Mobilitätskongress 2019: Zwischen Schlagzeilen und Facts

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Regierungspräsident Robert Küng eröffnet den Mobilitätskongress 2019. (Bild: Fabian Stamm)

Wachsende Agglomerationen, eine dynamische Wirtschaft und veränderte Bedürfnisse – die Zentralschweiz steht im Mobilitätsbereich vor grossen Herausforderungen. Wie lassen sich diese anpacken? Das wollte der Mobilitätskongress 2019 des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartments des Kantons Luzern herausfinden. Im Fokus standen dabei nicht nur Visionen, sondern konkrete neue Produkte und Dienstleistungen. Der Kongress fand zum dritten Mal vor grossem Publikum statt.

Grosses Interesse am ausgebuchten Mobilitätskongress. (Bild: Fabian Stamm)

Vor 300 Vertreterinnen und Vertreter der Zentralschweizer Wirtschaft und Politik diskutierten Mobilitätsexperten, Unternehmer und Politiker über die Mobilität der Zukunft. Eingeladen zum Mobilitätskongress 2019 hat das Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement des Kantons Luzern.

Kollibri zwischen Taxi und öV
Martina Müggler, Leiterin Strategie und Innovation bei PostAuto, präsentierte in ihrem Vortrag ein neues Konzept für den «öV on demand». Kollibri heisst der erste Tür-zu-Tür-Ridesharing der Schweiz. Der Dienst funktioniert ähnlich wie ein Sammeltaxi und bedient derzeit in der Region Brugg (AG) 17 Ortschaften, ab Februar 2019 kommen weitere vier Gemeinden hinzu. «Kollibri ist ein flexibler Shuttle, der individuelle Mobilitätswünsche erfüllt und dabei ähnliche Fahrten effizient bündelt», fasst Müggler zusammen. Die Konferenzbesucherinnen und -besucher konnten ein Fahrzeug der Flotte mit der zugehörigen Onlineplattform am Veranstaltungsort besichtigen.

Durchgangsbahnhof: Eröffnung 2040

Anna Barbara Remund (rechts), Vizedirektorin Bundesamt für Verkehr, im Interview mit Sonja Hasler. (Bild: Fabian Stamm)

Die Vizedirektorin des Bundesamtes für Verkehr, Anna Barbara Remund, zeigte im Gespräch mit Moderatorin Sonja Hasler Verständnis für die Anliegen des Kantons Luzern in Sachen Durchgangsbahnhof. Die Befürchtung der Zentralschweizer Kantone, wonach es zu Verzögerungen kommen könnte, weil das Plangenehmigungsverfahren und die Bauvorbereitungen zum Durchgangsbahnhof nicht explizit im Ausbauschritt 2035 aufgeführt sind, teilte Anna Barbara Remund hingegen nicht. Sie versicherte, dass der Durchgangsbahnhof planmässig realisiert werden kann und ist zuversichtlich, dass die ersten Züge 2040 im neuen Durchgangsbahnhof einfahren.

Gefragt sind Rekombinationen von Bestehendem
Dass sich der Mobilitätsmarkt im Umbruch befindet, zeigte Prof. Dr. Karolin Frankenberger in ihrem Referat auf. Sie forscht an der Universität St. Gallen zu neuen Geschäftsmodellen – unter anderem auch in der Mobilität. Bei Geschäftsmodellinnovationen bestehen für Unternehmen aktuell die Herausforderungen, einerseits ihr Kerngeschäft erfolgreich weiterzuführen und andererseits an ihrem zukünftigen Geschäftsmodell zu arbeiten. Frankenberger: «Geschäftsmodellinnovation ist keine Kunst, sondern Handwerk. 90 Prozent aller Geschäftsinnovationen basieren auf Rekombinationen von Bestehendem.» Die Universität St. Gallen hat dazu einen Business Model Navigator entwickelt, der 55 Lösungsansätze aufzeigt, mit denen das eigene Geschäftsmodell neu designt oder weiterentwickelt werden kann.

Leerfahrten vermeiden
Ein neues Geschäftsmodell im Bereich der digitalen Transportlogistik verfolgt die Firma pickwings.ch aus Baar, wie CEO Marc Bollinger den Kongressteilnehmenden sagte. Einer von vier Lastwagen fährt heute leer. Hier setzt Pickwings an und nutzt diese Leerfahrten für den Transport ihrer Güter. Durch geschickte Planung können so die Leerkilometer auf Schweizer Strassen um 60 Prozent reduziert werden, was Einsparungen von 400’000 t CO2 möglich macht.

Digitale Mobilitätslösung für Städte und Agglomerationen
Caroline Aichholzer von upstream-mobility aus Österreich stellte eine digitale Mobilitätslösung für Städte und Agglomerationen vor, die beispielsweise in Wien bereits im Einsatz ist. «Mobility as a Service» bedeutet das sorgenfreie Benutzen verschiedener Verkehrsmittel mittels einer App über alle Tarifzonen und -grenzen hinweg. Der digitale Service geht über den öffentlichen Verkehr hinaus und bezieht auch Taxi, Car Sharing-Dienste und Velo-Dienste mit ein.

Weitere Informationen unter: mobilitaetskongress.ch[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]