamt 17 Uraufführungen, neben neuen Werken von Enno Poppe und Jessie Cox steuerten Jörg Widmann und Daniel Schnyder sowie junge Komponist*innen des Composer Seminars, der «Roche Young Commissions» und der I&I Foundation Werke bei. Ausserdem erklangen zahlreiche Schweizer Erstaufführungen, darunter das Zweite Violinkonzert von John Willams, präsentiert von Anne-Sophie Mutter, Andris Nelsons und dem Boston Symphony Orchestra. Im räsonanz — Stifterkonzert dirigierte François-Xavier Roth sein Orchester Les Siècles, gespielt wurden Werke von György Ligeti und Enno Poppe.
Die beliebte Reihe 40min feierte 10-jähriges Jubiläum. Zum ersten Mal veranstaltete das Festival ein 40min Open Air mit drei Konzerten auf dem Europaplatz. Durch den Nachmittag führte Sarah Willis, die gemeinsam mit Mitgliedern des Havana Lyceum Orchestra selbst auch musikalisch das letzte der drei Konzerte gestaltete. Im Rahmen der Sparte «Music for Future» debutierten auch in diesem Sommer junge Solist*innen und Ensembles in der Lukaskirche. Dabei waren das Isidore String Quartet, der Pianist Dmytro Choni, der Bratschist Timothy Ridout, der Bariton Äneas Humm, der Hornist Ben Goldscheider sowie das Atenea Quartet, das im vergangenen Dezember den «Prix Credit Suisse Jeunes Solistes» gewonnen hat.
Wer die Konzerte in Luzern nicht besuchen konnte, hatte die Möglichkeit, sie im TV und Radio zu verfolgen. Das Eröffnungskonzert am 11. August war zeitversetzt am gleichen Abend auf Radio SRF 2 Kultur und bei SRF 1 im TV zu erleben, und sowohl das Konzert des Lucerne Festival Orchestra mit Maria João Pires am 12. August sowie das Konzert der Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra am 13. August wurden live bei Arte Concert und Play Suisse gestreamt. In China erzielte das Video-on-demand-Angebot des Konzerts vom 12. August rund 25 Mio. Aufrufe. Radio SRF 2 Kultur zeichnete insgesamt zehn Konzerte auf und übertrug zwei davon live.