Die Box des Luzerner Theaters wird zum Schauplatz einer Komödie mit bitterem Nachge-
schmack: Regisseur Martin Schulze zeigt in Ödön von Horváths «Zur schönen Aussicht» eine
Gruppe von Einzelkämpfer*innen, die – vom Leben enttäuscht – nur eines gemeinsam hat: Die
Sehnsucht nach mehr Menschlichkeit, Liebe und einem anderen Leben. Die Schauspielproduk-
tion feiert am 5. Februar Premiere in der Box.
In Ödön von Horváths Komödie geht es ungeschönt zu und her: Strasser, Max und Karl, einst waren sie Schauspieler und Offizier, Kunstmaler und Plantagenbesitzer, versuchen sich heute als Direktor, Kellner und Chauffeur im Hotel «Zur schönen Aussicht» am Rande eines mitteleuropäischen Dorfes. Weil die Saison katastrophal schlecht läuft, lassen sich die drei – enttäuscht und scheinbar betrogen vom Le- ben – gegen explizite Gefälligkeiten von der Baronin Ada von Stetten aushalten. Mit ausreichend Sekt
trinkt sich die unfreiwillige Gesellschaft das Leben schön. Aufregung kehrt erst ein, als der Vertreter die offene Alkoholrechnung beglichen haben will; als dann auch noch die Ex-Geliebte von Strasser auftaucht und von ihrem gemeinsamen Kind erzählt, gerät die träge Welt endgültig aus dem Gleichgewicht.
Horváth mutet dem Publikum mit seinen teilweise verrohten und brutalen Figuren Abgründe zu. Dennoch bleiben diese Gescheiterten immer auch menschlich, ja verletzlich. Sie wollen zwar das Richtige tun, sie wollen bessere Menschen werden – doch fallen sie im entscheidenden Moment – in Horváths Text meist nach der Regieanweisung Stille – zurück in ihre alten Muster. Das berühmteste Zitat dieses Stücks lautet dann auch: «Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.» Gemeinsam mit dem Ensemble des Luzerner Theaters will Regisseur Martin Schulze sich diesem zeitlosen
Kern von Horváths Komödie stellen – dem nur allzu menschlichen Wunsch, den alten Gewohnheiten zu entfliehen, aber auch dem Scheitern daran, die eigenen Vorsätze in die Tat umzusetzen.
Spieldaten
Sa 05.02. (20.00 Uhr) / Do 10.02. (20.00 Uhr) / Fr 11.02. (20.00 Uhr) / Mi 16.02. (20.00 Uhr) / Fr 18.02.
(20.00 Uhr) / Do 10.03. (20.00 Uhr) / Fr 11.03. (20.00 Uhr) / Do 17.03. (20.00 Uhr)
Produktionsteam
Regie: Martin Schulze, Bühne und Kostüme: Ulrich Leitner, Komposition und Musik: Dirk Raulf,
Licht: Marc Hostettler, Dramaturgie: Dominik Busch
Besetzung
Carina Thurner (Christine), Tini Prüfert (Ada), Rüdiger Hauffe (Karl), Martin Carnevali (Strasser),
Christian Baus (Müller), Thomas Douglas (Emmanuel), Sven Gey (Max)
www.luzernertheater.ch
Nächste Schauspielpremiere
Lee Hall: Network
Premiere am Freitag, 1. April, 19.30 Uhr, Bühne
Regie: Wojtek Klemm[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]