Am Montag, 11. September 2023, startet in Uri flächendeckend der interaktive Parcours «Mein Körper gehört mir!» für die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen. Das Präventionsangebot für Kinder von sieben bis neun Jahren gegen (sexualisierte) Gewalt wurde von Kinderschutz Schweiz lanciert und sensibilisiert die Kinder sowie ihre erwachsenen Bezugspersonen in der Thematik mit dem Ziel, diese in ihrem Selbstschutz zu stärken.
Seit dem Jahr 2007 besuchen die Urner Schulkinder der 3. und 4. Primarklassen den interaktiven Parcours «Mein Körper gehört mir!» von Kinderschutz Schweiz. Uri gehört zu den wenigen Kantonen, die das Präventionsangebot flächendeckend umsetzen, und zwar mit Erfolg. Kinder, Lehrpersonen, Eltern sowie Fachpersonen der Urner Beratungs- wie Behördenstellen loben seit Jahren die kindsgerechte Art der Prävention – und ebenso den Gewinn an Wissen, Sicherheit und fachlicher Vernetzung im Umgang mit der Thematik im Alltag sowie beim Handeln im Ernstfall.
Der Parcours bedurfte nach dieser langen Einsatzzeit einer Überarbeitung. Basierend auf den langjährigen Erfahrungen und neuen fachlichen Erkenntnissen sowie unter Berücksichtigung der aktuellen Lebenswelt der Kinder und der gesellschaftlichen Diversität wurde die Ausstellung komplett neu gestaltet und ist nun in zeitgemässer Form einsatzbereit. Vom 11. bis 29. September 2023 besuchen nun wieder alle 3. und 4. Klassen sowie die Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Schule stiftung papilio in der Kollegikapelle in Altdorf die interaktiv aufgebaute Ausstellung. Die Kinder üben sich basierend auf den sechs Präventionsbotschaften spielerisch und handelnd in ihren Selbstschutzstrategien gegen (sexualisierte) Grenzverletzungen. Sie lernen, dass sie selbst bestimmen, wer ihnen wie nahekommen darf, auf ihre Gefühle und ihren Körper zu hören, zwischen guten und schlechten Geheimnissen zu unterscheiden, deutlich Nein zu sagen und Hilfe zu holen, wo es nötig ist. Die Fachstelle Kindesschutz Uri koordiniert sämtliche Führungen mit einem motivierten Moderationsteam.
Stärkung eines positiven Selbstbewusstseins
Was kann ein Ausstellungsrundgang bei einem Kind bewirken? Er stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstschutzstrategien. Mädchen und Knaben erfahren, ihre Gefühle, Bedürfnisse und Rechte zu beachten, Grenzverletzungen frühzeitig zu erkennen, achtsam zu sein, und sie üben konkrete schützende Handlungsmöglichkeiten. Gut informierte Kinder sind achtsamer, grenzen sich selbstverständlicher ab und schweigen weniger.
Information für Eltern und weitere Interessierte
Allerdings kann die Verantwortung für den Schutz vor (sexualisierter) Gewalt nicht an die Kinder delegiert werden; sie liegt bei den erwachsenen Bezugspersonen. Die Kinder brauchen die Hilfe ihrer Eltern – wie auch ihrer Lehrpersonen. Daher gibt es im Rahmen der Kampagne auch Informationsveranstaltungen für Erziehungsberechtigte und schulische Fachpersonen. Die beiden Informationsanlässe für die Eltern der Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Primarklasse finden am 11. und 20. September 2023 statt, jeweils 19.00 Uhr, im Prüfungssaal der Kantonalen Mittelschule Uri in Altdorf. An den beiden Elternabenden wird ausführlich über die Kampagne informiert. Man erfährt, wie man sein Kind am wirksamsten ermutigt und unterstützt, wie man mit dem eigenen Verhalten ein Vorbild sein kann, wie man achtsam die Gefühle, die persönlichen Grenzen und Bedürfnisse der Kinder respektiert und sie gleichzeitig in einer wertschätzenden Erziehung stärkt – und damit einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor (sexualisierter) Gewalt leistet. Die beiden Veranstaltungen sind öffentlich und weitere Interessierte sind herzlich willkommen. (Die Elternbroschüre finden Sie ebenfalls auf der Homepage: www.ur.ch, Stichwort «Elternbroschüre»)
Tag der offenen Tür
Auch in diesem Jahr ist am «Open Day» vom Mittwochnachmittag, 27. September 2023, von 13.30 bis 16.30 Uhr, in der Kollegikapelle in Altdorf eine freie Besichtigung der Ausstellung möglich. Das bietet Familien, die nicht an einem Elternabend teilnehmen können oder möchten, die Gelegenheit, sich den Parcours von ihrem Kind zeigen zu lassen. Es stehen Fachpersonen bereit, die gerne Fragen beantworten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Schulpsychologischer Dienst des Kantons Uri (SPD) und Fachstelle Kindesschutz
Der Schulpsychologische Dienst des Kantons Uri (SPD) ist zuständig für Beratung und Unterstützung von Erziehungsverantwortlichen, schulischen Fachpersonen, Schulleitungen und Behörden bei schulischen Schwierigkeiten oder Konflikten. In diesem Zusammenhang führt er bei Bedarf individuelle Abklärungen und Beratungen bei Kindern und Jugendlichen durch, und zwar vom Kindergarten bis zur Berufs- und Mittelschule. Er ist zuständig für die fachliche Klärung von sonderpädagogischen Massnahmen bei Kindern und Jugendlichen von null bis zwanzig Jahren, leitet notwendige Massnahmen ein und überprüft diese. Gemäss dem kantonalen Krisenkonzept für Urner Schulen (Internet: www.ur.ch, Stichwort «Krisenkonzept») unterstützt der SPD durch fachliche Beratung der Beteiligten in Krisen- und Konfliktsituationen im schulischen Kontext, und er leistet in diesem Zusammenhang notfallpsychologische Ersthilfe. Der SPD kann ratsuchenden Erziehungsverantwortlichen bei anhaltenden Schwierigkeiten in der Erziehung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen familiäre Erziehungsberatung anbieten. Schliesslich können Lehrpersonen und Schulteams den SPD zur Beratung und Unterstützung bei nicht alltäglichen Konflikten und persönlichen Belastungen in der Ausübung des Berufs beiziehen.
Die Fachstelle Kindesschutz ist seit 2005 in den Schulpsychologischen Dienst integriert und seit dem 1. Januar 2017 durch das Gesetz über die Förderung von Kindern und Jugendlichen im Kanton Uri (Kantonales Kinder- und Jugendförderungsgesetz, KKJFG) rechtlich verankert. Der SPD, in der Funktion der Fachstelle Kindesschutz, ist gemäss dem Kantonalen Leitfaden Kindesschutz (Internet: www.ur.ch, Stichwort «Kindswohlgefährdung») eine fachliche Anlaufstelle für Fragen im Kindesschutz. Der betreffende Aufgabenbereich beinhaltet Präventions- sowie Beratungs- und Begleitungsaufgaben für Eltern, Fachpersonen oder Privatpersonen bei Verdacht auf Gefährdung des Kindeswohls im Rahmen von freiwilligen Massnahmen. Die Fachstelle Kindeschutz ist mit beratender Stimme in der kantonalen interdisziplinären Kindesschutzgruppe vertreten.
Alle Dienstleistungen des Schulpsychologischen Dienstes sind kostenlos und unterstehen der Schweigepflicht. Anmeldungen können telefonisch oder schriftlich durch Lehrpersonen, Schulleitungen, Behörden oder Eltern erfolgen. Weitere Informationen sind verfügbar im Internet: www.ur.ch/spd.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]