Neue Intendanz am Luzerner Theater

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Sie treten die Nachfolge von Ina Karr an: Wanda Puvogel (links) und Katja Langenbach Foto Ingo Hoehn

Ab der Spielzeit 26/27 übernimmt eine Doppelspitze die Intendanz am Luzerner Theater: Katja Langenbach und Wanda Puvogel treten gemeinsam die Nachfolge von Ina Karr an. Der Stiftungsrat hat sich für eine interne Lösung entschieden, um eine Kontinuität der sehr erfolgreichen künstlerischen Arbeit der vergangenen Jahre zu ermöglichen. Gleichzeitig wollen die beiden Co-Intendantinnen den co-kreativen Ansatz verstärken, der in Form der Doppelspitze auch nach aussen sichtbar wird.

Katja Langenbach und Wanda Puvogel gehören seit der Spielzeit 21/22 als Schauspiel- bzw. Tanzdirektorin dem künstlerischen Leitungsteam um Ina Karr an. Ab der kommenden Saison übernehmen sie gemeinsam die Intendanz des Luzerner Theaters. Ihre aktuellen Spartenleitungen werden sie an interne Kräfte übergeben. Die Teams der beiden Sparten werden umstrukturiert und zum Teil durch neue Kräfte ergänzt. Die beiden Co-Intendantinnen werden ihre aktuell verantworteten Sparten auch weiterhin aktiv begleiten und sie tatkräftig unterstützen.

Die komplexe und personell grösste Sparte Oper wird wie bisher gemeinsam von Operndirektorin Dr.
Ursula Benzing und Musikdirektor Jonathan Bloxham geleitet. Teresa Rotemberg bleibt Leiterin des Jungen Luzerner Theaters. «Wir sehen den unschätzbaren Wert des Zusammenspiels von vier Sparten an einem Haus. Ziel für dieses Vier-Sparten-Haus ist eine gemeinsame künstlerische Vision», betonen die Co-Intendantinnen.

Als Kernpunkte ihrer Vision für das Luzerner Theater nennen Katja Langenbach und Wanda Puvogel Kontinuität, Innovation und Öffnung.
Sie wollen auf den künstlerischen Erfolgen der letzten Jahre aufbauen und diese weiterentwickeln. Durch ihre mehrjährige Erfahrung und gemeinsame Arbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind sie mit der Stadt und dem Haus sehr vertraut.

Das Luzerner Theater sehen sie als ein diverses Stadttheater für die Gegenwart. «In der schwierigen kosmopolitischen Weltlage, in der Demokratien unterhöhlt werden, ist es wichtiger denn je, die grossen Fragen unserer Zeit zu reflektieren. Das Theater kann dabei eine bedeutende Rolle spielen: als Ort des Dialogs, der Diskussion, der Bildung, der Vertiefung und des Weiterdenkens. Es lädt uns ein, die gegenwärtigen Entwicklungen aus neuen Perspektiven zu betrachten und den Blickwinkel zu erweitern, gegenseitiges Verständnis und Toleranz zu erwerben. Diesen gemeinsamen Erfahrungsraum wollen wir öffnen und halten», erläutert Katja Langenbach.

Daher stellen die Intendantinnen auch die Öffnung ins Zentrum ihrer Pläne für die kommenden Jahre. Co-Kreativität soll nicht nur für die künstlerischen Prozesse am Haus angestrebt werden, sondern sich ausdrücklich auch auf einen engen Austausch mit Stadt und Region beziehen. Absicht ist, das Luzerner Theater als gesellschaftliches Zentrum im Herzen der Stadt zu gestalten. Neben dem Kerngeschäft «Bühne» soll das Haus auch für neue Gruppen, Formate und Anlässe geöffnet werden. «Das Stadttheater war von seinen Ursprüngen an ein Ort, an dem Menschen Gemeinschaft erleben können. Das ist wesentlich: Theater als ein Forum für Austausch und Miteinander», führt Langenbach weiter aus. Teil dieses Konzepts ist daher auch eine zusätzliche Stelle für Vermittlung und Community-Dramaturgie. «Wir sind davon überzeugt, dass auch personell dieser Bereich ein anderes Gewicht braucht. Es sind Ressourcen notwendig, um unsere Bindung zu Luzern zu intensivieren und um ein Theater für die breite Bevölkerung zu sein», erklärt Wanda Puvogel.

Wanda Puvogel und Katja Langenbach verbinden mit ihrem Konzept der Doppelspitze eine co-kreative Führungskultur, die das Team und transparente Kommunikation in den Fokus stellt. Mit einem innova-tiven Leitungskonzept möchten sie das Luzerner Theater stark machen für die Zukunft. «Das Prinzip der Dualität ist eine grosse Chance für eine ausgewogene Leitung und vielseitige Kunst», so Wanda Puvogel.

 

«Auch angesichts der unsicheren, infrastrukturellen Situation sind wir sehr froh, mit Katja Langenbach und Wanda Puvogel zwei versierte und erfahrene Theaterfachfrauen für die Leitung unseres Theaters zugewinnen, die eng mit dem Haus verbunden sind und den Prozess über die letzten Jahre mit begleitet haben», sagt Stiftungsratspräsidentin Anja Meyer.

 

Katja Langenbach studierte Dramaturgie an der Ludwig-Maximilians-Universität/Bayerischen Theaterakademie München sowie Dramaturgie und Regie an der Columbia University New York. Nach Assistenzen am Thalia Theater in Hamburg und beim Bayerischen Rundfunk arbeitet sie seit 2005 als freischaffende Regisseurin sowohl für die Bühne als auch für den Hörfunk und realisierte zahlreiche Projekte an Stadttheatern und in der freien Szene in Deutschland ebenso wie in der Schweiz, unter anderem für Thalia Theater Hamburg, Landestheater Bregenz, Theater Aachen, Theater Ingolstadt, Theater Ulm, Theater St. Gallen, Theater Magdeburg, Figurentheater St. Gallen, beim Bayerischen Rundfunk und Deutschlandradio Kultur. Neben diesen Engagements produzierte sie ihre Arbeiten auch in der freien Szene, u.a. in Kooperation mit kampnagel Hamburg, sogar theater Zürich, theater VARAIN, Lattich St. Gallen, PANORAMA Dancetheater, walktanztheater. Seit 2021 ist Langenbach Schauspieldirektorin am Luzerner Theater, wo sie zuletzt die Produktion «Hard Land» inszenierte.

 

Nach Abschluss ihres Violinstudiums wechselte Wanda Puvogel hinter die Bühne und arbeitet seit inzwischen drei Jahrzehnten in ganz unterschiedlichen Kontexten im Tanzbereich. Die vielfältigen Funktionen sowohl in der freien Szene als auch im Kontext institutioneller Theater sowie die fast kontinuierliche Parallelität von künstlerisch-dramaturgischen und tanzpolitischen Aufgaben ziehen sich durch ihre Vita. Wanda Puvogel war während drei Jahren bei der Norddeutschen Konzertdirektion Melsine Grevesmühl mit der Tourneeplanung und -organisation für grosse internationale Tanzcompagnien betraut; von 1996 bis 2007 verantwortete sie als Tanzreferentin der Bayer Kulturabteilung in Leverkusen (D) die Kuratierung aller Tanzgastspiele und initiierte Koproduktionen. Seit 2007 in der Schweiz, arbeitete sie ab 2008 als Dramaturgin und Managerin des von Cathy Marston geleiteten Bern Balletts. Ab 2014 setzte sie sich als Mitarbeiterin des Berufsverbands Danse Suisse für eine bessere Verankerung des Tanzes in der Schweiz und gute Arbeitsbedingungen für die Tanzschaffenden ein. National und international gut vernetzt, war sie 2015 bis 2020 als Dramaturgin für das Migros- Kulturprozent Tanzfestival Steps tätig. Seit 2021 ist Puvogel Tanzdirektorin am Luzerner Theater.

 

Ina Karr verlässt zum Ende der Spielzeit 25/26 nach fünf Jahren das Luzerner Theater. Sie wurde im vergangenen Juni zur Generalintendantin der Deutschen Oper am Rhein berufen.