Besetzung und Programm:
Luzerner Sinfonieorchester
James Gaffigan, Leitung
Augustin Hadelich, Violine
Antonín Dvořák (1841 – 1904)
«Die Waldtaube», Sinfonische Dichtung op. 110
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 «Prager»
Antonín Dvořák
Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Antonín Dvořák
«Die Mittagshexe», Sinfonische Dichtung op. 108
Rezension:
Glücklicherweise musste Antonin Dvořák nicht die Metzgerei/Gaststätte seiner Eltern übernehmen, sonst würde es diese ganz spezielle Musik wahrscheinlich gar nicht geben, obwohl der Vater in späteren Jahren den Lebensunterhalt als Zitherspieler verdiente und auch zwei von dessen Brüdern Berufsmusiker waren, der eine Trompeter, der andere Violinist. Mit sechs Jahren ging der kleine Antonin in die Schule von Nelahozeves (Mühlhausen) und bekam dort von seinem Lehrer, Joseph Spitz, zum ersten Mal Geigenunterricht. Er absolvierte später einige Lehr – und Wanderjahre, auch als Strassenmusiker, bevor er ab seinem 16. Lebensjahr in der böhmischen Hauptstadt Prag lebte, wo er u.a. im Opernorchester als erster Bratschist tätig war. Dvořák war als Komponist durchaus selbstbewusst, niemals aber abgehoben, gar überheblich. Er wollte instinktiv eine eigenständige „tschechische Musik“ kreieren, ging dazu in der Strukturierung seiner Werke teilweise auch neue Wege, rückte etwas von der Romantik eines Brahms oder Schubert ab und orientierte sich mehr an der Volksmusik seines Vaterlandes, baute immer wieder auf Motive aus denselben auf, wie das auch Bedřich Smetana zu tun pflegte.
Ein typisches Beispiel dafür zur Konzerteröffnung war «Die Waldtaube», eine seiner sinfonischen Dichtungen, ebenso die Konzert abschliessende Komposition «Die Mittagshexe».
Passend ins Konzert auch das zweite Werk des ersten Konzertteils, die Sinfonie in D-Dur KV 504, auch „Prager Sinfonie“ genannt, von Wolfgang Amadeus Mozart, komponiert im Jahr 1786. Einige Motive der „Prager“ verwendete Mozart auch in der „Zauberflöte“.
Der zweite Konzertteil war dann ausschliesslich Dvořáks Werken vorbehalten
Geleitet von Dirigent James Gaffigan betrat der Solist des Abend, Augustin Hadelich die Bühne für das Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53.
Dvořák widmete dieses dem damaligen Star – Geiger Joseph Joachim, einem engen Freund und Berater Johannes Brahms und sandte ihm auch die Partitur zur Beurteilung zu. Joachim hatte sehr umfassende Änderungswünsche, die der Komponist alle umsetzte („nicht einen einzigen Takt habe ich behalten“). Auf die Zusendung der Neufassung reagierte Joachim über zwei Jahre nicht und er spielte das ihm gewidmete Werk, nach heutigem Wissensstand, sein Leben lang nie konzertant.
Der Solist klangzauberte Töne aus andern Sphären in den Raum, entrückt, dicht, dennoch klar, aufbauend auf einer, nicht nur technisch, optimalen Ausbildungsgrundlage und ausserordentlichem Können, kombiniert mit viel Einfühlungsvermögen und, wie mir schien, einem ausgeprägten Flair für das Slawische. Alles kongenial unterstützt von einem, wie immer, engagierten, gutgelaunten Orchester, souverän geleitet von James Gaffigan. Das Publikum im sehr gut besetzten Konzertsaal feierte den Solisten mit frenetischem, langanhaltendem Applaus und liess nicht locker, bis zur Gewährung einer Zugabe.
Mit dieser, der Caprice Nr. 21 von Niccolò Paganini, krönte der gefeierte Solist seine Weltklassedemonstration.
Das wars aber noch nicht, setzte doch das LSO zum Abschluss dieses grandiosen Konzertabends mit «Die Mittagshexe» auch noch ein starkes Ausrufezeichen. Das Auditorium würdigte die Protagonisten denn auch nochmals mit einer wahren, fast nicht enden wollenden Applauskaskade.
Nachtrag zum Solisten:
Hadelich (*4. April 1984) erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen (u.a. Grammy Award „Best Classical Instrumental Solo“ für die Aufnahme von Henri Dutilleux Violinkonzert mit dem Seattle Symphony Orchestra, 2016).
Das Violinstudium begann Hadelich zunächst am Instituto Mascagni in Livorno und dann an der New Yorker Juilliard School bei Joel Smirnoff.
Erstaunlich auch der unglaubliche Wille des jungen Künstlers, erlitt er dich In seiner Jugend bei einem Brand schwere Verletzungen, Näheres über diesen Link:
www.sueddeutsche.de/kultur/portraet-der-geiger-der-durchs-feuer-ging-1.2567778
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: sinfonieorchester.ch/home und
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