«Piano Summit» im KKL Luzern, Kenny Barron, Danny Grissett , Benny Green und Dado Moroni, 22. Januar 2019, besucht von Léonard Wüst

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Alle vier Pianisten an den beiden Flügeln vereint Foto Boris Bürgisser

Besetzung:

Kenny Barron, Piano – Danny Grissett , Piano – Benny Green, Piano – Dado Moroni, Piano

Rezension:

Danny Grissett, der Ersatz für Cyrus Chestnut

Weltklassepianisten im KKL in Luzern, ob im klassischen oder jazzigen Bereich, sind ja schon eine Selbstverständlichkeit. Aber gleich vier davon in einem Konzert ist dann schon aussergewöhnlich Dass kurzfristig, aufgrund einer Erkrankung von Cyrus Chestnut, Danny Grissett für diesen einsprang, ist eher nebensächlich. Grissett ist ein zu versierter Virtuose, als dass dies auf die Qualität einen negativen Einfluss hätte haben können, zumal er früher auch schon mit „Piano Summit“ auf Tour und somit seinen Musikerkollegen schon bestens vertraut ist.

Erwartungen im Auditorium natürlich hoch, gar zu hoch?

Dado Moroni im Element

Die Besetzung mit den vier virtuosen und hellhörigen Pianisten, die auf unterschiedliche Weise im Bebop verwurzelt sind, liess die Hoffnung auf ein ganz besonderes Konzert aufkeimen und das Publikum, mehrheitlich eher  gesetzteren Alters, war in aufgeräumter Stimmung und voller Vorfreude. Es war dann der „Einspringer“ Danny Grissett der sich als erster an einen der zwei Konzertflügel setzte und seine flinken Finger über die Tasten tanzen liess. Nachdem er sich mit einem Standard warmgespielt hatte, bat er den genuesischen Autodidakten  Dado Moroni auf die Bühne, an den zweiten, dort platzierten Konzertflügel. Auch der Italiener spielte sich kurz ein, bevor sie zu zweit loslegten. Dem Mann aus Genua sitzt der Schalk im Nacken, kontrastiert gegenüber dem eher ernsthaften Kalifornier am andern Flügel. Trotzdem harmonierten sie perfekt, intoniert der eine das Thema, wird es vom andern ausgeschmückt. Sie wechseln ab, stacheln sich dabei gegenseitig, ohne Worte, Gesten oder Blicke, an, werfen sich die Harmonien zu, schälen Kontraste heraus, garnieren mit ein paar Phrasen, mühe- und schwerelos huschen ihre Finger über die 176 Tasten der zwei Flügel.

Kenny Barren inszeniert Thelonious Monks «Well, You Needn’t»

Pianist Kenny Barron

Stilistisch überragend, der inzwischen 75jährige Grossmeister Kenny Barron der Monks Komposition geradezu seziert, entschlüsselt, modelliert und schlussendlich wieder zusammenfügt, so lässig gekonnt, wie er das seit 60 Jahren auf den Bühnen dieser Welt zelebriert. Nach einiger Zeit allein auf der Bühne, rief er den in Berkeley (Kalifornien) geborenen, gewitzten Benny Green auf dieselbe und sogleich legten sie los, leider auch sie nicht mit einem Renner des Be Pop, sondern mit eher ruhigen Balladen. Warum nicht zwischendurch was fetziges, einen Boogie Woogie, eine Ragtime Nummer, gar einen Klassiker wie „Take the A train“, St. Louis Blues, Caravan o.ä.?

Höhepunkt des Konzertes Blue Monk, interpretiert zu viert an zwei Flügeln

Benny Green JAZZBALTICA 2010 Foto Rolf Kissling

Vier grossartige Jazzpianisten, zwei perfekt gestimmte Flügel und eine wunderbare Saalakustik: Eigentlich perfekte Voraussetzungen für ein  Spektakel der Extraklasse. Jeder für sich absolute Weltklasse, aber der Ausflug in die Comedy Szene passt irgendwie nicht zu diesen grossartigen Musikern, mussten zwangsläufig missglücken. Die Versuche von Benny Green als Grimassen schneidender „Stand up comedian“ wirkten hilflos und sollten wohl das Publikum dazu animieren, etwas euphorischer mitzugehen. Ausgerechnet Benny Green, an sich ja wirklich ein witzig, pfiffiger Interpret, musste den Part des Clowns übernehmen. Gut besannen sich die Protagonisten dann doch wieder anders und griffen in die Tasten, spielten sich die Bälle (in Form von Noten und Harmonien) gekonnt zu. Dado Moroni hängte da schon mal den italienischen Macho raus, während Kenny Barron stoisch den unerschütterlichen Grandseigneur gab, Danny Grissett mit verblüffenden Einwürfen überraschte und Benny Green den ihm aufoktroyierten Tölpel leider nicht mehr ganz wegbrachte. Der Applaus des Auditoriums fiel trotzdem sehr stürmisch aus und beorderte die vier Künstler auf die Bühne zurück, um eine Zugabe zu gewähren. Diese fiel dann, mit «Rhythm-A-Ning», ebenfalls von Thelonious Monk, etwas zügiger, verspielter aus. Trotzdem: Sollten Sie den „Piano summit“ verpasst haben, haben Sie nicht wirklich etwas verpasst!

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:

www.allblues.ch

www.jazzluzern.ch

kennybarron.com/

http://www.dannygrissett.com/

bennygreenmusic.com

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