Produktionsteam und Besetzung
Musikalische Leitung –Jonathan Bloxham
Regie –Anika Rutkofsky
Bühne –Eleni Konstantatou
Kostüme –Adrian Bärwinkel
Licht –David Hedinger-Wohnlich
Dramaturgie –Ursula Benzing,Johanna Mangold
Chor –Manuel Bethe
Idomeneo –Ben Johnson
Idamante –Solenn‘ Lavanant Linke, Josy SantosElektra–Eyrún Unnarsdóttir
Illia –Tania Lorenzo Castro
Arbace –Luca Bernard
Oberpriester –Robert Maszl
Opernchor und Extrachor LuzernerTheater
Hammerklavier
Zum Start der Saison 24/25 ist dem Luzerner Theater eine bemerkenswerte musikalische Wiedergabe von Mozarts ‘Idomeneo’ gelungen. Die neue Produktion hat am 25. August vor einem zahlreichen und sehr aufmerksamen Publikum Première gefeiert.
Mozarts wunderbare Musik
In dem 1781 in München uraufgeführten ‘Idomeneo’ (Libretto von Giambattista Varesco) mischt Mozart die Merkmale der italienischen und der französischen Oper, aber auch die Eigenschaften des Barocks, mit Figuren, die sich dem Willen der Götter ergeben, und der Aufklärung, mit der in den Vordergrund tretende Eigenverantwortung des Menschen. Für uns Fans handelt es sich aber vor allem um wunderbare Musik, um Mozarts Musik. Jonathan Bloxham am Pult des Luzerner Sinfonieorchesters (Hammerklavier: William Green) lässt das uns mühelos hören, indem er noch einmal mehr beweist, was für ein grossartiges Meisterwerk ‚Idomeneo‘ in der Musikgeschichte darstellt. Während dreieinhalb Stunden, das heisst ab der bekannten, schönen Ouverture bis zur Orchester-Suite am Ende der Oper folgen ihm alle Musiker mit grosser Begeisterung; das Resultat ist ein gefühlsbetonter, nuancierter, spannender aber auch sehr eleganter Klang. Am letzten Sonntag ohne Zweifel eine Höchstleistung aller Teilnehmer.
Die Handlung
Die Handlung von ‘Idomeneo, Re di Creta’, wie der Titel präzis lautet, kann wie folgt zusammengefasst werden: während König Idomeneo nach dem trojanischen Krieg nach Kreta zurückreist, wird er während eines Sturms von Neptun geholfen. Der Gott verlangt aber für seine Rettung, dass Idomeneo ein Gelübde ablegt: er wird den ersten Menschen töten, den er antreffen wird. Dieser Mensch ist leider sein Sohn Idamante (“O voto insano, atroce…..”), der als sein Stellvertreter in Kreta lebt und die gefangene trojanische Prinzessin Ilia liebt. Idamante wird auch von Elektra, der in Kreta lebenden Tochter Agamennons, begehrt. Nach vielen chaotischen Momenten verzichtet Neptun auf sein menschliches Opfer und macht nach Idomeneos Abdankung Idamante und Ilia zum glücklichen Königspaar.
Die sängerische Leistung
Die Titelrolle gestaltet Ben Johnson szenisch und sängerisch grossartig, und dies schon am Anfang, als er nach überstandener Seenot realisiert, dass er den eigenen Sohn opfern muss. Der in London geborene Tenor hat keine Mühe, die für seine Rolle verlangten Rezitative und Koloraturen total zu beherrschen. Idamante wird hervorragend von Solenn’ Lavanant Linke interpretiert: ihre ausdrucksstarke Stimme und ihr bekanntes Charisma sind für diese Hosenrolle einfach perfekt; sie ist wahrscheinlich der beste Idamante, den wir gehört und gesehen haben. Zusammen mit Tania Lorenzo Castro als die trojanische Königstochter Ilia begeistert die Mezzosopranistin das Publikum am meisten. Eine schöne, differenzierte Stimme und eine starke Bühnenpräsenz hat auch Luca Bernard als Arbace. Eyrun Unnarsdottir als eifersüchtige, furiose, ja am Ende schreckliche Elektra hat uns hingegen nicht immer überzeugt; ihre Stimme hat für die Rolle ja Schallkraft, aber nicht genug Volumen. Tadellos ist auch die Leistung des von Manuel Bethe meisterhaft vorbereiteten Chor (‘Opernchor Luzerner Theater’ und ‘Extrachor Luzerner Theater’), der als das Volk der Kreter und Trojaner auf der Bühne ziemlich präsent ist.
Anita Rutkofskys Inszenierung und Eleni Konstantatous Bühnenbild
Der Regisseurin gelingt es vor allem die grosse Spannung in den verschiedenen Beziehungen darzustellen; ins besondere die Spannung in der Beziehung zwischen Idamante und Ilia, aber auch in der manchmal nicht so offensichtlichen Vater-Sohn Beziehung zwischen Idomeneo und Idamante. Was das Bühnenbild von Eleni Konstantatou (mit dem einwandfreien Light Design von David Hedinger-Wohnlich) betrifft, hat man einfach den Eindruck, die kleine Bühne des Luzerner Theaters sei etwas zu voll. Es ist eigentlich dank Adrian Bärwinkels Kostüme, dass man am besten begreift, wie der antike Mythos in dieser Oper auch im Geiste der Französischen Revolution interpretierbar sei.
Ein langanhaltender Applaus zeigte anlässlich der Première, wie gut diese neue Inszenierung dem Publikum gefallen hatte. (weitere Aufführungen noch bis 25. Oktober)
Text: https://marinellapolli.ch/
Fotos: Ingo Hoehn https://www.luzernertheater.ch und Marinella Polli
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