Mit «A Child of Our Time» hat der visionäre Komponist Michael Tippett ein Mahnmal geschaffen. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden, hat das Oratorium bis heute nichts an seiner Kraft, Dringlichkeit und Aktualität eingebüsst. Fünf Chöre aus Luzern, das Luzerner Sinfonieorchester sowie Solistinnen und Solisten des Luzerner Theaters bringen unter der musikalischen Leitung von Howard Arman grosse englische Chorsinfonik ins KKL, die garantiert unter die Haut geht.
Am 7. November 1938 verübte ein Jugendlicher jüdischen Glaubens in Paris ein Attentat auf einen deutschen Legationssekretär. Die Nationalsozialisten nutzten den Vorfall für eine Welle antisemitischer Gewalt, die als «Reichskristallnacht» in die Geschichte einging – und den britischen Komponisten Sir Michael Tippett zur Komposition seines Oratoriums «A Child of Our Time» veranlasste.
Das Libretto beschreibt einen düsteren Ist-Zustand der Welt, formuliert aber gleichzeitig den Glauben an eine komplementäre Existenz von Gut und Böse, woraus sich die Hoffnung auf tätige Humanität ableitet: «The darkness declares the glory of light». Dementsprechend erzählt das Werk in eindringlichen Tönen von beidem: der Schlechtigkeit des Menschen und seinem Kampf um Läuterung. Im Zentrum steht der historische Fakt, das konkrete Attentat in Paris. Zwei grosse Rahmenteile weiten das Geschehen in allgemeinmenschliche Dimensionen, wobei appellative Reflexionsmomente in Spirituals kulminieren.
Trotz seines leidenschaftlichen Protests gegen Unrecht und Unterdrückung wollte Tippett sein Oratorium als Einladung zur Versöhnung verstanden wissen. Mitten im Zweiten Weltkrieg entstanden, hat es bis heute nichts an seiner Kraft, Dringlichkeit und Aktualität eingebüsst. «A Child of Our Time» ist die letzte Produktion der zwölfjährigen Intendanz Dominique Menthas und bezieht sich zurück auf deren Anfang: Seine erste Spielzeit (2004/2005) eröffnete der Theaterdirektor mit einer Neuinszenierung der Oper «Der Kaiser von Atlantis» von Victor Ullmann in der Werft. Dieses Werk, das 1944 im Ghetto Theresienstadt entstanden ist, thematisiert indirekt den Holocaust, den Michael Tippett wiederum ins Zentrum seines Oratoriums «A Child of Our Time» rückte.
Vorstellung: Freitag, 3. Juni 2016, 19.30 Uhr, im KKL Luzern, Konzertsaal
Besetzung: Jutta Maria Böhnert (Sopran), Eunkyong Lim (Alt); Utku Kuzuluk (Tenor), Marc-Olivier Oetterli (Bass); Chor Luzerner Theater, Chor Collegium Musicum, Studierende der Hochschule Luzern – Musik, Matthäuskantorei Luzern, Pro Musica Viva; Luzerner Sinfonieorchester
Produktionsteam: Howard Arman (Dirigent), Mark Daver (Einstudierung Chor Luzerner Theater), Pascal Mayer (Einstudierung Collegium Musicum), Stephen Smith (Einstudierung Matthäuskantorei Luzern), Andreas Felber (Einstudierung Pro Musica Viva)
Mit freundlicher Unterstützung der Luzerner Jugendstiftung und der Paul Schiller Stiftung.