Besetzung und Programm:
Daniel Hope (Music Director)
Zürcher Kammerorchester
Jean Sibelius Humoresques op. 89
Carl Nielsen Little Suite op. 1, FS 6
Irving Berlin White Christmas, bearbeitet von Paul Bateman
Thad Jones A Child is born for Violin and Strings, bearbeitet von Paul Bateman
Ron Sexsmith Maybe this Christmas, bearbeitet von Paul Bateman
Bob Wells The Christmas Song, bearbeitet von Paul Bateman
Hugh Martin Have Yourself a Merry Little Christmas, bearbeitet von Paul Bateman
Traditionell Adeste Fidelis, bearbeitet von Paul Bateman
Nach einer kurzen Begrüßung durch Helene Eller, kaufmännische Geschäftsführerin und der künstlerischen Leiterin des ZKO, Lena-Catharina Schneider, starteten die 17 Musiker, ausschliesslich Streicher, davon drei Celli und zwei Kontrabässe, mit dem Andante festivo von Jean Sibelius beschwingt in den Konzertabend.
Sibelius von seiner eher unbekannteren Seite
Zu den besten Werken von Jean Sibelius zählen seine Kompositionen von 1917, die Humoresken. Dieses fabelhafte und bezaubernde Konzert wurde zur Veröffentlichung in zwei Gruppen unterteilt, Opus 87 und Opus 89, und zeigt seine erhabenen Fähigkeiten mit der Violine. In diesem Werk lernt man den, sonst eher unterkühlt wirkenden finnischen Komponisten, von seiner humorvollen Seite her kennen, Und das ist genau die Art, die die versierten Zürcher Orchestermusiker mögen und kongenial umzusetzen wissen. Besonders Daniel Hope, dem der Schalk dauernd irgendwie im Nacken sitzt, blüht jeweils auf und zieht seine Mitmusiker mit in eine fantastische Spielfreude, eine Freude, die unweigerlich auch das Auditorium erfasst, das diese Interpretation mit stürmischem, langanhaltendem Applaus zu würdigen weiss.
Carl Nielsen Little Suite op. 1, FS 6
Die Suite für Streichorchester komponierte Nielsen bereits mit 22 Jahren und studierte noch Komposition bei Orla Rosenhoff , seiner ehemaligen Lehrerin am Konservatorium . Es wurde am 8. September 1888 in der Tivoli-Halle in Kopenhagen uraufgeführt, wo das Tivoli-Orchester von Balduin Dahl , einem anerkannten Förderer junger Talente, dirigiert wurde . Es war ein großer Erfolg. Nielsen, der im Orchester spielte, wurde mehrmals zurückgerufen und der Mittelsatz als Zugabe gespielt. Die Pressestimmen waren gemischt, aber Avisen war sehr positiv: „Der junge Mann hat offensichtlich sehr viel auf seinem musikalischen Kopf, was er sagen will, und was er uns am Samstag erzählt hat, wurde in schöner, prägnanter Form, bescheiden und ansprechend präsentiert, mit exzellenter Stimmführung und einem ansprechende Klangfülle, die ein ausgezeichnetes Auge für das Saitenmaterial offenbart.“ Das Werk war ein wichtiger Meilenstein in Nielsens Karriere, denn es war nicht nur sein erster richtiger Erfolg, sondern auch das erste seiner selbst dirigierten Stücke, als es einen Monat später in Odense gespielt wurde .Der eher kurze elegische Kopfsatz der Suite erinnert an die skandinavische Romantik, wie sie Grieg und Svendsen zum Ausdruck bringen . Das Intermezzo, ein Walzer, lässt die Liebe des Komponisten zum Dreifachtakt erahnen und enthält gelegentliche flache Septimen-Vorschläge, die später für Nielsens Musik so charakteristisch werden sollten. Das vergleichsweise ausladende Finale beginnt feierlich mit dem Elegie Thema, bricht aber bald in eine bewegte Sonatenform aus, in der Nielsen das Eröffnungsthema wieder einführt.
In der zweiten Gruppe verwendete er eine wesentlich kleinere Orchesterbegleitung zur Violine, behielt jedoch die Subtilität von Tiefe und Textur bei. Obwohl alle Teile dieses Werks traditionelle Elemente enthalten, erinnert Humoreske Nr. 4 am meisten an die Vergangenheit und erinnert an die Feinheit der musikalischen Miniaturen der Mitte des 19. Jahrhunderts. Virtuos und herausfordernd hat der Solist die Möglichkeit, sich einer traditioneller Exhibitionistischen Darstellung hinzugeben. Das Zürcher Renommierorchester hatte, bei dem eher selten aufgeführten Werk, die Möglichkeit, seine ausgeprägte Vielseitigkeit zur Geltung zu bringen, geleitet von ihrem souveränen musikalischen Leiter Daniel Hope.
Kurt Atterberg, Suite für Violine, Viola und Streichorchester
Atterberg, aufgrund seiner offensichtlichen Sympathie zum Naziregime nicht überall wohlgelitten, war er aber zu seiner Zeit sehr erfolgreich. Auch seine Rehabilitation durch die Alliierten bei der «Entnazifizierung» änderte nichts daran, dass der Makel des Opportunisten an ihm hängen blieb.
Anspruchsvoller, eindrücklicher Dialog zwischen Violine und Viola
Nach einem unscheinbar- unspektakulären Auftakt im tutti entwickelte sich ein wundervoller Dialog zwischen Daniel Hope, Violine und dem Solobratschisten des ZKO, Ryszard Groblewski, auf dem, von den anderen Streichern ausgelegten Klangteppich.
Dem Auditorium gefiel dieses, um 1917 komponierte, heute relativ unbekannte Werk, und dessen Interpretation durch die Protagonisten. Dementsprechend langanhaltend fiel der Applaus aus.
Dann richtete Daniel Hope ein paar launige Worte an das Auditorium, listete auf, welche Konzerte das ZKO in den kommenden Wochen geben wird und fügte noch einige Anekdoten über die Entstehung der nun zu spielenden bekannten Weihnachtslieder an.
Dann kam der Übergang in die Vorweihnachtszeit
Irving Berlins White Christmas werde man nicht, wie im Programmheft gelistet am Anfang, sondern erst gegen Schluss spielen bemerkte Hope noch, bevor die Weihnachtshits in Angriff genommen wurden.
Thad Jones A Child is born
A Child Is Born ist ein Jazz-Instrumentalstück von 1969, das später auch mit Gesang aufgenommen wurde. Nach den Urheberrechtsangaben wurde es von dem Jazz-Trompeter Thad Jones geschrieben; der Text wurde später von Alec Wilder hinzugefügt.[Das Stück ist zum Jazzstandard geworden und wurde von vielen Musikern gespielt. Das Werk , im Original, ist 32 Takte lang und im Drei-Viertel-Takt verfasst, wurde in B-Dur aufgenommen und hat eine langsame Einleitung auf dem Klavier, die über eine Minute dauert. Die Bigband-Version von A Child is Born von 1970 wurde in der Haltung einer Kammermusiknummer aufgeführt, wobei die ersten acht Takte ausschließlich am Klavier gespielt werden, bevor Bass und Schlagzeug hinzukommen. Dann stellte Jones auf dem Flügelhorn die Melodie abermals vor, bevor das gesamte Orchester mitwirkte, und spielte die Melodie noch einmal, um das Stück zum Abschluss zu bringen. In seinem Buch A Short History of Jazz bezeichnet Bob Yurochko das Stück als „schöne Ballade des Mainstream-Jazz“.
Bob Wells und Mel Tormé The Christmas Song
Einer der bekanntesten und erfolgreichsten amerikanischen Weihnachtsschlager ist das Lied „The Christmas Song“. Mit gerade mal 20 Jahren gehört Mel Tormé 1945 schon zu den angesagten Showgrößen Amerikas. Er ist nicht nur als Sänger und Schauspieler erfolgreich, sondern auch als Songschreiber.
Idee bringt Altersversorgung
An einem brütend-heißen Juli-Tag im Jahr 1945 will er ein neues Lied komponieren. Wie so oft mit seinem Kumpel Bob Wells. Der scheint aber nicht zu Hause zu sein, zumindest antwortet niemand auf Mel Tormés Klopfen. Er schaut um die Ecke und geht schließlich ins Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Auf dem Klavier findet er einen Notizblock, auf dem folgende Zeilen mit Bleistift geschrieben wurden: „Kastanien werden über dem Feuer geröstet. Väterchen Frost zwickt in deine Nase. Weihnachtslieder werden von einem Chor gesungen. Und die Leute sehen aus wie Eskimos.“
In diesem Augenblick kommt Bob Wells um die Ecke – nur mit Tennis-Shorts und einem T-Shirt bekleidet. Mel hält den Notizblock hoch und fragt ihn, was das für ein Gedicht sei. Bob antwortet, dass er sich wegen der Hitze den Kopf abkühlen wolle und deswegen ein paar Zeilen über Weihnachten geschrieben habe. Da hat Mel eine Idee. Er setzt sich an das Klavier und hat sofort eine markante Melodie im Kopf. In seiner Autobiografie wird sich Mel Tormé später an den Moment erinnern, in dem der damals 20-Jährige seine Altersversorgung klarmacht.
Nat „King“ Cole singt „The Christmas Song“
„So unglaublich das klingen mag, aber wir brauchten nur 45 Minuten, um ‚The Christmas Song‘ fertig zu schreiben. Wir boten das Lied daraufhin Nat ‚King‘ Cole an, der sich sofort in den ‚Christmas Song‘ verliebte. Zwar dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis Nat es auf endlich auf Platte brachte. Aber dann bescherte uns das Lied einen wahren Geldsegen!“
Denn nicht nur Nat „King“ Cole nimmt „The Christmas Song“ auf. Auch andere große Stars wie Frank Sinatra, Bob Dylan, Ella Fitzgerald, Connie Francis und Andy Williams bis hin zu Celine Dion und Michael Bublé singen das Lied und machen es zu einem der erfolgreichsten amerikanischen Weihnachtsschlager.
Hugh Martin Have Yourself a Merry Little Christmas
Seit Jahrzehnten verbreitet „Have Yourself a Merry Little Christmas“ Weihnachtsstimmung. Dabei war der Song ursprünglich mehr als deprimierend. Bis Judy Garland einschritt. Eine Kitschversion spielte auch Coldplay ein. Oh nein, diese Zeilen wollte Judy Garland auf keinen Fall singen. „Mach dir eine schöne nette Weihnacht, es könnte deine letzte sein. Nächstes Jahr können wir alle Vergangenheit sein“, heißt es zu Beginn des Weihnachtsklassikers „Have Yourself a Merry Little Christmas“ aus dem Jahr 1943. Auf Garlands Wunsch änderten die Songerfinder Hugh Martin und Ralph Blane die deprimierenden Stellen – immerhin tobte gerade der Zweite Weltkrieg. Sie verliehen dem Lied mehr weihnachtlichen Frohsinn: „Lass dein Herz leicht sein. Nächstes Jahr sind alle unsere Sorgen vergessen.“ In dieser Form sang Garland den Song schließlich im Musicalfilm „Meet Me in St. Louis“. Und machte ihn berühmt. 1957 coverte Frank Sinatra das Lied und meldete vorher ebenfalls Änderungsbedarf an. Diesmal textete Hugh Martin das Ende um. Ursprünglich hieß es dort: „Bis dahin müssen wir irgendwie sehen, wie wir zurechtkommen.“ Die neue Fassung lautet: „Hänge einen strahlenden Stern an den höchsten Ast.“ Diese neue Kitschversion fand so großen Anklang, dass sie 2001 auch die Pop-Rocker von Coldplay einspielten.
Irving Berlin, einer der berühmtesten Songschreiber des amerikanischen Showbiz, verkündete im August 1940, er haben „den besten Song, der je geschrieben wurde“ komponiert. Auch wenn Berlin hier vielleicht etwas übertreibt, eines steht fest: Mit über 500 Adaptionen in Dutzenden von Sprachen, mit über 30 Millionen verkauften Singles allein in der Version von Bing Crosby ist „White Christmas“ das erfolgreichste Weihnachtslied aller Zeiten und einer der weltweit bekanntesten Songs überhaupt.
War Irving Berlin gar nicht der Komponist des Mega Hits?
So bekannt der Song „White Christmas“, so unbekannt sein Schöpfer, stellt Rezensent Helmut Mauro fest, „das Unterhaltungsgenie“ Irving Berlin nämlich. Jody Rosen verwebe dessen Biografie und Erfolgsgeschichte hier nun „klug und unterhaltsam“ mit der amerikanischen Zeitgeschichte zu „einem spannenden Sachbuch“, in dem man zudem „eine Menge“ über die Musikindustrie erfahre. Und über das Selbstbewusstsein von Berlin. Dieser sagte, wie man erfährt, über seinen erfolgreichsten Song nämlich: „Es ist nicht nur das beste Lied das ich je geschrieben habe, sondern das überhaupt jemals geschrieben wurde.“ Und tatsächlich ist es, wie man weiter erfährt, bis heute immerhin – das meistverkaufte Musikstück.
Zum Abschluss noch Adeste fideles, ein Weihnachtslied, dessen Cantio seit der Mitte des 18. Jahrhunderts überliefert ist.
All diese bekannten Melodien, dargeboten vom souveränen Ensemble erfreuten das Publikum im vollbesetzten grossen Tonhalle Saal und wurden mit dementsprechendem Applaus verdankt.
Daniel Hope gratulierte dann noch Nicola Mosca, Violoncello (Stimmführung), der sein Jubiläum von 20 Jahren Mitglied des ZKO feiern könne und animierte die Zuhörer, bei der nun folgenden Zugabe «O Tannenbaum» kräftig mitzusingen, was denn auch von etlichen getan wurde. Ein schönes, stimmungsvolles Konzert in gediegenem Ambiente der altehrwürdigen, frischrenovierten Zürcher Tonhalle.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: www.zko.ch
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