Mit der UEFA Women’s Euro 2025 findet im kommenden Jahr der grösste Frauensportanlass Europas in der Schweiz statt. Dieser Grossanlass soll dem Frauensport im Kanton Luzern Schub verleihen und das vorhandene Potenzial entfalten. Mehr Frauen und Mädchen sollen sich in Zukunft im Vereinssport und Sportverbänden engagieren, forderte Regierungsrätin Dr. iur. Michaela Tschuor, Gesundheits-, Sozial- und Sportdirektorin am Luzerner Dialog Sportpolitik.
Am Donnerstag, 12. September 2024, stand der Luzerner Dialog Sportpolitik in der Messe Luzern unter dem Thema «Frauen im Fokus: Ein Dialog voller Perspektiven». Auf Einladung von Regierungsrätin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements, nahmen rund 50 Vertretende von Luzerner Sportvereinen und -verbänden am Anlass teil. «Das Thema Frauenförderung im Sport ist ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen. Mit der kommenden UEFA Women’s Euro 2025 rückt der Frauensport in den Fokus der Öffentlichkeit», so Michaela Tschuor. Diesen Schub gelte es nun zu nutzen. Mit den Legacy Massnahmen der Host Cities würden innovative und nachhaltige Projekte zur Mädchen- und Frauenförderung finanziell unterstützt. «Wir möchten mehr Frauen in den Führungspositionen der Vereine und Verbände. Zum einen bringen Frauen eine andere Perspektive in eine Diskussion ein, zum anderen liefern die Frauen in Führungspositionen neues Potenzial für die Vereine und Verbände», so die Sportdirektorin. Die Ausbildung in Verbandsmanagement solle deshalb gefördert werden. «Ich wünsche mir, dass in Zukunft im Sport alle Geschlechter gleichberechtigt sind.» Dafür müssten die Vereine und Verbände aber ihre Strukturen überdenken und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.
Sportwelt ist hellblau und rosarot
Als Expertin für geschlechterspezifische Unterschiede in der Welt des Sports referierte Dr. Marianne Meier, Historikerin und Sportpädagogin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) der Universität Bern. Der Sport funktioniere nach wie vor in «hellblau und rosarot». Dies zeige sich in der Medienberichterstattung, in Reglementen und Leistungskategorien, im Sponsoring und Marketing sowie in den männlich geprägten Führungsetagen vieler Sportverbände. «Je wichtiger und prestigeträchtiger die Position und Sportart, desto weniger Frauen sind in Entscheidungs- und Führungsgremien vertreten», so Marianne Meier. Dies gelte auch für leitende Funktionen von Trainerinnen und Trainern sowie technischen Fachpersonen.
Wie hoch darf der Preis sein?
Dr. Marianne Meier zeigte in ihrem Referat weiter auf, dass es in der Sportkommunikation nach wie vor grosse Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. In den Medien und im Marketing werde hauptsächlich auf den Männersport gesetzt. «Eine Sportlerin muss neben Topleistungen auch ein besonders feminines Image an den Tag legen, um sich gut vermarkten zu können», so Marianne Meier. Kritisch stellt sie die Frage, wie hoch der Preis sein dürfe, um die Sichtbarkeit einer Sportlerin zu steigern. «Gilt es um jeden Preis eine Sexualisierung der Athletinnen hinzunehmen, um die Vermarktbarkeit zu erhöhen? Ist vermehrte Medienpräsenz in jedem Fall ein Fortschritt?»
Selbstbewusst und mutig an eine neue Aufgabe herantreten
In der anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Moderatorin Nicole Frank tauschten sich die Handballschiedsrichterinnen Sandra Schaad und Andrea Müller, die ehemalige Fussballerin Marie-Andrea Egli und Evi Hurschler, Präsidentin des Turnerverbands LU/OW/NW aus. Generell stellten sie fest, dass sich Frauen oftmals eine Aufgabe oder eine Funktion in einem Verband oder Verein gar nicht zutrauen würden. Frauen sollten aber selbstbewusst und mutig an eine neue Aufgabe herantreten. Es brauche zum einen ein Umfeld, das Frauen motiviert, ein Amt zu übernehmen, zum anderen brauche es gezielte Weiterbildungsangebote für Frauen in Führungsfunktionen.
Regierungsrätin Michaela Tschuor richtete zum Schluss der Veranstaltung einen Appell an die Anwesenden. «Bilden wir den Grundstein für eine neue und selbstbewusste Generation von Frauen, für die es selbstverständlich ist, Fussball zu spielen, als Schiedsrichterin ein Spiel zu pfeifen und Verbandchefin zu sein.» Sie wünsche sich ein sportliches Umfeld, in dem niemand diskriminiert werde.
Mehr Informationen: sport.lu.ch
Strategiereferenz
Diese Massnahme dient der Umsetzung der politischen Schwerpunkte im Bereich
– Globalisierung / Bildung / Vernetzung von Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft
– Gesellschaftlicher Wandel
gemäss Kantonsstrategie[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]
Anhang
Bild 1: Regierungsrätin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements sowie Sportdirektorin sagt: «Wir möchten mehr Frauen in den Führungspositionen der Vereine und Verbände.»
Bild 2: Dr. Marianne Meier, Historikerin und Sportpädagogin sagt: «Je wichtiger die Funktion in einem Sportverband, umso mehr Männer besetzen diese.»
Bild 3: Podiumsdiskussion mit Frauen aus verschiedenen Sportarten.