Inszenierung und Besetzung
Musikalische Leitung Jonathan Darlington
Inszenierung Matthias Davids
Bühne und Video Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme Susanne Hubrich Licht Guido Petzold
Dramaturgie Kara McKechnie Choreinstudierung Thomas Eitler-de Lint
Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester
Sarastro Randall Jakobsh Tamino David Fischer
Sprecher Mathias Hausmann Erster Priester Sejong Chang
Zweiter Priester Sven Hjörleifsson Dritter Priester Marian Müller
Königin der Nacht Julia Sitkovetsky Pamina Samantha Gaul
1. Dame Olga Jelínková 2. Dame Kathrin Göring
3. Dame Nora Steuerwald 1. Knabe Ceano Hall
2. Knabe Arthur Geisler 3. Knabe Hannes Becker
Papageno Jonathan Michie Papagena Alice Chinaglia
Monostatos Dan Karlström
1. geharnischter Mann Sven Hjörleifsson
2. geharnischter Mann Sejong Chang
Grundsätzliches zum Werk
Prinz Tamino und Pamina, fast noch Kinder, werden sowohl von Sarastro wie von der sternflammenden Königin der Nacht manipuliert: Pamina, Tochter der Königin, wurde von Sarastro entführt. Die zwei Machtinhaber vertreten das Männliche und das Weibliche und kämpfen, von der absoluten Richtigkeit ihrer jeweiligen Systeme überzeugt, um den siebenfachen Sonnenkreis, Symbol der alleinigen Vormachtstellung in der Welt. Die beiden jungen Menschen aber kämpfen vor allem um eins – um ihre Liebe. Papageno, Taminos Begleiter bei der gefährlichen Mission und von Beruf Vogelfänger in Stellung bei der Königin, sorgt als Vertreter alles Irdischen mit Witz und Charme für Bodenhaftung und, glücklich vereint mit Papagena, für Nachwuchs.
Emanuel Schikaneder hat als Vorlage u.a. das Märchen „Prinz Lulu oder die Zauberflöte“ von August Jacob Liebeskind verwendet. Sein Libretto und insbesondere Mozarts Musik fordern ein Theater, das die verwandelnde Kraft der Liebe offenbart und eines, das die Grenzen scharf beleuchtet, wenn die Liebe sich nicht durchzusetzen vermag. Obwohl die Oper bereits 1791 uraufgeführt wurde, hat diese Thematik einen–leider– hoch aktuellen Bezug. In „Die Zauberflöte“ sind es diese diametralen Reiche und ihre Machthaber, des weibliche verkörpert durch die Königin der Nacht, auf der andern Seite das männliche, durch Sarastro und seine Ausführungsgehilfen.
Magische Klänge in Leipzig
Eine Opern Première ist immer auch ein Stelldichein der «haute volée» und der Adabeis einer Stadt. Das war auch in Leipzig nicht anders und so grüsste man jene und jenen in den Foyers des Traditionshauses Augustusplatz.
Political correctness hält auch an Opernhäuser Einzug
Worte wie „Weib“ und „Mohr“ sind inzwischen tabu, sogar bei Aufführungen von Mozarts Dialogoper „Die Zauberflöte“, die man heute wohl eher als Musical bezeichnen würde. An der Oper Leipzig hat Regisseur und Musical-Experte Matthias Davids diese jetzt nicht nur im Text, sondern auch sonst konform umgearbeitet. So singt man zwar textbuchkonform von Weibern, im Übertitel aber wird Frauen geschrieben. Der «böse Mohr» mutiert politisch korrekt, zum «bösen Mann usw.
Bevor sich der Vorhang hebt, während der Ouvertüre erscheinen die Figuren auf der Vorbühne und gucken erst neugierig, dann verwirrt in den Orchestergraben, bevor sie sich wieder in die Kulissen zurückziehen.
Nach der schwungvollen Ouvertüre hebt sich der Vorhang und es züngelte bedrohlich eine auf die Kulisse projizierte, riesige Kobra
Ein Moderner und Zugänglicher Ansatz
Die Produktion zeichnete sich durch einen modernen und unbeschwerten Ansatz aus, der auf politische Korrektheit und Zugänglichkeit setzte.
Innovative Bühnengestaltung
Die Bühne hatte in der Mitte eine geneigte Fläche, die von Spiegelwänden umgeben war, was einen einfallsreichen Raum schuf. Bei Matthias Fischer-Dieskau (Bühne und Video) sind aber keine Kulissen aufgebaut, lediglich eine Spiegelwelt dreier großer Spiegel ist zu sehen: Ein üppiges optisches Spektakel mit Lichteffekten, Schattenspielen, Projektionen, in der vor allem die fantastisch-modernen Kostüme von Susanne Hubrich eindrucksvoll zur Geltung kommen und v den Charakteren eine verspielte Note verleihen.
Starke Darbietungen
Besonders bemerkenswerte Darbietungen waren die von Amelie Petrich als Papagena, die in ihrer begrenzten, aber denkwürdigen Rolle glänzte, und von Dan Karlström als Monostatos, beide lieferten starke Darstellungen. Randall Jakobsh überzeugte als Sarastro, und Samantha Gauls Pamina zeichnete sich durch Klarheit aus. Zudem bewiesen Samantha Gaul, Pamina und David Fischer, Tamino, dass Arien, gesungen im Jeansoutfit, keineswegs an Qualität einbüssen müssen.
Taminos Arie „Wie stark ist nicht Dein Zauberton“ mit großem Elefanten sowie die „Feuer- und Wasserprobe“ die das Prinzenpaar tatsächlich von den Elementen umgeben zeigt. David Fischer ist dabei ein jungenhafter Tamino mit schönem Ton und lockerem Spiel, dem jungen Leonardo di Caprio gleich, wie meine Begleiterin bemerkte.
Samantha Gaul ist die perfekt dazu passende, mädchenhafte Pamina. Sie singt ihre Partie glockenhell und überzeugt mit sehr natürlichem Spiel, das auch die Zwischentöne und Unausgesprochenes reflektiert. In ihrer Reaktion sieht man viel mehr von der doppeldeutigen Übergriffigkeit des „In diesen heil ‘gen Hallen“ als in Sarastros Gesang. Auch im zärtlichen „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ mit dem burschikos aufspielenden, flapsig-heutigen Papageno (Jonathan Michie) lässt sie die Möglichkeiten einer anderen Wendung durchscheinen.
Freude, Schalk und Ironie verbreiteten auch die lebenslustigen drei Damen Olga Jelinkowa, Katrhin Göring und Nora Steuerwald und die drei Thomanerknaben führten Tamino und Papageno voller Elan und Sangesfreude durch die diversen Prüfungen.
Minimalistische Bühnengestaltung
Die Produktion zeichnete sich durch einen minimalistischen Ansatz bei der Bühnengestaltung und den Einsatz von Projektionen aus, insbesondere bei der Darstellung von Tieren.
Starke Priester-Szenen
Die Priester-Szenen der Produktion wurden als einer der stärksten Momente empfunden.
Musikalische Meisterleistung
Im Orchestergraben wurde die Aufführung vom Gewandhausorchester unter souveräner Leitung von Jonathan Darlington begleitet.
Glanzvolle Chorszenen
Die Chorszenen wurden als Höhepunkt angesehen, mit klarer Artikulation und wunderschönem Gesang.
Moderne Interpretation
Zusammenfassend bot die Produktion der Leipziger Oper von „Die Zauberflöte“ unter der Regie von Matthias Davids eine moderne und zugängliche Interpretation mit innovativen Elementen sowohl in der Inszenierung als auch im Kostümdesign. Bemerkenswerte Darbietungen und gut umgesetzte Chorszenen trugen zum Gesamterlebnis bei, während der Ansatz der Produktion zu bestimmten Themen und Symbolen unkonventionell war. Das grösstenteils doch eher dem älteren Semester zuzurechnenden Publikum gefiel diese frische Interpretation vom Mozarts Klassiker sehr gut und es bezeugte dies auch mit entsprechendem Szenenapplaus und einem stürmischen, langanhaltendem Schlussapplaus.
Text: www.leonardwuest.ch
Footos Tom Schulze www.oper-leipzig.de
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