Besetzung und Programm:
Tenor Juan Diego Flórez
Klavier Vincenzo Scalera
Christoph Willibald Gluck
«O del mio dolce ardor», aus Paride ed ElenaGeorg Friedrich Händel
«Where’er you walk», aus Semele HWV 58
Alessandro Scarlatti (1660-1725)
«Già il sole dal Gange», aus L’honestà negli amori
Gioachino Rossini (1792-1868)
Une Bagatelle für Klavier, aus Péchés de vieillesse
Vincenzo Bellini
«O di Capellio… È serbata a questo acciaro… L’amo tanto e m’è sì cara», aus I Capuleti
e I Montecchi
Gaetano Donizetti (1797-1848)
«Ed ancora la tremenda porta… Come uno spirito angelico», aus Roberto Devereux
José Serrano
«Al mismito rey del moro», aus La alegría del batallón
Reveriano Soutullo & Juan Vert
«Bella enamorada», aus El último romántico
José Serrano
«Te quiero, morena», aus El trust de los tenorios
Manuel Ponce
Intermezzo Nr. 1 e-Moll für Klavier
Édouard Lalo
«Puisqu’on ne peut fléchir… Vainement ma bien aimée»
Szene und Arie des Mylio aus der Oper Le Roi d’Ys
Charles Gounod
«Quel trouble inconnu… Salut! Demeure chaste et pure»
Kavatine des Faust der Oper Faust
Giuseppe Verdi
Walzer in F-Dur für Klavier
«Oh! fede negar potessi… Quando le sere al placido… L’ara, o l’avello»
Szene und Arie des Rodolfo aus der Oper Luisa Miller
Juan Diego Flórez, der Tenor der Superlative, war Mittwochabend Gast am Opernhaus Zürich. Mit der bekannten wunderwirkenden Mischung aus Charme, Humor und Sympathie bot der grossartige peruanische Sänger eine Reihe von Höhepunkten. Wie immer, wenn Flórez ein Konzert gibt, bedankte sich das Publikum mit einer Standing Ovation.
Gluck, Händel und Scarlatti, dazu auch Bellini und Donizetti
Schon mit Gluck und Händel verzauberte der Sänger aus Lima das ganze Publikum mit den Finessen seiner wunderbaren Stimme. Grossartig interpretierte er auch ‘Già il sole dal Gange’ aus Alessandro Scarlattis ‘L’honestà negli amori’, aber es war sicher mit ‘Come uno spirito angelico’ aus Roberto Devereux von Gaetano Donizetti, dass er auch seine innere Energie zeigte. Nach Scarlatti und vor Bellini war der italo-amerikanische Pianist Vincenzo Scalera an der Reihe: er begeisterte das Publikum mit der berühmten ‘Bagatelle für Klavier’ aus Gioacchino Rossinis ‘Péchés de vieillesse’. Scalera begleitete den ganzen Abend den Startenor mit grosser Sensibilität.
Nach der Pause Spanisch, Französisch und wieder Italienisch
Es ist immer dasselbe, kaum betritt Juan Diego Flórez einen Konzertsaal, steht man von Anfang an in seiner Macht. Immer, sogar noch bevor er seine vielseitige Kunst, seine formidable technische Virtuosität und die nunmehr weltweit vielgepriesenen Stärken seiner glanzvollen Stimme auch im jeweiligen Konzert noch beweisen könnte. Und so ging es auch nach der Pause weiter; Flórez verzückte mit diamantstrahlenden, sicheren Spitzentönen und bot trotzdem eine sehr nuancierte Interpretation. Die Beweglichkeit seiner Stimme zeigte er schon mit José Serranos ‘Te quiero morena’ aus ‘El trust de los tenorios’, aber ins besondere mit der Kavatine des Faust aus Charles Gounods ‘Faust’, die, was Eleganz der Phrasierung und Einfühlungsvermögen betrifft, zusammen mit ‘Quando le sere al placido’ aus Giuseppe Verdis ‘Luisa Miller, vielleicht der wahre Clou dieses Teils des Konzerts. Vorher hatte man nochmals das Vergnügen, Vincenzo Scalera zu hören, der den populären ‘Intermezzo Nr. 1 e-moll für Klavier’ von Manuel Ponce mit Elan und Präzision interpretierte.
Zugabe, Zugabe, Zugabe…
Kein Publikum, in keinem Saal der Welt würde je erlauben, dass ein Konzert von Juan Diego Flórez ohne Zugaben endet. Und ohne Extra liess auch das zahlreiche Publikum im Opernhaus Zürich am Mittwochabend den Startenor nicht weggehen. Mit seiner Gitarre honorierte der Sänger zuerst, wie gewöhnlich, seine lateinamerikanische Heimat. Er sang brilliant von Anfang an, aber es war nach dem mit grosser Virtuosität gesungenen «Cucurrucucú Paloma», dass das Theater explodierte. Und es blieb nicht dabei. Mit dem mit Leidenschaft, betontem Herzschmerz und grosser Differenziertheit gesungenen Ohrwurm «Dein ist mein ganzes Herz» aus Franz Lehàrs «Das Land des Lächelns», zeigte Flórez, wie er jede sängerische Herausforderungen souverän meistern kann. Zum abwechslungsreichem Zugaben-Programm gehörte natürlich auch die mit Überzeugung interpretierte ‘La Donna è mobile’ aus Verdis ‘Rigoletto’; wieder eine Glanzleistung, welche die Begeisterung des Publikums noch weiter steigerte. Davon sind wir überzeugt: alle hätten am liebsten die ganze Nacht im Opernhaus verbracht, um Juan Diego Flórez zu bejubeln.
Text: https://marinellapolli.ch/
Fotos: Marinella Polli und www.opernhaus.ch
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