Liebefeld (ots) – Der schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse begrüsst die Folgerungen des Bundesrates bezüglich der Rolle der Apotheken in der ambulanten medizinischen Versorgung, wie sie aus dem heute publizierten Bericht hervorgehen. Dennoch ortet der Verband weiteren Handlungsbedarf, vor allem im Bereich der Vergütungsmodelle.
In seinem Bericht zum Postulat Humbel bekräftigt der Bundesrat, dass den Apothekerinnen und Apothekern eine wichtige Rolle in der medizinischen Grundversorgung zukommt, insbesondere auch in Anbetracht der Zunahme von Personen mit chronischen Erkrankungen und dem fehlenden Nachwuchs bei den Hausärzten. Besonders hervorgehoben werden der niederschwellige Zugang zum Gesundheitssystem durch Apotheken und die pharmazeutischen Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker, die in Zukunft noch stärker genutzt werden sollen, insbesondere zur Steigerung der Qualität in der Arzneimitteltherapie und der wirtschaftlichen Effizienz im Gesundheitswesen.
Wegweisende Lösungen
«Das grosse, bisher ungenutzte Potenzial der Apotheken als erste Anlauf- und Orientierungsstelle bei gesundheitlichen Problemen ist mit diesem Bericht erfasst und bestätigt worden», sagt pharmaSuisse-Präsident Fabian Vaucher. Mit der Behandlung von häufigen und leichten Erkrankungen vermögen die Apotheken spitalambulante Notfalleinrichtungen und Hausärzte von Bagatellfällen zu entlasten und das Bedürfnis von Patienten nach einer raschen Lösung eines gesundheitlichen Problems abzudecken – immer im Hinblick auf maximale Kosteneffizienz.
«Auch in präventiver Hinsicht sind die Apotheken aufgrund ihres niederschwelligen Zugangs ein idealer Ort, um Public Health Programme zu platzieren», so Vaucher weiter. Dies ist im Rahmen der Nationalen Strategie zur Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten und zur Prävention der saisonalen Grippe erkannt worden. Die stärker diagnostische Rolle der Apothekerinnen und Apotheker bei leichten oder eindeutigen Krankheiten wie auch neue Angebote im präventiven Bereich (Diabetes-/Darmkrebstest) stossen vor allem im urbanen Raum bei der Bevölkerung auf grosses Interesse, wie aus dem Apothekenmonitor 2016 des Forschungsinstituts gfs.bern hervorgeht.
Weiter begrüsst pharmaSuisse die Absicht des Bundesrates, Pilotprojekte in der interprofessionellen Zusammenarbeit zu realisieren, um die Behandlungsqualität bei medikamentösen Therapien zu erhöhen.
Neue Rahmenbedingungen
Mit den Revisionen des Heilmittelgesetzes (HMG) und des Medizinalberufegesetzes (MedBG) werden die Rolle der Apotheker in der Grundversorgung und die Gesundheitskompetenz der Patienten weiter gestärkt. Das revidierte HMG soll es erlauben, für leichte Erkrankungen gewisse verschreibungspflichtige Arzneimittel nach einem persönlichen Kontakt mit der Apothekerin/dem Apotheker und ohne Vorliegen einer ärztlichen Verordnung abzugeben; das MedBG regelt die hierfür notwendigen Voraussetzungen auf der Aus- und Weiterbildungsebene. Bei der Umsetzung des neuen Auftrags, wie ihn das HMG und MedBG vorsieht, sind jetzt auch die Kantone gefordert, von denen einige ihre Gesetze bereits angepasst haben. «Es ist nun aber auch an der Zeit, die Vergütungsmodelle zu überdenken, insbesondere bei der Optimierung der Arzneimitteltherapie zugunsten des Patienten», postuliert Vaucher. Auch bei der interprofessionellen Zusammenarbeit, welche bei der Behandlung von chronischen Krankheiten und für die Patientensicherheit zentral ist, braucht es neue Modelle, um diese Arbeiten an Schnittstellen tarifieren zu können.
Mehrere Gutachten zeigen, dass eine angemessene Vergütung entscheidend dafür sein wird, ob sich eine Neupositionierung der Apotheken in der Grundversorgung erfolgreich realisieren lässt.[content_block id=29782 slug=ena-banner]