Opernhaus Zürich: Ballett Clara Musik von Clara Schumann, Robert Schumann, Johannes Brahms und Philip Feeney besucht von Marinella Polli

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Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Choreografie und Inszenierung Cathy Marston Musikalische Leitung Daniel Capps Musikarrangements und Originalkomposition Philip Feeney Szenarium Cathy Marston, Edward Kemp Bühnenbild Hildegard Bechtler Kostüme Bregje van Balen Lichtgestaltung Martin Gebhardt Dramaturgie Edward Kemp, Michael Küster
Besetzung:
Philharmonia Zürich Ballett Zürich Junior Ballett Klavier Ragna Schirmer

Nach ihrem beeindruckenden, der grossen Cellistin Jacqueline du Pré gewidmeten Ballett ‘The Cellist‘, setzt sich nun die Choreographin Cathy Marston mit Clara Schumann auseinander.

Erneut eine bedeutende Musikerin 

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Clara Wieck Schumann, eine moderne Frau wie wir wissen, und, wie auch Cathy Marston in ihrem Ballett klar zeigt. Eine Frau, die sich als bedeutendste Pianistin ihrer Zeit und grossartige, aber leider verkannte Komponistin in den Dienst der Musik stellte, und deswegen als Künstlerin, Tochter, Ehefrau eines nicht unkomplizierten Mannes, Mutter (acht Kinder in dreizehn Jahren!), Pflegerin, Managerin und Muse sicher kein einfaches Leben hatte. Carstons Ballett erzählt von einer komplizierten Kindheit, von der schwierigen und oft belastenden Beziehung zum Vater, von einer frühreifen, grossen Liebe zu Robert Schumann, die dazu zu einer anderen symbiotischen und nicht weniger problematischen Beziehung wurde. Auch die innige Freundschaft zu dem vierzehn Jahre jüngeren Johannes Brahms, der von Clara aber auch von Robert Schumann sofort sehr fasziniert war, wird nicht vergessen. Das Ballett erzählt aber vor allem von Talent, Inspiration, Leidenschaft, vollkommene Hingabe, und auch von der ständigen Notwendigkeit, richtig zwischen Kunst und alltäglichem Leben, zwischen Gehorsamkeit und Freiheitsdrang zu entscheiden.

Ein interessantes, reiches Tanzvokabular

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Die choreographische Sprache der Direktorin vom Ballett Zürich ist reich und drückt mühelos alle Situationen und Emotionen aus: Liebe, Zärtlichkeit und Illusion, Desillusion, Pathos und Schmerz. Wenn im ersten Akt die alltäglichen Aufgaben, Aspekte, Situationen und Konflikte der Familie Wieck herausgearbeitet werden, wird im zweiten Akt das Leben von Clara beschrieben: Clara als Ehefrau, als Mutter, als Managerin, die andauernd versucht, Lösungen zu Schumanns beruflichen Schwierigkeiten zu finden. Ein Familienleben, das leider nicht immer so idyllisch ist und das auch die Freundschaft zum jungen Brahms nicht verbessert. Die Choreographie ist hier sehr präzis und ausdrucksvoll. Im dritten Akt wird Clara als die Muse, als die Inspirationsquelle des Komponisten Brahms präsentiert – auch diese sind choreographisch perfekt dargestellte Momente. Die Idee der britischen Choreographin, eine Aufsplittung auf sieben Claras, das heisst auf sieben Aspekte (oder auf die sieben Noten) einer facettenreichen Persönlichkeit auf die Bühne zu bringen, ist einfach genial. Sehr aussagekräftig sind dann auch die Ensemblemitglieder, die wie eine lebende Kulisse, als Noten oder als Klaviertastatur auftreten. Man muss hier aber auch sagen, dass der in drei Akten gegliederte Ballettabend (dazu noch zwei unendliche Pausen) einfach zu lang wird, und dies trotz Pas de Deux und Pas de Trois und Bilder von atemberaubender Schönheit.

Grosse Leistung der Tänzerinnen und Tänzer

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Was Expressivität, Rhythmusgefühl, Ausdauer und Belastbarkeit betrifft, ist die Leistung aller Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Zürich, des Junior Balletts und der Schülerinnen und Schüler der Tanzakademie Zürich grossartig. Perfekt Brandon Lawrence als Robert Schumann, sowie Joel Wollner als Brahms; sehr anmütig Giorgia Giani als Enfant prodige Clara. Und besonders gut auch McKhayla Pettingill als Clara die Managerin, Ruka Nakagawa als Clara die Künstlerin, ebenfalls Daniela Gomez Perez als Clara die Ehefrau, Inna Bilash als Clara die Pflegerin, Sujung Lim als Clara die Mutter, Francesca dall’Aria als Clara die Muse, und alle anderen.

Das Bühnenbild und die schönen Kostüme

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Hildegard Bechtlers Bühnenbild fasziniert mit sparsamen aber essentiellen Requisiten. Auf der Bühne liegt ein stilisierter Deckel eines Flügels, am Anfang wohl als Liebesgarten von Clara und Robert, aber dann auch Fluchtort, Insel, Rückzugszimmer und am Ende als Grab. Dazu ein mobiles Bühnenelement, das eine Klaviertastatur darstellt. Pünktlich wie immer das Light Design von Martin Gebhardt und sehr interessant die Kostüme von Bregje van Balen, die für die sieben Claras plissierte, weisse Midi-Jüpes und differenzierte schwarze Tops kreiert hat. Die Farben der Anzüge und der Fracks der Männer ändern auch von Akt zu Akt je nach Situation.

Die suggestive Partitur von Philipp Feeney 

Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

Philip Feeneys Partitur verbindet nicht nur Stücke von Clara (das Präludium f-Moll und das Scherzo Nr 1 d-Moll im 1. Akt, die Romanze op.21, Nr.1 C-Dur im 3. Akt), sondern auch von Robert Schumann (darunter das Klavierkonzert a-Moll op. 54, 1. Satz im 2 Akt), verschiedene Kompositionen von Johannes Brahms, sowie eigene Stücke. Ragna Schirmer, die deutsche Pianistin und Spezialistin für das Werk von Clara Schumann ist am Klavier zu erleben. Die Philharmonia Zürich wirkt sehr aufmerksam und motiviert unter der Leitung von Daniel Capps.

Am Ende des langen Abends schenkte das zahlreiche Publikum allen Beteiligten einen sehr warmen und langen Applaus.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos: Carlos Quezada   www.opernhaus.ch 

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Clara Szenenfoto der Produktion von Carlos Quezada

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