An der Museumstagung unter dem Titel Nidwalden gestalten. Eine städtebauliche Herausforderung vom 26. Mai 2018 war unbestritten, dass durch bauliche Verdichtung nach innen die drohende Zersiedelung zu stoppen sei. Anhand von Praxisbeispielen zeigten Raumplaner und Architekten auf,
wie dies ohne Einbusse der Lebensqualität erfolgen kann und welche Hürden zu nehmen sind. Für die Akzeptanz solcher Projekte seien allerdings bereits frühzeitig möglichst alle Akteure ins Boot zu holen.
Das Nidwaldner Museum wolle nicht nur vergangene Zeiten dokumentieren und
erforschen. Deshalb setze das Nidwaldner Museum sich in Zusammenarbeit mit
der Wirtschaftsförderung an einer Tagung mit der Gegenwart und der Zukunft
des Kantons auseinander, erklärte Stefan Zollinger, Leiter des Nidwaldner Museums,
die Motivation. «Die meisten Nidwaldnerinnen und Nidwaldner denken beim
Wohnen immer noch an das eigene Haus mit Garten. Man schätzt einerseits die
urbanen Vorteile der Region, will die Vorstellungen vom ländlichen Kanton aber
nicht aufgeben. Diese Spannung zeigt sich zugespitzt, wenn es um Verdichtungsprojekte
geht.» Dasselbe gelte für Gewerbeareale.
Verdichtung: Vom Dilemma zur Chance
Auf dieses Dilemma wies auch der Nidwaldner Baudirektor und Regierungsrat
Josef Niederberger mit der provokativen Frage hin: «Wieviel Verdichtung ist bei
Ihrem Nachbarn angemessen?» Bei der Verdichtung müsse die Qualität des Bestehenden
verbessert werden. Je höher die Dichte, desto höher sei der Anspruch
auf diese Qualität. Verdichten gehe deshalb nur miteinander. Ebenso brauche es
Freiräume. Er verwies auf die Arbeitshilfe Verdichtung, die den Gemeinden
Denkanstösse und Lösungswege bei der haushälterischen Bodennutzung aufzeigt.
Prof. Dr. Stefan Kurath vom Institut Urban Landscape an der ZHAW Winterthur
zeigte an verschiedenen Beispielen auf, wie Arbeitslandschaften, resp. Gewerbebauten
und Gewerbszonen im Rahmen der Verdichtung aufgewertet wurden. Bei
der ganzheitlichen Planung von Gewerbegebieten seien zum Beispiel der Langsamverkehr,
Verpflegungsmöglichkeiten und Pausenräume, der Anschluss an
den öffentlichen Verkehr oder das Angebot der Kinderbetreuung zu beachten. So
sei langfristig auch zu überlegen, ob kleinere Gebiete zu einem neuen, grösseren
Gewerbeareal zusammengeschlossen werden könnten, wo diese Infrastruktur realisierbar
sei.
Mit Kooperationen zu Lösungen
«Verdichten muss ein Gemeinschaftsprojekt sein. Die schonungslose Diskussion
muss von Anbeginn stattfinden, wenn die Entwicklung neuer Ideen gelingen
soll», betonte Dr. Angelus Eisinger, der in Sarnen aufgewachsen ist und heute
als Direktor der Regionalplanung Zürich und Umgebung arbeitet. Verdichtung mit
Qualität heisse oft, Kooperationen einzugehen und gemeinsam nach Lösungen
zu suchen.
Am Beispiel von zwei neuen Wohngebäuden im Zentrum von Stans zeigte der
zuständige Architekt Ivo Lütolf auf, wie zwei Bauherren mit gemeinsamer Planung
auf begrenztem Raum zwei Wohnhäuser realisierten. Die Häuser richteten
sich nach den vorgegebenen Gassen und örtlichen architektonischen Eigenheiten.
Hochhäuser und Freiräume
Das Hochhausprojekt Kristall in Stans bewog die Nidwaldnern Regierung, im
Jahr 2014 ein Hochhauskonzept für den Kanton zu erarbeiten. Der verantwortliche
Raumplaner Christian Blum legte dar, wie aufgrund von Ausschlusskriterien
und grossräumiger Betrachtungen zwei mögliche Hochhausstandorte festgelegt
wurden. Landschaft, Verkehrsanbindung, touristische Überlegungen oder Hindernisfreihaltung
für den Flugplatz stellten wichtige Kriterien bei der Interessenabwägung
dar.
Mittels eines visuellen Rundgangs durch Stans stellte Elsbeth Flüeler, Kulturgeografin,
die Freiräume im Dorf Stans vor. Sie zeigte die «alten» und die «neuen»
Freiräume mit ihren Vorzügen und Nachteilen. «Viele Plätze und Wege in Stans
sind heute privat. Es gibt zum Glück immer wieder Leute, die am alten Stans anknüpften
und Gassen und Plätze multifunktional nutzen und so den Gemeinsinn
fördern», stellte sie fest.
Im Weiteren gab Beat Weiss von V-Zug einen Einblick in das Projekt der Vertikalen
Fabrik in Cham. Axel Schmidt zeigte die Geschichte und planerischen Überlegungen
bei der Neugestaltung des Bahnhofplatzes in Herisau auf. Die angeregte
Diskussion unter der Leitung von Köbi Gantenbein, Chefredaktor der Architekturzeitschrift
Hochparterre, gab den rund 60 Teilnehmenden der Tagung die Möglichkeit,
ihre Fragen und Standpunkte einzubringen.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]