Die Portugiesen entdecken sich selbst neu. Ertönte noch vor ein paar Jahren nur auf dem Weg vom Largo do Chiado in die Baixa (Unterstadt) von Lissabon der traditionelle Fadogesang aus dutzenden Lautsprechern der fliegenden Händler und aus den geöffneten Fenstern in der Alfama und der Mouraria erklangen die so einzigartig Wehmut ausdrückenden Saitensprünge der Virtuosen der portugiesischen Gitarre.
Heute legen auch die Taxichauffeure in ihren fahrbaren Untersätzen Kassetten, bei neueren Taxis eventuell sogar CD`s mit dem unverwechselbarem „ mentalen Berührungsgesang“, ein.
Erstaunlicherweise sind heute auch junge, sogar teilweise sehr junge Fadistas an vorderster Front anzutreffen, wo vor ein paar Jahren doch eher überwiegend die mittlere bis ältere Generation aktiv war. Die Jungen experimentieren auch mit neuen Stilrichtungen und zusätzlichen Instrumenten, von der Geige, über die Mundharmonika bis zum Klavier.
Das dies bei Traditionalisten und Puristen des „wahren“ Fados kritisch beobachtet und teilweise vehement verurteilt wird, überrascht nicht, dass aber ein grosser Teil der jüngeren Portugiesen völlig hingerissen und begeistert von diesem Trend ist und dadurch zwangsläufig auch wieder auf die Wurzeln des Fados stösst, stellt einen zusätzlichen positiven Effekt dar.Auch in den traditionellen Fadolokalen in Lissabon dominieren heute die jungen Fadistas, weibliche und männliche, die Szene, sodass man sich um die Fadotradition also wahrlich keine Sorgen machen braucht und auch in Zukunft dem „gosto de ser triste“( dem Genuss, traurig zu sein), frönen kann.
Bild: Mein lieber Freund Luis Filipe Penedo,Präsident und Gründer der “Academia da Guitarra portuguesa e do FADO” und Gründer des
So sind die Idole der momentanen Fadoszene Leute wie z.B. Camané, Carminho usw. und Grössen des traditionellen Fado wie etwa Manuela Cavaco, Linda Leonardo, Eurico Pavia, Antonio Rocha, Misia, Mariza, Luisa Rocha, Aldina Duarte etc.
Ueber all diesen trohnt aber, für alt und jung, die „Ikone“ schlechthin: Amalia (Amalia Rodrigues, 1920 – 1999, genannt Königin des Fado und von den Portugiesen bis heute wie eine Nationalheilige verehrt.)
Der Genuss des Traurigseins geht zurück auf die portugiesischen Seefahrer, die sich einerseits mit Genuss und Entdeckerdrang auf den Weg machten, um neue Länder und Kontinente zu finden, andererseits aber durch die manchmal sehr lange Abwesenheit von Sehnsucht nach ihrem Zuhause und Heimweh geplagt waren, also die Zerrissenheit von Schmerz und Freude gleichzeitig erlitten und genossen.
Nebst dem traditionellen Fado aus Lissabon, gibt es auch noch den Fado de Coimbra und den Fado in Porto, entsprechend sind auch die jeweiligen Gitarren unterschiedlich.Bei einem Besuch in Portugal auf jeden Fall nicht verpassen, ob traditionell oder modernisiert, hinhören und hinschauen lohnt sich auf jeden Fall, am besten in netter Begleitung und einem schönen Glas portugiesischem Wein. Traditionell servierte man nach dem Fado zum Abschluss eine „Caldo verde“, die portugiesische Nationalsuppe.