Luzerner Theater, Box-Festival: Open Kitchen, Schauspieler mit Hacktätschli, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

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Box-Festival Open Kitchen

Mit: Sofia Elena BorsaniLukas DarnstädtJakob Leo StarkYves Wüthrich

Inszenierung: Schauspielensemble
Kostüme: Medea Karnowski
Dramaturgie: Irina Müller

Zu viele Köche verderben den Brei? Das Schauspielensemble präsentiert sich in Eigenregie: Auf Basis kollektiver Entscheidungsfindung erarbeiten die Schauspielerinnen und Schauspieler einen Abend ganz nach ihren Vorstellungen.

Rezension:

Open Kitchen zum zweiten

Das eigenwillige Format «Open Kitchen» des Luzerner Theaters ging am Mittwochabend in der Box in die zweite Runde. «Schauspieler mit Hacktätschli» war der Titel. Wer sich auf Hacktätschli eingeschossen hatte, hatte Pech, es wurde schnell klar, dass aus dem vielen Mehl, den unzähligen Eiern und der Schüssel voller Zwiebeln kaum Hacktätschli werden würden. Ein ungewöhnlicher Abend, das Programm hatte es erahnen lassen, Yves Wüthrich bestätigt es mit seinem Auftritt im knappen glänzig-goldigen Slip, im wehenden goldenen Morgenmantel über ziemlich nacktem Oberkörper und den goldenen Birkenstocks.

«Rührende» Momente

In der Küche, welche fürs erste Stück «Verein zur Aufhebung des Notwendigen» in der Box aufgebaut worden war, herrschte nach den ersten Momenten der Verwunderung schnell eine lockere Stimmung, wohl nicht zuletzt da die vier Schauspieler Sofia Elena Borsani, Lukas Darnstädt, Jakob Leo Stark und Yves Wüthrich die Besucher einluden, sich mit Getränken einzudecken. Das Angebot wurde rege benutzt, die ganzen anderthalb Stunden lang. Man müsse nichts verstehen, meinte Danrstädt, dürfe auch ruhig mitmachen, mitreden, sich ärgern, alles sei erlaubt. Dann begannen die vier, Mehl, Eier und Wasser zu einem Teig zu mischen und diesen minutenlang zu rühren. Sie schnitten tränenreich Zwiebeln, filmten sich dabei, deklamierten Kurzgedichte, sinnierten darüber, wie viele Hühner auf einem Körper Platz hätten, sprachen in dadaistischen Sätze miteinander und ehrten die Zwiebel mit einer Ode. Derweilen dampfte es aus der riesigen Pfanne auf der Herdplatte.

Allgegenwärtige Zwiebel

Mit der Zeit mischten sich Zuschauer unter die Schauspieler, unaufgefordert, halfen beim Schnipseln, Rühren, Aufräumen. Der Teig musste ruhen, das Publikum trank und plauderte. Dann verarbeiteten Darnstädt und Stark den Teig zu Spätzle und liessen diese in die dampfende Pfanne plumpsen. Derweilen las Sofia einen Text über eine Surferin, Lukas lag ihr zu Füssen und hörte zu, Wüthrich briet die Zwiebeln an und deren Geruch setzte sich trotz geöffneten Türen in allem fest. Die Spätzle kamen in eine Gratin-Form, Käse drüber und ab in den Ofen. Die Hacktätschli waren wie erwartet nirgends zu finden, also gab’s nur Gratin und  Eis zur Nachspeise. Die Stimmung war mittlerweile sehr locker und gemütlich, einige sassen plaudernd auf dem Boden, andere unterhielten sich mit den Schauspielern.

Beim gemeinsamen Verzehr der Spätzle erklärte Darnstädt, worum es ihnen gegangen war: Mal alles selber machen, selber erarbeiten, keine Anweisungen ausführen müssen und vor allem auf Augenhöhe sein mit ihrem Publikum. «Wir wollten nichts leisten, nichts beweisen. Für uns war es wichtig, mit dem Publikum interagieren zu können.» Das funktionierte bestens, man erkannte die vier inmitten der Besucher lediglich noch an ihren Kostümen – Yves als Tell, Lukas im Taucheranzug, Sofia im geringelten Shirt mit Propeller-Cap und Jakob im Schnittmuster aus Packpapier. Ihr «Stück» war zwar eigenwillig, aber die Momente mit ihnen sympathisch und die Möglichkeit, sie mal anders zu sehen, zu erleben und persönlich zu treffen durchaus spannend.

Zwei Gedanken noch: «Open Kitchen» das «Dancemakers» der Schauspieler? Und wer kann schon seine penetrante Zwiebel-Ausdünstung erklären mit: «Entschuldigung, ich war im Theater…»

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

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