Produktionsteam
Ensemblemitglieder «Tanz Luzerner Theater» Choreografie
Zoran Marković Ballettmeister und Probenassistent
David Clormann Licht & technische Einrichtung
Gregor von Wyl Ton & technische Einrichtung
Lucie Machan Dramaturgie
Kathleen McNurney Künstlerische Leiterin «Tanz Luzerner Theater»
Besetzung
Chiara Dal Borgo, Rachel P. Fallon, Davidson Farias, Juan Ferré Gómez, Mercédes Maria Christina Go, Shota Inoue, Rachel Lawrence, Salome Martins, Martina Pedrini, Aurélie Robichon, Anton Rosenberg, Richèl Wieles, Eduardo Zúñiga
Rezension:
Die Serie «Dancemakers» bürgt für Vielfalt, aber auch für Nähe zwischen Zuschauern und Tänzern, sei es auf der Bühne, in den Gängen des Südpols oder nach der Vorstellung im Bus zurück in die Stadt. Aber auch für die Nähe der Choreografien zu den Tänzern, denn für einmal leben die Tänzer das aus auf der Bühne, was sie selber direkt bewegt. Allein schon dies hebt die Serie «Dancemakers» ab von den übrigen Tanzanlässen und macht sie zu etwas Besonderem.
Auch dieses Mal sind ganz unterschiedliche Werke entstanden, von verspielt-vergnügt über traurig-komisch bis hin zu sinnlich-poetisch. «Before it’s gone» von Richèl Wieles, zeigt einen kurzen Einblick in eine vordergründig fröhliche Familie, dann kommt es schleichend zu Veränderungen, zu Übergriffen, manchmal im Abseits, manchmal offensichtlich. Danach folgt «What happens in the Woods» von Mercédes Maria Christina Go. Sie tanzt gleichzeitig im Video und auf der Bühne, im Wald und im Jetzt, verloren und doch präsent. «You’re not alone» von Davidson Farias scheint Aurélie Robichon und Juan Ferré Gomez auf den Leib geschrieben. Sie sind zwei in eins, sich selber suchend zwischen zwei Spiegeln auf einer weissen Teppichbahn, teilweise absolut synchron, wunderbar fliessend, zusammengeschweisst und verwoben bescheren sie dem Publikum einen magischen Moment als wunderschönes Paar.
«ma(m)ma» von Shota Inoue ist etwas zwischen Kampfsport und Tanz, ein Kräftemessen von Freunden und gleichzeitig Rivalen, ein sich gegenseitig Übertrumpfen, ein Ausloten dessen, was bewegungstechnisch aber auch zwischenmenschlich möglich ist. Dabei entstehen ganz neue, unerwartete Bewegungsmuster, manchmal heftig, manchmal archaisch, dann wieder komisch und verspielt. Hochspannend und überraschend, eine neue Bewegungsform die fasziniert.
Shota Inoue als Clown überzeugt nicht nur mit seinen kraftvollen Bewegungen in «Them» von Rachel P. Fallon, sondern auch mit seiner Mimik, ein komisch-tragischer Clown, wie man ihn sich vorstellt, daneben erscheint Zúñiga als Magier im selben Stück leichtfüssig elegant. Von Zúñiga stammt «Archipel», ein Zusammenspiel von drei Figuren, die sich immer wieder verlieren, finden, sich neu aufstellen, dies in einem atemberaubenden Tempo. Rachel Lawrences «They shoot single people, don’t they» ist eine etwas skurrile Geschichte und bewegt sich zwischen Theater und Tanz. Darin sucht Davidson Farias eine Partnerin oder allenfalls die Tierart, in welcher er nach einem eventuellen Scheitern seiner Suche wiedergeboren werden soll, hier eine wiederum ganz andere Tanz-Ausdrucks-Form.
Zwischen den Blöcken, sozusagen zum Zeitvertreib und zum grossen Vergnügen des Publikums, tanzen Zúñiga und Wieles abwechslungsweise, am Ende dann gemeinsam, zu «Tip Toe Thru‘ the Tulips with Me» eine Art Parodie auf den klassischen Tanz: Pirouetten, Arabesken, Hebefiguren, immer schön lächelnd, leicht überdreht, in durchschimmernden violetten Flatter-Shirts, im letzten Teil zusätzlich mit engen goldenen Shorts, ein Augenzwinkern, das beim Publikum sehr gut ankommt.
Mit ganz wenig haben die jungen Choreografinnen und Choreografen ganz viel auf die Bühne des Südpols gezaubert. Es ist immer wieder spannend, was ihnen dabei alles einfällt und vor allem was sie bewegt, sie, die nun ein Jahr lang von anderen Choreografen bewegt und ein Stück weit beeinflusst worden sind.
Kleine Fotodiashow von Ingo Höhn Luzerner Theater:
Text: www.gabrielabucher.ch
Fotos: Ingo Höhn www.luzernertheater.ch
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