Luzerner Theater: DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS,Drama in zwei Akten von Peter Weiss

Spread the love
Das Luzerner Theater an der Reuss

Das Luzerner Theater an der Reuss

DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS DARGESTELLT DURCH DIE SCHAUSPIELGRUPPE DES HOSPIZES ZU CHARENTON UNTER ANLEITUNG DES HERRN DE SADE
Drama in zwei Akten von Peter Weiss
In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste
PREMIERE: Samstag, 14. März 2015, 19.30 Uhr
BESETZUNG
Denise Hasler, Katharina Heissenhuber, Juliane Lang, Lilli Lorenz, Sandra Müller, Annina Polivka, Jördis Wölk; Christian Baus, Hans-Caspar Gattiker, Jonas Götzinger, Pascal Vogler
PRODUKTIONSTEAM
Bettina Bruinier (Inszenierung), Claudia Rohner (Bühne), Justina Klimczyk (Kostüme), Stefan Paul Goetsch (Musik), Mohan C. Thomas (Choreografie), Peter Weiss (Licht), Carolin Losch (Dramaturgie)
«Was ist aus unserer Revolution geworden?» Diese Frage steht im Zentrum des 1964 uraufgeführten Dramas «Marat/Sade». Peter Weiss, 1916 bei Berlin geboren und 1934 mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten ins schwedische Exil geflohen, gilt als eine der wichtigsten Stimmen der Nachkriegsliteratur. Souverän spielt Weiss mit den unterschiedlichsten Zeitebenen und lässt den Zuschauer Position beziehen. Zwischen den philosophisch-politischen Debatten des kompromisslosen Individualisten de Sade und des fanatischen Ideologen Marat über Sinn und Unsinn von Revolutionen bietet das Stück vor allem eines: sinnliches, überbordendes, ja «totales» Theater. Nachdem das Stück 1965 am Luzerner Theater seine Schweizer Erstaufführung erlebte, ist es ein halbes Jahrhundert später endlich wieder in Luzern zu sehen.
Regie führt Bettina Bruinier, die zuletzt am Nationaltheater Weimar, am Schauspiel Frankfurt und am Staatstheater Nürnberg inszenierte und nun zum ersten Mal in der Schweiz arbeitet.
Der Marquis de Sade, berühmt-berüchtigter Exponent einer untergehenden Gesellschaftsschicht und Prototyp des adeligen Libertins, ist in der Nervenheilanstalt Charenton interniert. Dass er dort die Gelegenheit hatte, mit den Patienten Theaterstücke einzustudieren, ist historisch verbürgt. Die Besuche dieser anrüchigen Veranstaltungen waren in den besseren Pariser Kreisen äusserst beliebt. Fiktiv ist allerdings die Begegnung von de Sade mit dem Revolutionär Jean Paul Marat, geboren 1743 in Boudry im heutigen Kanton Neuchâtel. Zwar hielt de Sade die Totenrede auf Marat, der 1793 von Charlotte Corday in der Badewanne ermordet wurde, getroffen haben sich die beiden jedoch nie.
Marat und de Sade verkörpern zwei Positionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier der fortschrittsgläubige Revolutionär Marat, der bereit ist, Menschenleben zu opfern, dort der umfassende Skeptizismus de Sades, der vor der Auslöschung der Individualität, einem Aufgehen in Gleichförmigkeit und einem Absterben des Urteilsvermögens warnt. Angesichts der weltweit zunehmenden politischen und religiösen Radikalisierungen ist dieser Konflikt von ungebrochener Aktualität.
Bettina Bruinier
Die Regisseurin Bettina Bruinier wurde 1975 in Wiesbaden geboren und arbeitete unter anderem am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Bochum, an der Semperoper und am Staatsschauspiel in Dresden, am Nationaltheater Weimar, am Staatstheater Nürnberg und am Volkstheater München. Von 2009 bis 2011 war sie Hausregisseurin am Schauspiel Frankfurt. 2008 wurde sie beim Festival «radikal jung» für ihre Adaption von Juli Zehs Roman «Schilf» mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
EXTRA: Regisseurin Bettina Bruinier im Gespräch mit Carolin Losch
Das Stück zeichnet sich durch eine ästhetische Besonderheit aus: Zu sehen ist ein Spiel im Spiel. Der Marquis de Sade setzt das Geschehen in Szene. Was ist das Reizvolle an dieser Vorlage?
Man hat als Regisseurin alle Freiheiten. Wir haben es hier mit einem sehr sinnlichen, humorvollen Diskursstück zu tun, welches auch durch eine gewisse Naivität besticht. Peter Weiss hat das Spiel in einen anderen Mikrokosmos verpflanzt, nämlich in eine Anstalt, in der psychisch kranke Menschen interniert sind. Das möchten wir ein bisschen anders übersetzen, denn die Frage, was «normal» ist und was als Rand der Gesellschaft definiert wird, wird heutzutage sicherlich anders beantwortet als vor 50 Jahren. Wir erleben im besten Sinne eine Art Jahrmarktstreiben, eine Explosion theatralischer Möglichkeiten, in dem auch die Musik einen breiten Raum einnimmt. Und dabei widmet sich der Text der grossen Menschheitsfrage, nämlich: Wie wollen wir leben?
Das komplette Interview unter: http://www.luzernertheater.ch/Marat-Sade
Alle Vorstellungen (jeweils 19.30 Uhr): 14.3. | 20.3. | 22.3. (13.30 Uhr) | 29.3. (20.00 Uhr) | 2.4. | 11.4. | 1.5. | 3.5. (20.00 Uhr) | 24.5. (13.30 Uhr) | 3.6.2015
Alle Informationen finden Sie ab unter: http://www.luzernertheater.ch
Die Jubiläums-Spielzeit 2014/15 steht unter dem Patronat von Hermann Alexander Beyeler, Stifter des Kunst- und KulturZentrums Littau-Luzern.