Besetzung:
Thomas Gansch, trumpet/flügelhorn – Robert Rother, trumpet/flügelhorn – Roman Rindberger, trumpet/flügelhorn – Leonhard Paul, trombone/bass trumpet – Gerhard Füssl, trombone – Zoltan Kiss, tenor/alto trombone – Wilfried Brandstötter, tuba
Rezension:
Grundsätzliches über die Formation:
Die Musiker lernten sich als Studenten an der Musikuniversität Wien beim Musikantenstammtisch im „Mnozil“, einem ehemaligen Wirtshaus im 1. Bezirk in Wien, kennen. 1992 entwickelte sich aus der losen Musikantenstammtisch-Spielerei diese Formation. Das Repertoire des Bläserseptetts umfasst typische Blasmusik, Schlager, Jazz und Popmusik bis hin zu Oper und Operette. Ihre Auftritte werden durch komödiantische Einlagen sowie durch Gesangsdarbietungen im Stile eines Musik-Kabaretts ergänzt. Mnozil Brass, die laut Eigenbeschreibung „lustigste Brass Band der Welt“, in jedem Fall Vorreiter in der zu dieser Zeit anlaufenden Welle Grenz- und Genre-überschreitender Bläsercombos. „Kein Ton zu hoch, keine Lippe zu heiß und keine Musik zu minder“, lautete ihr Schlachtruf des Septetts, den sie seither umfänglich mit Leben erfüllen. Mit musikkabarettistischen Nummernrevuen wie „Zimt“, „Smoke“ oder „Seven“, für die sie von Kritikern den Titel „Monty Pythons der Blasmusik“ und Preise wie den „Salzburger Stier“ bekamen, mit den Operetten- und Opernparodien „Das trojanische Boot“ (für die Ruhrtriennale geschrieben), „Irmingard“ und „Hojotoho“ (bei den Bayreuther Festspielen uraufgeführt), mit dem Krimi-Dramolett „Blofeld“ oder mit dem Soundtrack zum Kinofilm „Freundschaft“.
Cirque“, das aktuelle Programm ist, wie der Name schon andeutet, eine Revue
„Cirque“ heißt der neueste Streich der sieben Blechbläser von Mnozil Brass, die – wie immer die Grenzen ihrer Instrumente auslotend – die Manege betreten, um dem Affenzirkus des Alltags Musik und Humor entgegen zu setzen und ihn so in einen kleinen, feinen Flohzirkus zu verwandeln und sei es nur für wenige Stunden…Die Welt ist rund. Der Mensch lacht. Kurz: Die Welt ist ein Zirkus. Eben un Cirque. Hört sich besser an.
Musik gemixt mit Slapstick, geht das?
Das funktioniert nur, wenn es so gekonnt gemacht wird, wie das die sieben Wiener Blechbläser von „Mnozil Brass“ tun, sonst kann das schnell mal ins Lächerliche kippen.
Stühle liegen verstreut auf der Bühne, da betritt ein Gelb – belatzthoster die Bühne, die Trompete in der einen, eine Baccararose in der andern Hand. Während er die Rose so entblättert, nach dem Ritus: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, entern die andern sechs Bandmitglieder die Bühne. Sie tun dies unter Intonation der „Melodie in F“ von Franz Liszt. Alle Musiker in äusserst schrägen Outfits und mit skurrilen Bewegungsabläufen und teils akrobatischen Verrenkungen.
Die Leitmelodie von „Der dritte Mann“ aus dem gleichnamigen, in Wien spielenden Film, dient als Parodiegrundlage für die nun folgenden chaotischen Aktionen, Turbulenten und Verwirrungen auf der Bühne. es folgen noch weitere, weniger bekannte Melodien, zu denen die einzelnen Musiker ihr individuelles Können demonstrieren können.
2. Konzertteil: Eine grandiose Version der „Fledermaus“ von Johann Strauss.
Fulminant geht es nach der Pause weiter, mit einem Leitmotiv der „Fledermaus“ erhalten die Protagonisten auch die Gelegenheit, ihr hohes musikalisches Niveau unter Beweis zu stellen und das Publikum zu begeistern. Und dass sie ihre Instrumente meisterhaft beherrschen, demonstrieren sie Stück für Stück, daneben garnieren sie diese auch noch mit viel gutem Klamauk, auch mal Ironie und gar Poesie. Beispielweise mit dem Tanz der Seifenblasen, ein ganz starker Moment der Show, die wahrlich nicht arm an Höhepunkten ist.
Musikalisch komödiantisch hochstehender Zirkus, gewürzt mit etwas Poesie
„Cirque“ ist, wie der Name schon andeutet, wieder mal eine Revue, in der die halbe Musikgeschichte verwirbelt und in Bilder und Geschichten aus der Zirkuswelt gekleidet wird. Ein „Erkennen Sie die Melodie“ in der Manege sozusagen, angespielt von einigen der weltbesten ihres Fachs, die sonst in renommierten klassischen und Jazz-Ensembles spielen. Pantomime, Slapstick und viel Clownerie verbinden sich mit der Musik, etwa wenn die Band ein imaginäres Grammophon einschließlich Leiern und Springen der Platte nachahmt. Hochvirtuos, hochkomisch und auch mal tief berührend, zum Beispiel, wenn zum Abschluss der Trompeter Thomas Gansch als weißer Clown vergeblich versucht, ein Zauberer zu sein.
Zum Schluss setzen sie die Musiker noch an den Bühnenrand, blödeln und spielen noch etwas, werden lange gefeiert und beklatscht und gewähren noch eine Zugabe.
Einer nach dem andern verlässt das Rampenlicht, übrig bleibt der weisse Clown, der sich jetzt mit seinen Zaubertricks einen Extraapplaus ergattern möchte, aber eben, er versucht vergeblich, den Trick nachzuahmen, den sein Kollege vorher so spielerisch einfach hingezaubert hat. Das Publikum leidet mit bei seinen unzähligen vergeblichen Versuchen, nur der auf die Bühne zurückgekehrte richtige Zauberer zeigt unverhohlen seine Schadenfreude und kann es nicht lassen, den Trick nochmals zu demonstrieren, seine vermeintliche Überlegenheit zur Schau zu stellen. Ein letztes Mal entern die Blechbläsercomedians die Bühne und geben noch eine fulminante Zugabe, die auch den weissen Clown zu trösten vermag. Diesen versöhnlichen Ausklang feiert das Auditorium erneut mit grossem, langanhaltendem Applaus, teilweise sogar mit stehender Ovation, zu der es von den Protagonisten mittels Gesten demonstrativ aufgefordert wurde.
Trailer: MNOZIL BRASS – CIRQUE // Teatro Nuevo Apolo (Madrid)
www.youtube.com/watch?v=yM7ydPhn880
www.youtube.com/watch?v=SgbNSUjAeug
www.youtube.com/watch?v=EU5nGBzNUzA
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: www.allblues.ch
Ein Konzert von www.allblues.ch und https://www.kkl-luzern.ch/de/
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