Opernhaus Zürich, La Rondine Giacomo Puccini, besucht von Marinella Polli

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La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Produktion und Besetzung:
Musikalische Leitung Marco Armiliato    Inszenierung Christof Loy
Bühnenbild Etienne Pluss   Kostüme Barbara Drosihn
Lichtgestaltung Fabrice Kébour   Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Choreografie Thomas Wilhelm   Dramaturgie Kathrin Brunner
Magda Ermonela Jaho
Lisette Sandra Hamaoui
Ruggero Benjamin Bernheim
Prunier Juan Francisco Gatell
Rambaldo Vladimir Stoyanov
Périchaud Andrew Moore
Gobin/un giovane/Adolfo Nathan Haller
Crébillon Stanislav Vorobyov
Yvette/ Georgette Yuliia Zasimova
Bianca/ Gabriella Meeta Raval
Suzy/ Lolette Siena Licht Miller
Butler Valeriy Murga
Rabonnier Amin Ahangaran
Die Kellnerin Annabelle Kern
Der Kellner Yannick Bosc
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich

Das Opernhaus Zürich startet in die Saison 2023/24 mit einem Werk, das nicht zum typischen Opernrepertoire gehört, eine echte Rarität: Giacomo Puccinis ‘La Rondine’ (‘Die Schwalbe’) mit einem Libretto von Giuseppe Adami nach einem Entwurf von Artur Maria Willner und Heinz Reichert. Eine Schweizerische Erstaufführung und ein beeindruckender Saisonbeginn.

Operette oder Oper? This is the question

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Man könnte wohl meinen, dass Giacomo Puccinis federleichte ‚La Rondine‘ zwischen Operette und lyrischer Komödie hin- und herpendelt. Ist dieses ja wehmütiges, nicht so dramatisches aber manchmal melodramatisches Werk vielleicht doch eine Operette? Sicher nicht: eine Operette kam für ihn sowieso nicht in Frage, sondern  „nur eine ähnliche Oper wie ‚Der Rosenkavalier’, noch unterhaltsamer und mehr organisch”, schrieb der Komponist in einem Antwortbrief auf ein Angebot aus Wien.

Die OPER ‘La Rondine’

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Ja, ‚La Rondine’ ist eine Oper, eigentlich eine ‚Commedia lirica‘ in drei Akten, in welcher sich der toskanische Komponist von seiner elegantesten Seite zeigt. Und doch hat dieses Puccinis Werk nach der erfolgreichen Premiere in Montecarlo 1917 nie den grossen Durchbruch geschafft. Was die Kritiker desorientiert ist vielleicht, dass das Werk weder zu leicht noch zu schwer ist; oder dass Giuseppe Adami schliesslich nicht Hugo von Hofmannsthal ist; es liegt sicher nicht an Puccinis Partitur, die an interessanten Passagen und Klangfarben reich ist, ausserdem nicht ohne musikalische Perlen, wie zum Beispiel die einzige sehr bekannte Arie „Chi il bel sogno di Doretta“ im I Akt, oder das herzergreifende Finale. Ohne vom raffinierten Konversationston zu sprechen, der die ganze Oper charakterisiert. Ja, Puccini ist Puccini ist Puccini.

Die Zürcher Aufführung

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Das Opernhaus Zürich zeigt die 1. Fassung dieser Oper (Puccini modifizierte mehrfach den Schluss) als Schweizerische Erstaufführung, in italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Am Pult der Philharmonia Zürich steht Marco Armiliato, sicher ein Kenner dieser Puccinis Partitur. Maestro und ein höchst konzentiertes Orchester können hier mühelos beweisen, wie Leichtigkeit einerseits, aber auch Pathos, in diesem Werk einen jedoch so geschmackvollen, präzisen und trotzdem glänzenden und unnachahmlichen Klang bilden. Ja, es ist wirklich unbegreiflich, dass eine Oper wie ‘La Rondine’ viel zu selten aufgeführt wird.

 

 

 

Eine grossartige Sopranistin in der Hauptrolle

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Auf höchstem Niveau ist auch die Besetzung dieser neuen Produktion. Besonders Ermonela Jaho als Magda, eine der Puccinis aussergewöhnlichsten Frauenfiguren, beweist sich hier als Idealbesetzung. Die albanische Sopranistin zeichnet ihre Rolle mit eleganter Virtuosität, mit ihrer warmen, vollen, und sowohl in der Höhe als auch in den Piano und Pianissimo lupenreinen Stimme. Dazu ist sie mit ihrer grossen Darstellungskraft, ihrer Gefühlsintensität, sowie mit ihrem Einfühlungsvermögen eine perfekte Schauspielerin: träumerisch aber selbstsicher am Anfang, verzweifelt  jedoch selbstbestimmt am Schluss, als sie wie eine Schwalbe wieder in die Freiheit wegfliegt.

Gut auch die Leistung der anderen Sänger

La Rondine bedankt sich für den Schlussapplaus Foto Marinella Polli

Grossartig auch Weltstar Benjamin Bernheim als Ruggero, der seine makellose Tenorstimme in jedem Moment souverän führt, und zwar  wirklich ohne – oder fast ohne – den Eindruck entstehen zu lassen, es gehe nur darum, die Kraft seiner Stimme zu zeigen. Auch die Sopranistin Sandra Hamaoui überzeugt als lebhafte Zofe Lisette mit ihrer weich aber differenziert geführten Stimme und mit ihrer starken Bühnenpräsenz. Juan Francisco Gatell ist der Sängerin ein überzeugender Partner, indem er mit tadellos geführtem Tenor und mit seiner sympathischen und kaum klischeehaftigen Ausstrahlung den mal zynischen mal sehr sentimentalen Dichter Prunier darstellt. Bariton Vladimir Stoyanov ist sängerisch und schauspielerisch ein vornehmer Bankier Rambaldo Fernandes, Magdas Geliebter und grosszügiger Gönner. Gut auch die anderen Mitglieder des Ensembles in den kleineren Rollen, und ebenso präzis und kompakt singt der von Ernst Raffelsberger vorbereitete ‘Chor der Oper Zürich’.

Eine wirksame Personenführung

Die Ausführenden geniessen den Schlussapplaus Foto Marinella Polli

Christof Loys Inszenierung ist sicher gelungen, nicht zuletzt wegen einer subtilen und präzisen Personenführung, die ausserordentlich wirksam ist. Der Regisseur spart nicht an Bewegung, Farben und Humorismus, jedoch ohne Überspitzung oder unnötige Frivolitäten, und immer all’unisono mit Puccinis Partitur. Geeignet zur Atmosphäre dieser schönen Oper sind auch das Bühennbild von Etienne Pluss, die  massgeschneiderten Kostüme von Barbara Drosihn, das Light Design von Fabrice Kébour und die Choreographien von Thomas Wilhelm. Aufführungen noch bis 28. Oktober.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos: Monika Rittershaus www.opernhaus.ch 

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La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Die Ausführenden geniessen den Schlussapplaus

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

La rondine Szenenfoto von Monika Rittershaus

Dieser Beitrag wurde am von unter kolumnen meiner gastkolumnisten, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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