Die Meinungen über scharfes Essen gehen fast diametral auseinander. Während die einen sagen, scharfes Essen würden sie nicht vertragen und es sei sowieso ungesund, betonen andere, ihnen könne es nicht scharf genug sein.
Für sie bedeutet Schärfe Wohlbefinden, verbunden vielleicht sogar mit einem Hauch Erotik oder jedenfalls Exotik. Sicher ist trotzdem: Scharf essen macht nicht alle gleichermassen glücklich.
Übermut bei der Bestellung
Nur nicht übermütig werden – «Do you like the soup spicy? », fragte mich die adrette Bedienung vor Ort in Khao Lak. «Very spicy please», also sehr scharf, betonte ich als vermeintlicher Kenner der Thai-Küche. Und dann kam sie. Alles mundet herrlich beim ersten Löffel. Aber die perfiden Dinger namens Chilis brachten mich allmählich ganz schön ins Schwitzen. Bei Aussentemperaturen um die 30 Grad Celsius hätte ich das «very» vielleicht doch besser weglassen sollen. Oder doch nicht?
Heiss und Kalt
Der Wirkstoff Capsaicin verleiht Chilis ihre natürliche Schärfe und aktiviert die Wärmerezeptoren im Körper. Dadurch wird die Durchblutung angekurbelt, die Poren öffnen sich – wir schwitzen. Dies ist letztendlich auch der Grund, weshalb in den heissen Ländern scharfe Mahlzeiten serviert werden. Scharfes Essen senkt bei Hitze letztlich die Körpertemperatur. Scharfes Essen ist also nicht ungesund. Ob feuriges Essen ungesund ist und in unserem Körper etwas «verbrennt», wie das immer wieder mal kolportiert wird, ist höchstwahrscheinlich nicht der Fall. Bester Beweis dafür sind eben Thailänder, Inder oder auch Menschen anderer Länder, in welchen bevorzugt sehr scharf gegessen wird. Sie leiden nicht gehäuft an Erkrankungen, die als Folge scharfer Speisen gedeutet werden könnten.
Hingegen ist erwiesen, dass scharfes Essen die Durchblutung der Schleimhäute anregen, was sich wiederum auf die Geschmacksnerven auswirkt. Die Magensaftproduktion wird gefördert, die Verdauung, insbesondere von fetten Speisen, wird beschleunigt. So bringen Gewürze und Chili nicht nur Pfiff und Abwechslung in die Küche, sie wirken auch antibakteriell.
Scharfe Speisen mit Durstlöscher bekämpfen
Tun Sie das nicht. Wasser und kaltes Bier helfen gar nicht. Etwas Kokosmilch (oder auch gewöhnliche zu Hause) oder ein feines Pürée von Bananen schon. Oder kühlende Butter.
Also, in unserer Hemisphäre gilt: Wer scharfes Essen liebt und verträgt, soll getrost weiter geniessen. Menschen mit empfindlichen Geschmacks- und Magennerven hingegen sollten nie zu stark würzen, und sie müssen sich auch nicht «schämen» dafür, wenn sie weniger Schärfe ertragen. Es geht hier nicht um Mutproben, man muss nicht sich und vor allem den anderen irgendetwas beweisen.
Kurze Geschichte
Übrigens, dass Chili auch bei uns verbreitet ist, geht auf Christoph Kolumbus zurück. In kastilischen Diensten hat der Seefahrer 1492 Amerika entdeckt, war dabei der Meinung, es handle sich um Indien. Mit dem Chili sass er gleich einem weiteren Irrtum auf. Kolumbus hatte von Bewohnern der Karibik diese kleinen Beeren kennen gelernt, die sich durch enorme Schärfe auszeichneten. Er hielt die Pflanzen mit den feurigen Früchten deshalb für Verwandte des bereits bekannten und sehr begehrten Pfeffers. Pfefferkörner wurden damals wie Gold gehandelt. Die schärfste Chili heisst Habaneros – Die kleinen Schoten der Chili ‚Habanero F1‘ haben es in sich! Sie sind besonders feurig-scharf und gehören zu den schärfsten Chilis der Welt.
Etwas milder sind die Jalapenos – Jalapeño ist eine kleine bis mittelgroße scharfe Paprikasorte, die nach der mexikanischen Stadt Jalapa benannt ist. Sie ist eine Zuchtform des Spanischen Pfeffers aus der Gattung Capsicum. Die geräucherte Form heisst Chipotle.
Text www.herberthuber.ch
Fotos www.pixelio.de
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