Der Kanton Luzern ist ein bedeutender Agrarkanton und hat somit eine wichtige Funktion in der nachhaltigen Produktion von Nahrungsmitteln. Die im Vergleich zu anderen Kantonen hohe Nutztierdichte führt zu hohen Ammoniakemissionen, die extensive Ökosysteme beeinträchtigen sowie zu hohen Phosphorfrachten, welche in den Mittellandseen zu einer Reduktion des Sauerstoffgehalts führen. Die bestehenden Massnahmen zur Reduktion der Ammoniakemissionen und der Phosphoreinträge in die Gewässer genügen nicht. Um langfristig die Umwelt zu schützen, ergreift der Kanton Luzern weitere Massnahmen, welche die Nährstoffemissionen in der Landwirtschaft reduzieren. Unter Einbezug der Branche und Umweltorganisationen hat er den Teilplan Ammoniak umfassend überarbeitet und die Phosphorverordnung für die Umsetzung der Phase III des Phosphorprojekts angepasst.
Ammoniak stammt zu über 90 Prozent aus der tierhaltenden Landwirtschaft. Die Freisetzung von Ammoniak in die Luft hat zur Folge, dass Wälder, Moore und andere extensive Ökosysteme mit Stickstoff belastet werden. Eine übermässige Stickstoffbelastung vermindert die Artenvielfalt, führt zu Bodenversauerung und gefährdet langfristig die Grundwasserqualität. Die maximal zulässigen Stickstoffeinträge werden durch die Emissionen der vielen Nutztiere im Kanton Luzern deutlich überschritten.
Phosphor ist ein zentraler Nährstoff für die pflanzliche wie auch tierische Ernährung. Für optimale Erträge in der Landwirtschaft wird er als Düngemittel in Form von Mist oder Gülle oder als Handelsdünger den Pflanzen zugeführt. Gelangt durch Überdüngung zu viel Phosphor in stehende Gewässer, führt dies zu übermässigem Algenwachstum. Der für die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzen notwendige Sauerstoff wird dem See entzogen. Er verliert somit seine Funktion als Lebensraum für andere Lebewesen. Die Phosphoreinträge aus der Landwirtschaft in die Luzerner Mittellandseen sind nach wie vor zu hoch.
Kanton geht Herausforderung breit abgestützt und faktenbasiert an
Um die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt wirkungsvoll anzugehen, hat er Lösungen in breit abgestützten Begleitgruppen mit Vertretern der Landwirtschaftsbranche, Umweltorganisationen als auch der Behörden in einem langen Prozess erarbeitet und diskutiert. Der Kanton Luzern hat sich zudem für eine dezentrale Versuchsstation der Agroscope in Sursee stark gemacht. Damit können die Stoffflüsse Stickstoff und Phosphor praxisorientiert im lokalen Kontext in enger Verbindung zur Landwirtschaft erforscht und Lösungen erarbeitet werden.
Bis 2030 Ammoniakemissionen um 20 Prozent reduzieren
Um die Ammoniakemissionen zu reduzieren hat der Regierungsrat im Jahr 2007 den ersten Teilplan Ammoniak des Massnahmenplans Luftreinhaltung in Kraft gesetzt. Die Massnahmen hatten zum Ziel, die Emissionen bis 2030 um 30 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2000 zu senken. Die zwischen 2009 und 2014 effektiv erzielte Reduktion betrug lediglich 4,5 Prozent. Ursachen für die grosse Ziellücke sind einerseits die von der Gesellschaft erwünschten Verbesserungen im Bereich Tierwohl, was zu erhöhten Emissionen führt, da Ammoniak aus den Ausscheidungen auf den Flächen im Freien in die Luft gelangt. Andererseits wurden Massnahmen ergriffen, deren Wirkung zu optimistisch eingestuft wurde. Die Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) hat unter Einbezug der Branche, der Umweltorganisationen und weiterer Verwaltungsvertreter die bestehenden Massnahmen des Teilplans Ammoniak aus dem Jahr 2007 überprüft und überarbeitet. Der Kanton legt nun neun Massnahmen zur Verminderung von Ammoniakemissionen fest. Wenn alle Massnahmen, welche per 1. Juli 2020 in Kraft treten, vollumfänglich umgesetzt werden, können die Ammoniakemissionen aus der Luzerner Landwirtschaft bis 2030 um rund 20 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 2014 reduziert werden. Zur gezielten Information und Beratung hat der Kanton einen Fachexperten Ammoniak eingestellt. Weitere Anstrengungen zur Reduktion der Ammoniakemissionen werden vom Bund im Rahmen der Agrarpolitik ab 2022 (AP 22+) unternommen, die der Kanton Luzern im Grundsatz unterstützt.
Phosphorprojekt Phase III startet Anfang 2021
Seit 1999 setzt der Kanton Luzern Massnahmen um, damit der Phosphoreintrag aus der Landwirtschaft in die Luzerner Mittellandseen reduziert wird. Die zu hohen Phosphoreinträge sind mehrheitlich eine Altlast, denn die heutige Düngung mit der ausgeglichenen Nährstoffbilanz hat bedarfsgerecht zu erfolgen. Mit dem zweijährigen Forschungsprojekt von 2017 bis 2018 wurden die Grundlagen für das Phosphorprojekt Phase III geschaffen. Parallel zum Phosphorprojekt, bei welchem Landwirtschaftsbetriebe freiwillig teilnehmen können, wird die Verordnung über die Verminderung der Phosphorbelastung der Mittellandseen durch die Landwirtschaft angepasst. In dieser Verordnung werden Anforderungen festgehalten, welche von allen Betrieben in den Zuströmbereichen eingehalten werden müssen. Die neuen Massnahmen des Phosphorprojekts Phase III und die Änderungen der kantonalen Phosphor-Verordnung werden ab dem 1. Januar 2021 in Kraft treten.
Nach Gesprächen im Januar 2020 hat die neu gegründete «IG Mittellandseen» im April 2020 Anpassungsanträge zur Phosphor-Verordnung eingereicht. Die Begleitgruppe des Phosphorprojekts bestehend aus Vertretern des Bundes, des Kantons, der Gemeindeverbände, von Pro Natura, der Kontrollorganisation sowie der Landwirtschaft hat diese Anträge geprüft und mehrheitlich abgelehnt. Insbesondere hat auch der Bund keine weitergehenden Lockerungen akzeptiert. Somit wurden kleine Anpassungen an der Verordnung vorgenommen. Das freiwillige Phosphorprojekt Phase III wird ohne Anpassungen umgesetzt.
Als Agrarkanton einen Beitrag zum Klimaschutz leisten
Im Kanton Luzern sind rund sechs Prozent der Beschäftigten im Landwirtschaftssektor tätig, der schweizerische Mittelwert liegt bei drei Prozent. Die Luzerner Landwirtschaftsbetriebe nehmen eine zentrale Rolle in der Produktion lebensnotwendiger Nahrungsmittel ein. Gerade während der Corona-Krise, welche auch die Landwirtschaft teilweise hart getroffen hat, zeigte sich, wie wichtig und wertvoll die regionale Produktion ist. Für Bioprodukte und regionale Produkte sind die Absätze in dieser Zeit gestiegen, was ganz im Sinne der Transformation der Landwirtschaft ist. Viele Landwirtschaftsbetriebe setzen bereits heute Massnahmen um, um den zu hohen Emissionen entgegenzuwirken. Damit der Kanton Luzern seine Reduktionsziele jedoch erreicht, müssen Massnahmen flächendeckend umgesetzt werden. Eine nachhaltige und klimafreundliche Produktion kommt langfristig allen zugute.
Fachexperte Ammoniak für gezielte Information und Beratung
Mit gezielter Information und Beratung will der Kanton einerseits das Wissen und Verständnis für die Zusammenhänge zwischen hohen Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung und ökologischen Schäden durch zu hohe Stickstoffeinträge, andererseits mögliche bauliche und betriebliche Massnahmen fördern. Dazu hat der Kanton einen Fachexperten Ammoniak eingestellt. Seit November 2019 berät Markus Bucheli Landwirte und Landwirtinnen sowie Planerinnen und Planer von Stallbaufirmen rund um Ammoniakemissionen und koordiniert Massnahmen zur Ammoniakreduktion. Seine Stelle ist dem Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) angegliedert. Markus Bucheli hat die landwirtschaftliche Ausbildung und eine Weiterbildung als Bauleiter absolviert. Zudem hat er über 20 Jahre Erfahrung in der Planung, Projektierung und Ausführung von Tierhaltungs- und Lüftungsanlagen von Schweine- und Rinderställen. [content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]