Grundsätzliches:Mit «Dance Box» werden sechs verschiedene Kleinformate gezeigt, die sich an die jeweiligen Räume der Spielzeit anlehnen. Die zwanzig- bis dreissigminütigen Kurzstücke entstehen ganz aus der Hand der Ensemblemitglieder, die auf aktuelle Themen und Schaffensperioden im Ballettsaal reagieren und ihre eigenen Persönlichkeiten und Erlebnisse in diese Werke tragen.
«Pleased to meet you» hiess die erste Kleinproduktion, welche in der «Dance-Box» letzten Samstag angeboten wurde. Die Tänzerinnen und Tänzer des Luzerner Tanz-Ensembles stellten sich dem Publikum vor.
Es herrschte fast ein bisschen Chilbi-Stimmung in der Box. «Pleased to meet you», röhrten die Rolling Stones über die Lautsprecher drinnen und duellierten sich mit dem Speaker des draussen gleichzeitig stattfindenden Red Bull Xrow Events. Die Tänzer sassen völlig entspannt auf dem Boden, für einmal in Alltagskleidern und Turnschuhen, und waren in irgendwelche Bastelarbeiten vertieft. Sie zeichneten, klebten, falteten, schnitten aus, ein paar Kinder hatten sich unter sie gemischt und halfen mit. Die Stühle und Sitzkissen füllten sich nach und nach mit Besuchern, der Schlagzeuger Vincent Glanzmann genehmigte sich noch was Flüssiges an der Bar. Dann wurden die fertiggestellten Plakate und diversen Landesfahnen an die Wände geheftet, die gefalteten Gegenstände auf die unterschiedlich hohen braunen Kuben gestellt, der Schlagzeuger setzte sich hinter seine Drums, es konnte losgehen.
Was danach folgte war eine sehr kurzweilige Vorstellung, die so unterschiedlich ausfiel wie die Herkunft der Ensemble-Mitglieder. Die einen spielten mit den Klischees ihrer Heimat: Wodka, Pelzmütze und warme Schals für Sada Mamedova aus Russland, Whisky und Karos für Rachel Lawrence aus Schottland, ein film- und zirkusreifes Fahrrad aus Menschen mit Licht und Klingel für Tom van de Ven aus Holland, ein feuriger Tanz für Martina Consoli aus Sizilien. Enrique Saéz Martinez liess Alicantes Sommer aufleben, für Dario Dinuzzi aus Italien spielte Glanzmann sein Schlagzeug mit Spaghetti. Andere erzählten von ihren Vorlieben, Eigenarten, von den erworbenen Sprachen anlässlich der diversen Engagements in Europa und Shota Inoue aus Japan führte seinen «culture shock» spazieren.
Es war ein herzerfrischendes kleines Intermezzo, sozusagen ein «Apéro riche» welches einen helfen wird, in den nun folgenden «Hauptgängen» während der Saison auch ein Stück weit die Menschen hinter den Künstlern zu erkennen. Nicht nur das Publikum, auch die 14 Tänzerinnen und Tänzer schienen ihren Spass zu haben. Was sie sich wohl für die nächste «Dance Box» vom 3. und 4. November mit dem Titel «Cooking French» ausdenken werden?
Text: www.gabrielabucher.ch Fotos: luzernertheater.ch