Opernhaus Zürich, Platée von Jean-Philippe Rameau besucht von Marinella Polli

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Platée Szenenfoto von Toni Suter

Platée Szenenfoto von Toni Suter

Platée Szenenfoto von Toni Suter

Die Sänger und Regieteam bedanken sich beim Publikum Foto Marinella Polli

Produktion: Musikalische Leitung Emmanuelle Haïm Inszenierung Jetske Mijnssen Bühnenbild Ben Baur Kostüme Hannah Clark Lichtgestaltung Bernd Purkrabek Choreografie Kinsun Chan Choreinstudierung Janko Kastelic Dramaturgie Kathrin Brunner
Platée Mathias Vida
Jupiter Evan Hughes
Junon Katia Ledoux
Satyre/Cithéron Renato Dolcini
Thespis Alasdair Kent
Mercure Nathan Haller
La Folie Mary Bevan
Momus Theo Hoffman
Clarine/Thalie Anna El-Khashem
Amour Tania Lorenzo
Erste Mänade
Rosa Maria Hernandez
Soyoung Lee
Zweite Mänade
Selena Colombera
Shijia He
Tänzerinnen und Tänzer
Federica Porleri
Sina Friedli
Juliette Rahon
Valentina Rodenghi
Dustin Eliot
Steven Forster
Valerio Porleri
Roberto Tallarigo

Orchestra La Scintilla
Chor der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Jean-Philippe Rameaus ‚Platée‘ ist in diesen Wochen am Opernhaus Zürich in französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln auszukosten, und zwar in der überarbeiteten Fassung aus dem Jahr 1749. ‘Platée’ gehört sicher zum Aussergewöhnlichsten, was das Barockzeitalter hervorgebracht hat.

Ein verblüffendes Werk 

Platée Szenenfoto von Toni Suter

‘Platée’ ist eigentlich ein ‚Ballet bouffon’ (auch Ballettkomödie oder Comédie-lyrique definiert) in einem Prolog und drei Akten nach einem Libretto von Adrien-Joseph Le Valois d’Orville. Es handelt sich um die erste komische Oper Rameaus, ein Musiktheaterwerk, das zwischen Tragik, Komik, Farce und Satire pendelt und dessen Ursprung ein Mythos, den der griechische Reiseschriftsteller Pausania in seiner Beschreibung Griechenlands mitteilt. Es ist eigentlich Theater im Theater (Im Prolog heisst es “Die Geburt der Komödie”), im welchen es um die hässliche Sumpfnymphe Platée geht, die glaubt, jeder Mann verliebe sich auf der Stelle in sie (vanitas vanitatum vanitas). Und es geht besonders um den Streich oder, besser ausgedrückt, um die Intrige, welche sich Cithéron und Mercure ausgedacht haben, nicht zuletzt um die ständig eifersüchtige Junon zu besänftigen: Jupiter soll die hässliche Platée umwerben, und eine Ehe mit ihr muss organisiert werden…..

Die neue Zürcher Produktion

Platée Szenenfoto von Toni Suter

Emmanuelle Haïm dirigiert die Orchestra la Scintilla (Continuo: die ausgezeichneten Benoit Hartoin am Cembalo, Claudius Hermann, Violoncello, Dieter Lange, Violone), während Jetske Mijnssen für die Inszenierung zuständig ist. Zwei Damen, die nach Rameaus Hippolyte et Aricie’ mit ‘Platée’ wieder mit dem Opernhaus Zürich zusammenarbeiten. Die französische Dirigentin – eine unumstrittene Spezialistin für dieses Repertoire – und die niederländische Regisseurin haben eine zweistündige Fassung erarbeitet, in welcher mühelos die Eigenschaften der Barockoper mit jenen der Opera buffa verbunden sind, und dies bereits in der hinreissenden Ouverture. Die Dirigentin sorgt immer dafür, dass die Synchronizität zwischen Chören und solistischen Leistungen und dem Orchester garantiert sind. Alle Musikerinnen und Musiker des fantastischen, auf sehr hohem Niveau eingespielten Orchesters folgen der Dirigentin mit Begeisterung, grosser Energie und Kompetenz.

Hochkarätige Besetzung 

Platée Szenenfoto von Toni Suter

In der Zürcher Neuproduktion wird Platée von dem im Barockfach spezialisierten französischen Tenor Mathias Vidal: die musikalisch fordernde Partie sieht eben einen fürs französische Repertoire typischen Haute-Contre, d. h. einen sehr hohen Tenor. Sängerisch benutzt Vidal sein Talent mit Intensität und Witz, aber nicht ohne Präzision; die Wirkung ist ausserordentlich. Er glänzt auch schauspielerisch und nicht nur, wenn er im weissen Tutu ist, oder wenn er als Souffleuse zurücktritt! Der Sänger stellt alle Facetten – Selbstüberschätzung, einen unerklärlichen und unendlichen Ehrgeiz, sowie die Naivität und Verletzlichkeit eines Kindes – seiner extravaganten Rolle auf so eine Weise dar, dass man ihn als Andersartigen nicht nur auslachen, sondern auch bemitleiden muss. Ebenbürtig ist ihm die englische Sopranistin Mary Bevan, die in der Rolle von La Folie, der dynamischen Ballettmeisterin, das Publikum mit den verrückten Koloraturen besonders beeindruckt. Eine gute sängerische Leistung ist auch die des amerikanischen Bassbaritons Evan Hughes, der Jupiter wirklich ‘royal’ verkörpert. Und eine sympatische Erscheinung sind auch Renato Dolcini in seiner Doppelrolle (Satyr und Cithéron) so wie auch Nathan Haller als Mercure. Gut sind auch Theo Hofmann als Momus, Alasdair Kent als Thespis, Tania Lorenzo als agiler Amour, und Katia Ledoux als imposante Junon. Und grossartig ist selbstverständlich auch die Leistung des in dieser Oper stark geforderten und von Janko Kastelic wie immer präzis vorbereiteten Chors der Oper Zürich.

Die Zürcher Inszenierung: es lebe die Schadenfreude

Platée Szenenfoto von Toni Suter

In der aktuellen Produktion des Zürcher Opernhauses gelingt es Jetske Mijnssen besonders eloquent, wenn auch spielerisch, zu demonstrieren, wie Rameaus ‘Platée’ im Grunde auch eine Satire über Schadenfreude ist. Sie tut das, indem sie den Mythos mit der Sprache von heute interpretiert. Man muss jedoch sagen, dass ihre wirksamsten Mittel dazu das Bühnenbild, die Kostüme und die Choreographie sind. Mit anderen Worten, alles, was das Auge zufrieden (oder unzufrieden) macht.

Ein eruptives Bühnenbild für ein Theater im Theater

Platée Szenenfoto von Toni Suter

Man kann die turbulenten Überraschungen nicht aufzählen, die, wie gesagt, das Auge befriedigen (oder nicht). Bunte, glitzernde Überraschungen. Jetske Mijnssen weiss sehr gut, wie wichtig Bühnenbild (Ben Baur) und narre Kostüme (Hannah Clark) sein können, und was diese für eine Wirkung auf die Zuschauer haben. Zu den vielen goldenen Muscheln kommen noch das Light Design (Bernd Purkrabek) und die unkonventionelle Choreographie (Kinsun Chan). Ja, dem Publikum gefielen Witz und  Exhuberanz des Ganzen, und alle Teilnehmer wurden mit einem langen begeisterten Applaus belohnt.

Für die meisten Zuschauer ein köstlicher Theaterabend.

Text: https://marinellapolli.ch/

Fotos: Tooni Suter www.opernhaus.ch 

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Platée Szenenfoto von Toni Suter

Platée Szenenfoto von Toni Suter

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Die Sänger und Regieteam bedanken sich beim Publikum Foto Marinella Polli

 

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Über Leonard Wüst

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