Besetzung und Konzertprogramm:
Ludwig van Beethoven:
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 g-Moll op. 5,2 und Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op.111
Johann Sebastian Bach: Suite Nr. 2 d-Moll, BWV 1008
Johannes Brahms: Sonate für Violoncello und Klavier, e-Moll op. 38
Rezension:
Maria João Pires, wohl eine der begnadetsten Mozartinterpretinnen unserer Zeit, ist auch andern Komponisten sehr verbunden und setzt deren Werke ebenso meisterhaft um, wie diejenigen des Salzburger Genies. Auf gleich hohem künstlerischen Niveau bewegt sich auch der Cellist Antonio Meneses, ergo eine ideale Kombination für ein Rezital mit Werken der drei grossen B der Klassikkomponisten, also Bach, Beethoven und Brahms. Die Entscheidung der Pianistin, kurzfristig eine Programmänderung vorzunehmen und im zweiten Konzertteil anstelle einer Komposition von Manuel de Falla die Sonate für Violoncello und Klavier, e-Moll op. 38 von Johannes Brahms zu interpretieren, erwies sich als genau richtig, wurde diese doch zu einem Glanzlicht des Rezitals, das die Portugiesin und der Brasilianer dem Auditorium im sehr gut besetzten Konzertsaal boten. Dass die beiden Protagonisten auch musikalisch dieselbe Sprache sprechen, verdeutlichte sich unmittelbar beim Start ins Konzert mit Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 4. Das Piano führte durch die vier Sätze, tonangebend, aber nie dominant, so konnte Meneses klangzaubern auf seinem Instrument, phrasieren, vibrieren, kontrapunktieren, durchaus energisch manchmal, sanft zurückhaltend in ruhigeren Passagen. Ein Werk, das den Cellisten fast bevorzugt, ihm den grösseren Part zuordnet, das Klavier zum Erfüllungsgehilfen bestimmt und es erst beim abschliessenden Allegro vivace wieder gleichberechtigt einbindet, gleichsam zurückführt. Das Publikum würdigte das perfekte Zusammenspiel der beiden mit langanhaltendem starkem Applaus.
Ganz andere Ausgangslage beim folgenden Werk, der Klaviersonate Nr. 32 von Beethoven. Da hatte die Klaviervirtuosin die Bühne ganz für sich, was sie dann auch für eine Demonstration ihres aussergewöhnlichen Könnens nutzte und diese äusserst anspruchsvolle Komposition in Perfektion interpretierte, sowohl die leiseren, wie auch die furiosen Teile der Partitur. Konzentriert und gebannt, fast andächtig lauschte das Auditorium, konnte sich am faszinierenden Spiel kaum satt hören. Diese Sternstunde, die ungefähr 27 Minuten dauerte, hatte denn auch die darauffolgende langanhaltende stehende Ovation mehr als verdient. Tief beindruckt begab man sich in die Pause, gespannt, ob der zweite Teil des Konzertes das Niveau des ersten erreichen könne.
Aber mit der Suite für Violoncello von J.S. Bach bot sich auch Antonio Meneses ausreichend Gelegenheit, sein Cellospiel der absoluten Weltklasse dem Luzerner Konzertpublikum zu vermitteln und wurde dafür mit reichlich Applaus gewürdigt. Zur finalen Sonate von Brahms nahm auch Maria João Pires wieder ihren Platz am Konzertflügel ein und unterstützte ihren Bühnenpartner kongenial bei deren Interpretation. Das Auditorium feierte die beiden mit stürmischer, langanhaltender Akklamation, wodurch diese sich zu einer kleinen Mendelssohn – Zugabe, Lied ohne Worte, Opus 109, bewegen liessen. Wenn zwei sich verstehen, freut sich der Dritte, in dem speziellen Fall also das Publikum.
Nachtrag:
Was für eine Anschlagskunst, ob bei Bach, Mozart, Beethoven oder Chopin. Kompromisslos. Hell und klar. Weich. Poetisch. Sensitiv. Nie sentimental. Immer brennend, Zitat Christine Lemke-Matwey auf Zeit online. Die Musik ist alles, der Interpret ist „nichts“, sagt die 72jährige, immer noch sehr quirlige Maria João Pires.
Trailer mit Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 4
MyHoa Steger (Piano) & Jean-Sébastien Tremblay (Cello)
www.youtube.com/watch?v=KRRZxrIHBOk
Claudio Arrau Beethoven Piano Sonata No. 32
www.youtube.com/watch?v=1ljq4MwzAbo
Kurzer Trailer des Luzerner Sinfonieorchesters LSO
youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: sinfonieorchester.ch/home
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