Neue Ideen und Materialien zum Demokratielernen an der Volksschule

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Zwischen den Referaten vermittelten die Protagonisten der Fachstelle Theaterpädagogik der Pädagogischen Hochschule Schwyz anregende Einblicke ins Planspiel «Dr Paisäplatz gheert iis». (Foto: Marco Eberli)

Die Politische Bildung ist entscheidend für das Verständnis und das Gelingen unserer Demokratie. In diesem Bewusstsein hatte der Erziehungsrat des Kantons Uri verschiedene Massnahmen zur Förderung der Politischen Bildung in der Volksschule beschlossen. Am Mittwochnachmittag, 12. April 2023, lud die Bildungs- und Kulturdirektion zu einem Informationsanlass nach Altdorf.

Alle Kinder und Jugendlichen im Kanton Uri sollen ab dem Kindergarten jeweils altersgerecht lernen, wie unsere Demokratie funktioniert. Zu diesem Zweck hat der Erziehungsrat vor zwei Jahren eine Projektgruppe zur Stärkung der Politischen Bildung an der Volksschule eingesetzt. Eine Massnahme bestand darin, webbasierte Unterrichtsmaterialien zu erarbeiten, und zwar im Rahmen des bereits bestehenden Heimatkunde-Lehrmittels URwegs. Mit der erfolgreichen Erstellung des jüngsten und letzten Moduls, dem Lernarrangement «Landrat» für die Sekundarstufe, konnte diese Erarbeitung nun abgeschlossen werden. Aus diesem Grund führte die Bildungs- und Kulturdirektion (BKD) am Mittwochnachmittag, 12. April 2023, einen Informationsanlass im Theater Uri durch. Eingeladen waren die Lehrpersonen und Schulleitungen sowie weitere interessierte Gäste. So erhielten am Ende rund zweihundert Personen in einem abwechslungsreichen Programm verschiedene wertvolle Impulse zur konkreten Umsetzung des Auftrags zur Politischen Bildung.

«Demokratie fällt nicht vom Himmel»

«Das Erleben und Erlernen unserer Demokratie ist ein hohes Gut in der Schweiz; dieses gilt es zu bewahren und zu fördern», sagte Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des Kantons Uri, zur Eröffnung des Nachmittags. Prof. Dr. Iwan Rickenbacher, ehemaliger Lehrer und Direktor des Lehrerseminars des Kantons Schwyz sowie national gefragter Politikwissenschaftler und -kommentator, betonte in seiner Rede, dass Demokratie nicht gottgegeben sei. Vielmehr sei das Demokratielernen bereits in der Schule zentral für die Erhaltung des gesellschaftlichen Lebens in der Schweiz. Um seine Ausführungen zu untermauern, schöpfte Iwan Rickenbacher aus einem reichen Erfahrungsschatz aus Bildung und Politik, womit er das Publikum regelrecht fesselte.

Mut, dass bereits in jungen Jahren die aktive Mitwirkung am Politgeschehen in der Schweiz möglich ist, machte Laura Dittli. Mit Anfang dreissig war sie im Kanton Zug jüngst zur Regierungsrätin gewählt worden. In Ihrem Referat zum Thema «Partizipation: Grundpfeiler der Gesellschaft» reflektierte sie unter anderem ihren eigenen Zugang zum Interesse an der Politik. Mitwirkung in der Politik ist für Laura Dittli ein Herzensanliegen.

«Dr Paisäplatz gheert iis»

Zwischen den Referaten vermittelten die Protagonisten der Fachstelle Theaterpädagogik der Pädagogischen Hochschule Schwyz unter der Regie von Annette Windlin höchst anregende Einblicke in die Umsetzung eines Unterrichtsbausteins für die Primarschule. Erfrischend versetzten sich die Schauspielerinnen und der Schauspieler in die Lage von Kindern, die sich in einem fiktiven Szenario und in verschiedenen Rollen einer Dilemmasituation stellen, die sich in jeder Gemeinde ergeben kann: Soll das Gemeindehaus auf Kosten des Pausenplatzes wachsen dürfen? Die Theatertruppe schaffte es in drei Szenen spielend, das Publikum zu begeistern vom Planspiel «Dr Paisäplatz gheert iis», das nun ab sofort als Unterrichtsmaterial verfügbar ist.

Natürlich fehlten am Informationsanlass auch die Stimmen der unmittelbar Betroffenen nicht. Eine Klasse der Oberstufe Flüelen mit Klassenlehrer Dani Gisler berichtete von ihrem letztjährigen Besuch einer Session im Bundeshaus, vom Debattierworkshop sowie vom Besuch in der Reitschule Bern. Die Schülerinnen und Schüler spielten zudem ihre Erlebnisse im Ständeratssaal vor, den sie dieses Jahr benutzen durften: Im Rahmen des Politspiels «Mein Standpunkt» konnten entsprechend vorbereitete Klassen selber in die Rolle von Bundesparlamentariern schlüpfen. Das hat die Klasse aus Flüelen offensichtlich begeistert – so sehr, dass die Schülerinnen und Schüler im Feuer ihrer Debatte die Zeit ganz vergassen. So geht Demokratielernen wohl am schönsten.

 

Das bestehende Heimatkunde-Lehrmittel URwegs (https://urwegs.ch/) ist ab sofort mit einer Erweiterung zur Politischen Bildung frei verfügbar. Das Entwicklungsteam um Dr. Judith Arnold, namentlich mit Dr. Guido Estermann, beide von der Pädagogischen Hochschule Schwyz, sowie mit Pascal Stadler, Dozent an der Pädagogischen Hochschule Fribourg, hat die kompetenzorientierten Aufgabensets zu den Inhalten der Politischen Bildung im Lehrplan 21 pünktlich fertiggestellt. Am Informationsanlass vom 12. April 2023, der von Ladina Spiess moderiert wurde, erläuterte das Autorenteam seine didaktischen und pädagogischen Überlegungen.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]