Besetzung
Prague Festival Orchestra, Dirigentin Rimma Sushanskaya, Solist Kirill Troussov, Violine
Konzertprogramm:
„Die Moldau“ (Bedrich Smetana, 1824 – 1884)
„Violinkonzert in D – Dur“ (Pjotr Ilijtsch Tschaikowski, 1840 – 1893)
„Bilder einer Ausstellung“ (Komposition für Klavier Modest Mussorgsky, 1839 – 1881), Bearbeitung & Interpretation für Orchester von Maurice Ravel
„Boléro“ (Maurice Ravel, 1875 – 1937)
Normalerweise wurde noch nie etwas Gutes daraus, wenn die Russen den Tschechen ihren Stempel, ihr Dirigat und Stil aufdrücken wollten. Dass das ausnahmsweise auch mal sehr gute Resultate ergibt, wurde aber an diesem Spätnachmittag sehr schnell deutlich.
Die gebürtige Sankt Petersburger Dirigentin Rimma Sushanskaya startete mit der heimlichen tschechischen Nationalhymne „Die Moldau“ aus Smetana`s symphonischer Dichtung „Ma Vlast“ (Mein Vaterland), wohl eine der weltbekanntesten klassischen Melodien überhaupt, nebst Mozart`s kleiner Nachtmusik und vielleicht noch die Melodie in F von Franz Liszt.
Raffiniert süffig und elegant die Bläser, weich die Streicher im Zeichnen der böhmischen Landschaft, zügig und stringent das von Rimma Sushanskaya mit dem Dirigentenstab vorgegebene Tempo. Genuss für Ohr und Auge, da sich die Musiker im wahrsten Sinne des Wortes auch ins Zeug legten.
Dann betrat Kirill Troussov (*1982) mit seiner Stradivari „Brodsky“, gebaut im Jahre 1702.die Bühne. Auch er kommt aus Sankt Petersburg und war u.a. schon Gewinner des Yehudi Menuhin Violinwettbewerbes und des europäischen Kulturpreises „Pro Europa“. Er spielte das von Tschaikowski am Genfer See nach einer längeren Schaffenskrise komponierte Violinkonzert feinfühlig und doch fulminant wo angezeigt, sanft und aufmüpfig wo angedacht. Der Solist erhielt nach seinem Auftritt statt des obligaten Blumenstrauss` dem Tag entsprechend einen schön verpackten Schokoladenosterhasen. Natürlich forderte das Publikum stürmisch eine Zugabe, die Troussov auf seine Art humorvoll erklärte und gewährte. So kamen wir in den Genuss des bekannten Kinderliedes „Mein Hut der hat drei Ecken“, spitzbübisch zelebriert im Stile Niccolò Paganinis, sehr zur Freude auch des Orchesters.
Nach der Pause führte Sushanskaya durch die Bilder einer Ausstellung, d.h. sie führte nicht nur, sie packte sie aus und erklärte sie mithilfe ihrer brillanten Mitmusiker auf eindrückliche, packend intensive Art, entsprechend ergriffen und begeistert waren die Anwesenden. Der abschliessende „Boléro“ von Maurice Ravel war dann noch ein Schaulaufen, der Höhepunkt eines aussergewöhnlichen, aufwühlenden Konzertes, das noch lange nachwirken wird.
Text: www.leonardwuest.ch
Veranstalter und Fotos: http://www.concertmedia.de/?lang=de
www.gabrielabucher.ch www.erwingabriel.ch Paul Ott:www.literatur.li